Herrin der Schädel
wäre aufgefallen, und man hätte sie bestimmt gestoppt.
Der Name rutschte ihm von selbst über die Lippen, und Griffin sprach ihn flüstern aus.
»Dana Crow…«
Ja, nur sie konnte es sein. Nur sie bewegte sich so und wurde von dem Klirren der Kette begleitet. Es war so etwas wie ein Wahrzeichen für sie, das er kannte und ihre anderen Fans ebenfalls.
Kalt rann es ihm den Rücken hinab. Er wusste nicht, ob er sich fürchten oder freuen sollte. Griffin kannte sie, denn er hatte in ihrem Auftrag gehandelt.
Und jetzt kam sie zu ihm? Wie war das möglich? Er fragte sich aber auch, ob er sich das Klingeln nur einbildete, was auch gut hätte sein können. Auf der Bühne gehörte es dazu. Es war die perfekte Begleitung für den Song.
Doch jetzt machte ihm das Klirren Angst, obwohl es sich leise anhörte. Es stellte noch keine Gefahr dar, aber es näherte sich, und Griffin überkam der Eindruck, dass sich in der Zelle und direkt in seiner Nähe etwas verändert hatte.
Selten hatte sein Herz so heftig geschlagen wie in diesen Augenblicken. Die Schläge schienen die Brust sprengen zu wollen. Gleichzeitig wurde sie enger.
Der Mann auf dem Bett bewegte seine Augen. Die Schmerzen in seiner Nase spürte er nicht mehr, denn das Andere, das Unmögliche hatte jetzt absoluten Vorrang.
Griffen starrte nach vom.
Verdammt, da war nichts zu sehen. Ebenso wenig wie an den anderen Seiten und der Decke.
Der Raum war für ihn zu einer doppelten Zelle geworden. Mit jeder Sekunde, die verstrich, nahm die Bedrohung zu. Für Griffin stand fest, dass er nicht mehr allein war.
Vorhin hatte er geschrien. Jetzt hätte er es gern getan, doch er brachte es nicht fertig. In seiner Kehle klemmte etwas fest, das er auch nicht durch Räuspern wegbekommen konnte. Wie ein Dieb hatte sich das Grauen in seine Umgebung eingeschlichen, und es war dabei, sich auszubreiten. Es verdichtete sich. Es würde ihn immer mehr quälen, ihn verrückt werden lassen…
Griffin glitt vom Bett.
Als er normal stand, fühlte er sich trotzdem nicht wohler. Der Druck war nicht nur geblieben, er nahm sogar noch zu. Griffin atmete stoßweise ein. Er suchte nach Worten. Er wollte sich irgendwo Luft verschaffen und das Unsichtbare, das in seiner Nähe lauerte, ansprechen, doch auch dazu fehlte ihm der Mut.
Phil Griffin merkte, wie schleichend und druckvoll die Angst sein konnte. Sie war nicht zu kontrollieren. Sie hatte ihn erreicht und kroch an ihm hoch.
»He, zeig dich! Verdammt, zeig dich endlich! Wer bist du denn, verflucht?«
Er bekam keine Antwort. Das Klirren der Kettenglieder blieb nach wie vor bestehen, und er spürte sie schon imaginär über seine Haut hinwegstreifen. Sie war da, da war er sich sicher. Sie, die Sängerin, der Pop-Star. Dana Crow.
Er bewegte hektisch seinen Kopf. Zu sehen war sie nicht. Er hörte nur das Klirren, nahm aber keinen Geruch wahr. Dennoch hatte er das Gefühl, sie anfassen zu können, so nahe spürte er sie.
Und er hörte das Klirren.
Jetzt sogar deutlicher. Wie eine böse Melodie entstand es dicht vor ihm. Er konnte nicht mehr auf der Stelle bleiben und wich zurück. An seinem Rücken spürte er die Tür. Jetzt war es aus. Er kam nicht mehr weiter.
»He, Dana, he, bitte… wenn… wenn du es bist, dann melde dich bitte. Tu mir den Gefallen. Melde dich. Sag etwas. Sag, dass du schon in der Nähe bist. Nur mal deine Stimme. Nur einmal…«
Griffin schaute flehend nach vorn, weil er davon ausging, dass sie ihn sehen konnte.
Und sie meldete sich. Nur traf ihn der Satz hart, den sie ihm sagte: »Du hast mich verraten…«
»Nein, wie kommst du darauf?« Er war sich keiner Schuld bewusst, aber er war durcheinander.
»Ihr habt mich verraten!«
Phil Griffin stöhnte auf. »Nein, nein, nein, das kannst du nicht sagen! Wir haben alles für dich getan. Wir sind dein Fan-Club gewesen. Verdammt noch mal, das musst du uns glauben. Niemand von uns hat dich verraten.«
»Doch, ihr habt es getan! Und ihr kennt die Regel. Ich verlange den absoluten Gehorsam. Nichts anderes ist wichtig, mein Freund. Und wenn ich merke, dass es nicht mehr so ist wie es sein müsste, dann werde ich die Konsequenzen ziehen.«
Griffin hatte jedes Wort mitgehört. Er wollte es nicht glauben, denn er hatte den Sinn der letzten Antwort sehr gut begriffen. Konsequenzen konnten sowohl positiv als auch negativ sein. Bei ihm aber würden sie im Grauen enden oder im Tod.
Er streckte die Hände nach vom. »Nein, bitte nicht. Bitte, ich will und kann es nicht.
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