Herrin der Schädel
Person zu betreten. Dass man mir die Chance gab, lag nicht daran, dass man ein so großes Vertrauen zu mir hatte, es gehörte zu einem Plan, da hatte Suko schon Recht. Atlantis war uns ebenfalls nicht fremd, denn wir hatten schon einige Zeitreisen hinter uns. So konnte es durchaus sein, dass die andere Seite über Suko und mich Bescheid wusste.
Wir benahmen uns wirklich wie zwei Diebe, als wir auf der Schwelle stehen blieben. Zuerst schnupperten wir nur. Der Duft des Parfüms schwängerte die Umgebung. Aber es war auch noch ein anderer Geruch vorhanden. Ich fand die Ursache nicht heraus, und ich wusste auch nicht genau, wie er roch.
Mir kam er fremd vor. Exotisch. Vielleicht nach irgendwelchen Ölen oder Salben.
Zu hören war jedenfalls nichts. Uns empfing die Stille einer leeren Hotel-Suite. Da dudelte keine Musik, auch die Glotze lief nicht, und als wir kurze Zeit später die Suite betreten hatten, da konnten wir nur anerkennend nicken.
Sie setzte sich aus verdammt großen Räumen zusammen. Zwei Bäder gehörten dazu, auch zwei separate Toiletten. Ein großes Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer mit Anschlüssen für Fax und Internet, und auf den Fernseher konnte man von jedem Zimmer aus schauen. Nur nicht in der Sauna.
»Was sagst du?«, fragte Suko.
»Tja, so habe ich noch nie gewohnt.«
»Wirst du auch nicht.«
»Ich weiß.«
Wir durchsuchten noch mal die Räume, aber wir fanden nichts Verdächtiges. Es war alles normal, und dazu zählten auch die Spiegel, die keinen Zugang zu anderen Welten oder anderen Zeiten ermöglichten. In dieser normalen Suite wohnte eine völlig normale Frau.
Ich sah Suko’s Gesicht an, dass er ein wenig enttäuscht war. »Womit hast du denn gerechnet?«
»Nun ja…«
»Mit einer Höhle?«
»Nein, das nicht. Zumindest hätte ich mir gut irgendwelche Spuren vorstellen können.«
»Die sind nicht zu sehen.«
Er ließ sich auf der Lehne eines Sessels nieder, der mit gelbem Stoff bespannt war. »Willst du trotzdem auf deine Freundin warten?«
Ich verdrehte die Augen. »Erstens ist sie nicht meine Freundin, und zweitens bleibe ich.«
»Dann suche ich mir auch schon einen Platz aus.«
»Irrtum. Es war abgemacht, dass du außerhalb der Suite wartest. Daran sollten wir uns halten.«
Suko schaute mich länger an. Ich sah die Sorge in seinem Blick, und die drückte er auch mit Worten aus. »Wenn ich ehrlich bin, traue ich dem Frieden nicht, John. Da kannst du sagen, was du willst. Das passt nicht. Das ist irgendwie verkehrt.«
»Wie sollen wir sonst weiterkommen?«
»Stimmt auch.«
»Okay, es bleibt dabei, und wenn sich etwas tut, werde ich mich melden.«
Er rutschte von der Lehne und schlug mir auf die Schulter. »Abgemacht, aber lass dich nur nicht von ihr ein wickeln.«
»Keine Sorge.«
Suko ging durch den Flur, öffnete die Tür und verließ die Suite. Mich ließ er allein zurück…
***
In einem normalen Hotelzimmer gibt es vielleicht die Minibar, aber hier in der Suite war das etwas anderes. Da konnte ich unter zwei Bars wählen. Die im Wohnraum war die beste. Die alkoholischen Getränke – sie waren vom Feinsten – standen auf einem fahrbaren Wagen, um den ich mich nicht kümmerte. Ich ging bis zum Fenster, schaute hinaus und hatte einen wunderbaren Blick auf den Hyde Park, der von der hellen Frühlingssonne gebadet wurde.
Hier ließ es sich schon aushalten, aber meine Gedanken drehten sich um andere Dinge. Da war der helle Park für mich nicht interessant, denn mir wollte die Frau nicht aus dem Kopf, die ich jetzt von Angesicht zu Angesicht erlebt hatte.
Etwas anderes kam noch hinzu.
Ich dachte an den Film, der ihren Auftritt zeigte. Und ich dachte an den Hintergrund. An all die verdammten Schädel, die dort im blauen Licht zu sehen waren.
War dieser Hintergrund nur als reine Schau ins Leben gerufen worden oder gab es eine tiefere Bedeutung?
Ich tendierte zur letzten Möglichkeit. Die Sängerin konnte sich bei ihren Auftritten nur in dieser Umgebung wohl fühlen. Sie brauchte das für ihre Texte, und es hatte vier Männer gegeben, die Gräber aufgebrochen hatten, um Schädel zu stehlen.
Nicht für sich. Ich ging davon aus, dass sie die Schädel Dana Crow gebracht hatten, die echten, denn die auf der Dekoration waren nur gemalt gewesen. Davon ging ich zumindest aus, solange man mir noch nicht das Gegenteil bewiesen hatte.
Wie gesagt, man konnte sich in der Suite wohl fühlen. Dennoch war das bei mir nicht der Fall. Auch wenn sich der
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