Herrin der Schädel
Innenarchitekt mit der Einrichtung Mühe gegeben hatte, es war trotzdem eine gewisse Kälte oder Spannung geblieben, die ich so interpretierte, als hätte sich etwas Fremdes hier eingenistet, das aber nicht zu sehen und nur zu fühlen war. Fremd und böse.
Überall lagen die dicken Teppiche, so dass so gut wie keine Geräusche zu hören waren, als ich die einzelnen Räume wieder einmal durchging. Ich war auf der Suche, doch ich wusste selbst nicht genau, was ich eigentlich suchte oder zu finden hoffte. Es musste doch einen Beweis dafür geben, dass diese Person noch mehr war als nur die bekannte Pop-Sängerin. Ich wunderte mich auch darüber, wie aufgeräumt die Räume waren. Von einer Rockröhre hätte man eigentlich etwas anderes erwartet. Aber auch hier stimmte das Klischee nicht.
Hin und wieder berührte ich mein Kreuz, um vielleicht doch einen Hinweis zu erhalten. Da tat sich nichts. Es gab keine Erwärmung, und das nahm ich auch hin, denn ich wusste, dass mein Talisman bei bestimmten Dingen nicht reagierte.
Ich rief Suko über mein Handy an.
Die Verbindung klappte. Er meldete sich sofort. Seine Stimme klang gespannt.
»Und? Hast du…«
»Nein, ich habe nichts. Es ist alles normal. Ich bin nicht angegriffen worden und…«
»Schon okay. Auch hier tut sich nichts. Unsere gemeinsame Freundin hält sich noch immer unten auf.«
»Okay.«
»Soll ich dir Bescheid geben, wenn sie kommt?«
»Kannst du.«
»Super, John, und lass die Bar in Ruhe.«
»Ich habe die Flaschen schon zur Hälfte geleert, keine Sorge. Den Rest lasse ich dir.«
»Gut.«
Wir unterbrachen die Verbindung, und ich hätte es mir bequem machen können, was ich jedoch nicht tat, denn irgendetwas störte mich. Es konnte nicht allein an der Stille liegen, aber etwas anderes war nicht vorhanden. Es gab nur die Stille.
Oder doch nicht?
Etwas veränderte sich. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr allein zu sein: Etwas tat sich in dieser Suite, aber es blieb im Unsichtbaren verborgen.
Ich überlegte, in welches Zimmer ich gehen sollte, blieb aber im Wohnraum. Den kannte ich am besten, der war das größte Zimmer in der Suite.
»Hi, John…«
Diesmal war die Stimme zu hören gewesen. In der Stille sogar überdeutlich. Ich drehte mich auf der Stelle, aber es war nichts zu sehen, und auf mein Kreuz konnte ich mich auch nicht verlassen, denn da tat sich nichts.
»Komm zu mir, John…«
Es war zweifelsohne die Stimme der Dana Crow. Sie lockte mich in eine bestimmte Richtung, denn als ich zwei Schritte auf das große Schlafzimmer zugegangen war, hörte ich wieder das sanfte Flüstern in meinem Kopf und in den Ohren.
»Ja, du bist auf dem richtigen Weg…«
Ich stoppte trotzdem vor der Tür, die ich nach dem Verlassen des Raumes wieder geschlossen hatte. Die sanfte Frauenstimme war verstummt, und ich wartete gespannt darauf, sie von neuem zu hören.
»Willst du nicht kommen, John?«
Ich gab die Antwort auf meine Weise. Die golden schimmernde und gebogene Klinke war leicht nach unten zu drücken, und die Tür glitt auch wie von selbst nach innen.
Zum zweiten Mal schaute ich von der Schwelle her in das Schlafzimmer hinein. Es war ein großer Raum. Er hatte natürlich einen Zugang zum Bad. Vor mir stand das breite Bett, und der Kleiderschrank an der rechten Seite war begehbar.
Das Licht im Schrank schaltete ich ein. Sehr schwach nur schimmerte es durch irgendwelche Ritzen. Mich überkam der Eindruck, dass der Schrank hier im Raum am wichtigsten war. Es konnte auch sein, dass die Stimme hinter der Tür aufgeklungen war.
Ich bewegte mich mit vorsichtigen Schritten. Der Friede in dieser Suite war meines Erachtens verdammt trügerisch geworden. Es hatte sich etwas verändert, ohne dass es von mir bemerkt worden war, und das wiederum gefiel mir auch nicht.
Der breite, begehbare Schrank hatte eine entsprechend breite Tür, die ich aufziehen musste. Leider ließen die Lamellen von der Außenseite keinen Blick in das Innere zu, aber ich stellte schon fest, dass dort eine Veränderung eingetreten war.
Das Licht kam mir irgendwie anders vor. Es war nicht so hell, man hatte es mehr gedimmt, um eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen. Auch das war neu, denn bei der ersten Besichtigung war es mir nicht aufgefallen. Ich dachte wieder daran, dass diese Suite zu einer Falle für mich werden konnte, und war entsprechend auf der Hut.
Ich legte meine Rechte auf den Türknauf. Dann zog ich die Tür schwungvoll zu mir hin, zum zweiten Mal – und ich blieb wie
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