Herrin Der Stürme - 2
kommen, und ihm dürfte es kaum leid tun, wenn sie in der eigenen Familie bleibt.«
»Aber er ist großzügiger zu mir gewesen, als mein leiblicher Vater es hätte sein können. Er verdient Besseres als diese Doppelzüngigkeit. Und außerdem will ich nicht, daß deine Verwandten glauben, ich hätte dich verführt, während du unter dem Dach meines Pflegevaters lebtest – vielleicht nur um dieser Mitgift willen.«
»Oh, diese lumpige Mitgift! Ich weiß, daß sie dir nicht wichtig ist, Donal.«
»Wenn es nötig ist, mein Liebes, gebe ich jedweden Anspruch auf sie auf und nehme dich mit dem, was du auf dem Leibe trägst«, sagte er ernsthaft.
Renata lachte und zog seinen Kopf zu sich herab. »Das solltest du wirklich besser tun«, neckte sie ihn. Sie liebte es, wenn er errötete wie ein Junge.
Sie hatte nie geglaubt, daß sie allem außer ihrer Liebe so entsagen könnte. Trotz all meiner Jahre im Turm, trotz aller Liebhaber, die ich hatte – ich hätte ebensogut ein Kind in Dorilys’ Alter sein können! Sobald ich wußte, was Liebe sein kann, bedeutete alles andere nichts mehr, überhaupt nichts, und noch weniger …
»Und doch, Renata«, warf Donal ein und brachte das Gespräch wieder auf den Ausgangspunkt, »sollte mein Pflegevater es erfahren.« »Er ist ein Telepath. Ich bin sicher, er weiß es. Aber ich glaube, er hat noch nicht entschieden, wie er sich verhalten soll«, sagte Renata. »Es wäre sehr unfreundlich von uns, seine Aufmerksamkeit zu erzwingen!«
Donal mußte damit zufrieden sein, aber es blieben einige Fragen offen: Wie hätte Dom Mikhail je denken können, daß er sich auf diese Weise den Traditionen widersetzen und unerlaubt seine Gedanken auf eine heiratsfähige Frau richten würde, ohne die Einwilligung ihrer Familie zu haben? Er fühlte sich merkwürdig entfremdet von dem Weg, den sein Leben hätte nehmen sollen.
Als Renata das besorgte Gesicht ihres Geliebten sah, seufzte sie. In den einsamen Auseinandersetzungen mit ihrem Gewissen im Turm war ihr klar geworden, daß sie sich unausweichlich von den traditionellen Mustern lösen mußte, die einer Frau ihres Clans bestimmt waren. Bis jetzt hatte Donal nie die Notwendigkeit einer Änderung gespürt.
»Dann werde ich meinem Vater eine Nachricht schicken, damit es zu spät für ihn wird, vor Mittwinter noch zu antworten. Ich werde ihm mitteilen, daß wir in der Mittwinternacht heiraten werden – falls du mich noch willst.«
»Falls ich dich noch will? Liebste, wie kannst du das fragen?« sagte Donal vorwurfsvoll. Der Rest ihrer Unterhaltung wurde nicht mit Worten geführt.
Der Sommer ging dahin. Die Blätter begannen sich zu verfärben, Dorilys feierte ihren Geburtstag, und die erste Ernte wurde eingebracht. Eines Tages waren alle Bewohner von Aldaran hinausgegangen, um die großen Wagen zu bestaunen, die, mit Säcken voller Nüsse und Krügen mit gepreßtem Öl beladen, in eine der weiter draußen liegenden Scheunen gebracht wurden. An diesem Tag traf Allart in einem abgelegenen Teil des Innenhofs Renata.
»Wirst du den Winter über bleiben, Cousin? Ich werde Dorilys nicht allein lassen, bis sie die Pubertät sicher überstanden hat, aber was ist mit dir?«
»Donal hat mich gebeten, zu bleiben. Und Dom Mikhail ebenso. Ich bleibe, bis mein Bruder mich rufen läßt.« Hinter seinen Worten spürte Renata Erschöpfung und Resignation. Allart sehnte sich schmerzlich nach Cassandra; in einer geheimen Depesche hatte er die Erlaubnis zur Rückkehr erbeten, die Damon-Rafael aber nicht gestattete.
Renata lächelte ironisch. »Jetzt, da dein Bruder einen legitimen Sohn hat, scheint es ihm nicht mehr wichtig, daß du deine Frau wiedersiehst und vielleicht Söhne zeugst, die seinen Anspruch auf das Reich streitig machen.«
Allart seufzte. Für einen jungen Mann wie ihn, dachte Renata, klingt es ein wenig zu abgespannt. »Cassandra wird mir keine Kinder gebären«, sagte Allart. »Ich werde sie dieser Gefahr nicht aussetzen. Und ich habe bei den Feuern von Hali geschworen, daß ich den Anspruch der Söhne meines Bruders – seien sie nun legitim oder Nedestro – auf das Reich unterstütze.«
Renata fühlte jetzt ihre seit Tagen nahe der Oberfläche befindlichen Tränen aufwallen und in ihren Augen überfließen. Um Allart zurückzuhalten, ließ sie ihre Stimme herb und ironisch klingen. »Auf das Reich – ja, das hast du geschworen. Aber auf die Krone, Allart?«
»Ich will keine Krone«, erwiderte Allart.
»Oh, das glaube ich dir.« Renatas Stimme klang
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