Herrin der Schädel
und ich ging wieder auf Suko zu, der sich etwas abgesetzt hatte.
Er stand in der Nähe eines Gangs, der tiefer in den Hotelkomplex hineinführte. An den Wänden des Flurs waren Schaufenster angebracht, in denen die Luxusartikel bestimmter Geschäfte lagen und bestaunt werden konnten.
»Dort hinten tut sich etwas.«
»Wieso?«
»Sie bereiten etwas vor, John. Ich gehe davon aus, dass der Auftritt dort stattfindet und nicht in der Halle. Da hat man die Typen gut an der Nase herumgeführt.«
»Dann lass uns mal gehen.«
»Das wollte ich gerade vorschlagen.«
Eine hohe zweiflügelige Tür wurde aufgeschoben. Ein Kellner fuhr einen Wagen mit Getränken in den Raum. Jetzt war auch mir klar, dass sich die große Schau nicht in der Halle abspielen würde.
»Dann wollen wir uns mal die besten Plätze sichern«, schlug ich vor, aber das war nicht so leicht, denn wir wurden wieder von zwei Aufpassern gestoppt.
Jeder, der in den Raum wollte, musste so etwas wie einen Ausweis oder eine Akkreditierung vorzeigen, und da sahen wir natürlich blass aus. Aber es gab unsere Ausweise, und als wir die zeigten, mussten die beiden Typen erst überlegen.
»Alles klar?«, fragte Suko.
»Ja, Sie können gehen.«
Etwas anderes hatten wir auch nicht erwartet. Wir betraten einen noch leeren Raum, in dem zahlreiche Stühle standen. Es gab ein Podium, das noch nicht besetzt war, und ich fragte mich, warum sich all die Typen in der Halle aufgebaut hatten. Da hatte man sie wohl in die Irre geleitet.
Und dann kam sie!
Auch wir wurden überrascht, denn wir hatten uns von der Tür weggedreht. Suko stieß einen leisen Zischlaut aus, er berührte mich auch, und ich drehte mich um.
Sie stand an der Tür, wurde von den beiden Aufpassern flankiert und ging nicht weiter, denn sie hatte uns gesehen. Ob der Blick dieser dunklen Augen auch auf Suko gerichtet war, wusste ich nicht, ich jedenfalls fühlte mich fixiert.
Und für mich stand in diesem Moment fest, dass wir beide Todfeinde waren…
***
Es war plötzlich eine seltsame Atmosphäre geworden. Sehr still kam sie mir vor. Die Luft zwischen Dana Crow und uns schien zu einer hauchdünnen Eisschicht geworden zu sein. Jedem war klar, dass es hier zwei Personen gab, die auf verschiedenen Seiten standen.
Das hatte nichts mit meinem Kreuz zutun, denn es »meldete« sich nicht. Seine Temperatur blieb gleich, aber das musste nicht viel zu sagen haben. Außerdem war mein Kreuz kein Allheilmittel.
Für mich gab es die anderen Menschen nicht mehr. Nur noch Dana Crow und ich hatten Bestand. Dass sich im Foyer der Lärm gesteigert hatte, nahm ich nur am Rande wahr. Wahrscheinlich lief dort auch etwas ab, nur interessierte mich das nicht.
Dana schaute mich an, ich blickte ihr ebenfalls in das Gesicht. Es war tatsächlich hübsch und fraulich. Weich geschnittene Züge, ein voller Mund, das schwarze lockige Haar, das alles machte sie eigentlich zu einer Traumfrau.
Nur trug Dana nicht die Kleidung, die ihr Outfit auf der Bühne darstellte. Sie war in einen hellen Hosenanzug gehüllt, dessen Jacke nicht eben hoch geschlossen war, so dass von beiden Seiten die festen Brüste in den Ausschnitt drängten. Schmuck trug sie keinen. Ich entdeckte auch kein Tattoo auf ihrer Haut, sie wirkte einfach durch ihre Erscheinung, und mir schoss durch den Kopf, dass es vier Tote gegeben hatte. Menschen, die erwürgt worden waren. Da stellte ich mir sofort die Frage, ob sie daran die Schuld trug.
Vorstellen konnte man es sich nicht, aber ich hatte in meinem Job schon die tollsten Überraschungen erlebt. Viele Menschen sind nicht so wie sie auf den ersten Blick wirken.
Wie lange wir uns angeschaut hatten, konnte ich nicht sagen. Mir kam die Zeit sicherlich länger vor, als sie es tatsächlich gewesen war, und es war Dana Crow, die sich als Erste bewegte.
Sie kam auf mich zu. Suko schaute sie nicht an, das war zu sehen. Mein Partner war etwas zur Seite getreten, um Dana freie Bahn zu lassen.
Sie blieb stehen, als wir uns fast berührten. Das passierte nicht, aber ich nahm ihren Duft wahr. Ein leichtes, aber trotzdem sehr intensives Parfüm, das meine Nase umschmeichelte, als sollte es andere Gerüche überdecken.
Sie sagte kein Wort. Sie lächelte nur. Aber ihre Augen lächelten nicht mit. Sie schauten mich an, und ich las darin ein bestimmtes Wissen, was mich schon etwas misstrauisch werden ließ.
»Wer sind Sie?« Die Stimme war weich. Sie klang zudem leicht rauchig. Sie konnte einem schon unter die Haut
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