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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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vorbeifahrenden Toben des Windes einen höheren, singenden Ton hörte. Donal spürte eine merkwürdig kalte, erregende Angst. Seine Sinne, erfüllt mit dem Vergnügen, auf dem Wind daherzujagen, waren bis an ihre Grenzen belastet. Wenn ich stürze, könnte ich zerschmettert werden – aber ich werde nicht stürzen! Er kreiste wie ein Falke in seinem heimischen Element, blickte hinab auf das Tal, auf die zackigen Risse in den Wolken über der Feuerstation und die hochaufgetürmten, mit Blitzen erfüllten Sturmwolken über dem Gipfel des Toten Mannes. Erneut kreisend erwischte er eine Querströmung, die ihn in die Richtung der Feuerstation bringen würde. Er kippte die Flügel wie ein Vogel, hatte alle Sinne in die Ekstase des Fluges getaucht. Er war sich nicht bewußt, daß Renatas Geist mit dem seinen verbunden war, aber er ertappte sich bei dem Gedanken: Ich wünschte, Renata könnte es sehen, wie ich es sehe. Irgendwie verknüpfte er in seinen Gedanken die Ekstase des schwebenden langen Gleitfluges und das Vorbeirasen des Windes mit dem allzu kurzen Augenblick, als er sie gehalten und ihren Mund auf dem seinen gespürt hatte …
Ein Blitz knisterte unheilverkündend. Die Metallklammern am Ende der Streben glühten plötzlich in bläulichem Licht auf. Donal, vor nicht entladener Elektrizität prickelnd, machte sich klar, daß der Sturm sich zu bewegen begann und rasch auf die Feuerstation zuhielt. Er konnte jetzt nicht hinab. Mit der elektrischen Aufladung seines Körpers konnte er den Boden nicht berühren, ohne getötet zu werden. Er mußte kreisen, bis die Aufladung sich ableitete. Das plötzliche Donnern machte ihm bewußt, wieviel Angst er hatte. Der Sturm bewegte sich in die falsche Richtung. Er hätte am Gipfel des Toten Mannes vorbeitreiben müssen, und jetzt drehte er sich zurück. Plötzlich fiel ihm der Tag von Dorilys’ Geburt ein, der Todestag seiner Mutter. Damals war der Sturm auch falsch gewesen! Dorilys, im Schlaf Träume von Schrecken und Kraft träumend, streckte ihre Fühler aus, um die Mächte des Sturms anzutippen. Aber warum wollte sie sie gegen ihn richten, selbst im Schlaf? Weiß sie, daß sie nicht länger das einzige weibliche Geschöpf in meinen
    Gedanken und meinem Herzen ist? Er kämpfte darum, trotz des hartnäckigen Abwindes, der ihn hinunter auf das offene Feld hinter der Feuerstation tragen wollte, in der Luft zu bleiben. Er mußte noch einmal kreisen. Erneut betäubte ihn das Donnerkrachen. Schauer kalten Regens ließen Donal frösteln. Und wieder einmal fühlte er, wie der Blitz sich um ihn herum bewegte. Mit jedem Atom seines Laran griff er hinaus, drehte etwas und schleuderte es woanders hin …
Es war fort. Donner knisterte durch seinen Körper. Er fiel wie ein Stein. Mit letzter Kraft erwischte Donal eine Strömung, die ihn knapp an den Rand des freien Feldes hinter der Feuerstation bringen konnte. Würde er es verfehlen, die Bergwand hinunterstürzen und zerschmettert tief unten enden? Halb bewußtlos sah er, wie jemand unter ihm dahinlief, auf die Stelle zu, an der er landen würde.
Er fiel schwer und taumelnd. Seine Füße berührten den Boden und Renata fing ihn in ihren Armen auf und hielt ihn, durchnäßt und bewußtlos, einen Moment an sich gepreßt, bis sein Gewicht sie umwarf. Zusammen stürzten sie hin.
Erschöpft drückte Renata den bewußtlosen Donal an ihre Brust. Sein Gesicht war vom Regen kalt, und einen schrecklichen Moment lang wußte sie nicht, ob er noch am Leben war. Dann spürte sie die Wärme seines Atems, und die Welt begann sich wieder zu bewegen. Jetzt weiß ich, wie es ist, zu lieben. Nichts vor einem zu sehen, außer dem einen …zu wissen, da ich hier knie und er in meinen Armen liegt, daß ich in einem sehr realen Sinn auch hier gestorben wäre, hätte er dies nicht überlebt … Ihre Finger zerrten an den Gurten und lösten Donal aus dem wie durch ein Wunder unbeschädigten Gleiter. Seine Augen öffneten sich. Er zog sie zu sich hinab, und ihre Lippen trafen sich in einer plötzlichen, tiefen Stille. Sie nahmen Allart und Kyril, die sie beobachteten, nicht wahr. Ein für alle Male, jetzt und für immer, wußten sie, daß sie zueinander gehörten. Was auch immer später geschehen würde: Es wäre nur die Bestätigung dessen, was sie schon wußten.
    20
    Solange sie lebte, wußte Renata, würde nichts in ihrem Geist und ihrer Erinnerung die Schönheit dieser Jahreszeit je übertreffen – Hochsommer in den Hellers und Donal an ihrer Seite. In ihren

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