Herrin Der Stürme - 2
daß sie irgendwann in diesem Winter zur Frau wird. Es dauert also gar nicht mehr so lange, bis wir verbreiten lassen können, daß ein wahrer Aldaran-Nachfahre mein Erbe wird.« Benommen starrte Donal Aldaran an. Allart spürte, daß er an Renata dachte, aber der Lord war mit seinen eigenen Absichten zu sehr beschäftigt, um auch nur eine Spur von Laran dafür zu erübrigen, die Gedanken seines Pflegesohns zu lesen.
Aber als Donal den Mund zum Sprechen öffnete, sah Allart deutlich, wie sich das Gesicht des alten Manns verdunkelte, verzerrte und sein Gehirn dröhnte, vom Schlag getroffen. Allart umklammerte das Handgelenk Donals und zwang ihm das Bild von Aldarans Anfall auf. Seine Gedanken waren scharf wie die Befehlsstimme. Im Namen aller Götter, Donal, streite jetzt nicht mit ihm! Es wäre sein Tod! Donal fiel in seinen Sessel zurück, die Worte blieben unausgesprochen. Das Bild des vom Schlag getroffenen Lords verschwand in die Rumpelkammer jener Dinge, die sich nicht mehr ereignen würden. Allart sah, wie das Bild sich verflüchtigte und völlig verschwand. Er war erleichtert und doch beunruhigt.
Ich bin kein Überwacher, aber wenn er dem Tod so nahe ist, müssen wir es Renata sagen. Sie sollte ihn untersuchen …
»Na, komm«, sagte Aldaran sanft. »Deine Skrupel sind närrisch, mein Sohn. Du hast seit vielen Jahren gewußt, daß Dorilys heiraten muß, sobald sie erwachsen ist. Und wenn das geschehen muß, ehe sie ganz gereift ist, wird es dann nicht leichter für sie sein, jemanden zu nehmen, den sie gut kennt und gerne mag? Würdest du nicht sanfter mit ihr umgehen als irgendein Fremder? Dies ist der einzige Weg, den ich sehe: So wie die Dinge stehen, solltest du Dorilys heiraten und einen Sohn mit ihr zeugen.« Bei den letzten Worten ließ er ein leichtes Stirnrunzeln erkennen.
Aufgeschreckt und schockiert machte Allart sich bewußt, daß es für Dorilys wahrscheinlich einen Vorteil darstellte, daß Lord Aldaran sehr alt und der Meinung war, über das Alter hinaus zu sein, um selbst einen Erben zu zeugen.
»Und was dies hier angeht«, sagte Aldaran, während er Scathfells Brief erneut zerknüllte und zu Boden warf, »werde ich das Papier wohl benutzen, um mir den Hintern damit abzuwischen, und meinem Bruder zurückschicken. Das demonstriert ihm, was ich von seinem Ultimatum halte! Zugleich werde ich ihn einladen, Zeuge eurer Trauung zu sein.«
»Nein«, flüsterte Donal, »Vater, ich bitte dich …«
»Kein Wort mehr, mein Sohn. Ich habe mich entschieden.« Aldaran stand auf und umarmte Donal. »Seit Aliciane dich in dieses Haus brachte, warst du mein Sohn. Und das wird die Angelegenheit rechtmäßig werden lassen. Willst du mir das abschlagen, mein Junge?« Hilflos und unfähig zum Widerspruch stand Donal vor ihm. Wie konnte er in diesem Augenblick die Liebe und Sorge seines Pflegevaters zurückweisen?
»Ruft mir einen Schreiber«, verlangte Lord Aldaran. »Es wird mir ein Vergnügen sein, einen Brief an Lord Scathfell zu diktieren, mit dem ich ihn zur Vermählung meiner Tochter und Erbin mit dem von mir gewählten Sohn einlade.«
Donal machte einen letzten Versuch: »Du weißt, Vater, daß dies eine Kriegserklärung ist? Sie werden mit Gewalt gegen uns vorgehen.« Aldaran wies zum Fenster hin. Draußen verschwammen die grauen Wolken im fallenden Schnee des Tages, dem ersten in diesem Jahr. »Sie werden nicht kommen«, sagte er. »Der Winter steht bevor. Vor der Frühlingsschmelze werden sie nicht kommen. Und dann …» Er warf den Kopf zurück und lachte.
Allart fühlte ein Frösteln den Rücken hinunterlaufen. Aldarans Gelächter erinnerte ihn an den heiseren Schrei eines Raubvogels. »Sollen sie nur kommen. Sollen sie kommen, wann sie wollen. Wir werden bereit sein.
21
»Aber es gibt wirklich keine Frau in der Welt, die ich heiraten möchte«, beteuerte Donal, »außer dir, Liebste.« Bevor Renata in sein Leben trat, hatte er nie geglaubt, in dieser Frage je eine Wahl zu haben – und eigentlich hatte er sie auch gar nicht gewollt, vorausgesetzt, seine Braut in spe war weder krank noch eine Xanthippe. Zudem vertraute er seinem Pflegevater und war sicher, daß dieser das verhindern würde. Donal hatte wenig Gedanken an diese Frage verschwendet.
Renata sah den fast unbewußten Widerwillen in ihm, daß er mit dieser außerordentlichen Veränderung seines Lebensmusters konfrontiert wurde, und griff nach seiner Hand. »Eigentlich trifft mich die Schuld, Liebster. Ich hätte deinem Wunsch folgen und dich
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