Herrin der Schädel
ich.
»Und?«
Ich deutete mit dem Finger auf ein bestimmtes Datum. »Wie du erkennen kannst, gibt sie genau morgen Abend ein Konzert in einer der neuen Musical-Hallen.«
»Das wäre doch was für uns.«
»Sicher, Shao, wenn wir noch Karten bekommen.«
»Ist das für dich ein Problem? Du bist beim Yard, und Suko ist dort ebenfalls beschäftigt. Das wäre kein Problem. Außerdem kommt ihr nicht als Besucher.«
»Wäre das was für dich, Suko?«
»Ich nehme mir was für die Ohren mit.«
»Gut, ich auch.«
Wir schauten noch weiter nach, aber es gab nichts, was uns geholfen hätte. Es blieb bei den bestehenden Informationen, und damit mussten wir uns zufrieden geben.
Wieder zurück im Wohnzimmer, sah ich, dass in meinem Glas noch Whisky schimmerte. Ich trank ihn und schüttelte den Kopf.
»Was hast du?«, fragte Suko, der mich beobachtet hatte.
»Kann ich dir nicht genau sagen. Ich frage mich auch jetzt noch, ob wir auf der richtigen Spur sind. Wieso sammelt eine bekannte Pop-Sängerin Totenschädel?« Ich stellte das Glas weg. »Es sei denn, sie gehört einer ganz bestimmten Musikrichtung an. Das bedeutet dann auch, dass sie entsprechende Texte singt. Pro Hölle, pro Teufel und so weiter. Ich denke da mehr an Alice Cooper.«
»Nein«, meldete sich Shao, »es ist nicht diese Richtung. Es stimmt schon, dass sie harte Songs zum Besten gibt, aber sie kann auch anderes. Lieder mit Melodien, die einschmeicheln können.«
»Dann hast du sie schon gehört?«, fragte ich.
»Was denkst du denn?«
»Wusstest du das?«
Ich hatte Suko gemeint, und der schüttelte den Kopf. »Nein, das habe ich nicht gewusst.«
»Du bist ja auch oft weg.«
»Da hat Shao Recht«, sagte ich und fragte sie gleich weiter. »Ich brauche dich nur anzusehen, um genau zu wissen, dass du eine CD von dieser Frau im Haus hast.«
»Stimmt.«
»Dann könnten wir sie ja hören.«
»Ich wollte sie gerade holen.«
Shao bewegte sich auf den CD-Ständer zu, während Suko nur die Schultern hob und so wirkte, als hätte er in diesem Haus nichts zu sagen oder wäre nur zu Besuch.
Shao brauchte nicht lange zu suchen, die entsprechende CD hatte sie sehr schnell gefunden. Sie legte sie allerdings nicht auf, sondern hielt sie uns entgegen.
»Kennt ihr den Titel?«
»Wie sollten wir«, meinte Suko.
»Dann will ich ihn euch sagen. Die neueste CD von Dana Crow heißt: Träume von Atlantis…
***
Jetzt sagten wir erst mal nichts. Atlantis! Himmel, damit hätten wir nicht gerechnet, dass uns eine Spur zu diesem Kontinent führen würde, der vor mehr als 10000 Jahren gesunken war. Natürlich schoss uns einiges durch den Kopf, und sicherlich auch Shao, die einfach nur vor uns stand und die CD hochhielt.
»Wie kann man von Atlantis träumen?«, fragte Suko kopfschüttelnd.
»Ganz einfach«, erwiderte ich. »Man kann davon träumen, wenn man schon mal dort gewesen ist.«
»Und das traust du ihr zu?«
»Wer weiß. Es wäre nicht das erste Mal, dass wir damit konfrontiert werden.«
»Stimmt auch wieder. Was aber noch kein Grund ist, um irgendwelche Schädel zu sammeln.«
Ich war davon nicht so überzeugt. »Es kommt darauf an, welche Vergangenheit man hinter sich hat.«
»Denkst du an Wiedergeburt?«
»Auch.«
»Dann würde ich doch mal vorschlagen, dass ich die Scheibe auflege«, sagte Shao.
Wir hatten nichts dagegen. Da es sich im Sitzen besser hörte, nahmen wir wieder unsere Plätze ein. Es dauerte nicht mal eine Minute, als der erste Song an unsere Ohren klang.
Er besaß genau den gleichen Titel wie der der CD. Sie träumte von Atlantis.
Ich musste ehrlich zugeben, dass mir die Stimme der Sängerin gefiel. Sie klang nicht schrill, zumindest nicht hier. Sie war weich, sie steckte voller Kraft. Es war ein Lied mit Melodie, und man konnte sogar von einem Ohrwurm sprechen.
In ihren Träumen sah Dana einen wunderbaren Kontinent, in dem alles zu einer großen Pracht erblüht war. Herrliche Häuser, stille Seen, wunderbare Menschen, die in Liebe vereint waren.
Aber im Hintergrund war doch immer dieser dumpfe Klang zu hören, der sich mit fortschreitendem Text immer mehr verstärkte, so dass wir die Ahnung bekamen, dass das Finale nicht mehr weit entfernt war.
Das traf auch zu.
Die Stimme veränderte sich. Sie wurde hart. Die Musik erklang stampfend, als wären Maschinen dabei, alles zu zerstören, und Dana sang viel schriller. Sie legte ein völlig anderes Gefühl hin, der Zuhörer konnte spüren, dass da etwas auf ihn und auf sie zukam, vor
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