Herrin Der Stürme - 2
meine Tochter anbieten … Aber du kennst meinen Willen. Sag mir, Allart: Gibt es keine Möglichkeit, daß ich Donal zu meinem Erben erklären lassen kann? Er ist schon immer der wahre Sohn meines Herzens gewesen.« »Vater«, schaltete Donal sich ein, »streite mit deiner Verwandtschaft nicht über mich. Warum das Land in einem nutzlosen Krieg in Brand setzen? Wenn du zu deinen Vorvätern gegangen bist – möge dieser Tag fern von dir sein –, was macht es dir dann aus, wer Aldaran erhält?« »Es macht etwas aus«, sagte der alte Mann, dessen Gesicht wie eine steinerne Maske wirkte. »Allart, bei deiner ganzen Kenntnis des Gesetzes: Gibt es kein Schlupfloch, durch das ich Donal zu seiner Erbschaft bringen kann?«
Allart dachte darüber nach. Schließlich sagte er: »Keines, glaube ich, das Ihr nutzen könntet, aber die Gesetze über die Blutvererbung sind noch längst nicht stark genug. Nur sieben oder acht Generationen früher hättet Ihr, Eure Brüder und deren Frauen zusammengelebt. Und der älteste, oder euer gewählter Führer, hätte den Sohn zum Erben gewählt, der am geeignetsten und fähigsten erschien – nicht den ältesten Sohn des ältesten Bruders, sondern den besten. Die Gewohnheit, nicht das Gesetz, hat die Regel des Erstgeburtsrechts und der anerkannten Vaterschaft auf den Plan gebracht. Aber wenn Ihr einfach erklärt, daß Ihr Donal nach dem alten und nicht nach dem neuen Gesetz erwählt habt, wird es Krieg geben, mein Fürst. Jeder älteste Sohn in den Bergen wird wissen, daß seine Position in Gefahr ist und sein jüngerer Bruder oder seine entfernten Verwandten mehr als jetzt seine Feinde sind.« »Es wäre einfacher«, sagte Aldaran mit grober Bitterkeit, »wenn Donal ein herrenloses Kind oder eine Waise wäre und nicht der Sohn meiner geliebten Aliciane. Dann könnte ich ihn mit Dorilys vermählen. Und ich wüßte meine Tochter geschützt und meinen Besitz in den Händen desjenigen, der ihn am besten kennt und am ehesten dazu geeignet ist, sich um ihn zu kümmern.«
Allart sagte: »Das könnte noch immer geschehen, mein Fürst. Es wäre eine gesetzliche Fiktion – wie damals, als Lady Bruna Leynier, die Schwester eines in einer Schlacht getöteten Erben, die Witwe ihres Bruders und sein ungeborenes Kind in einer Freipartner-Ehe unter ihren Schutz nahm, damit der Witwe keine andere Eheschließung aufgezwungen werden konnte, die die Rechte des Kindes beseitigt hätte. Man sagt, sie hätte anstelle ihres Bruders auch die Garden befehligt.«
Aldaran lachte: »Ich habe das nur für eine lustige Erzählung gehalten.«
»Nein«, widersprach Allart, »es ist tatsächlich geschehen. Die Frauen lebten zwanzig Jahre zusammen, bis das ungeborene Kind zum Mann herangewachsen war und seine Rechte in Anspruch nehmen konnte. Vielleicht war es verrückt, aber die Gesetze konnten es nicht verbieten. Solch eine Ehe hat zumindest einen gesetzlichen Status – Halbbruder und Halbschwester können heiraten, wenn sie wollen. Renata hat mir gesagt, für Dorilys sei es das Beste, keine Kinder zu gebären. Donal könnte einen Nedestro-Erben zeugen, der seine Nachfolge übernimmt.«
Er dachte an Renata, aber Mikhail von Aldaran hob den Kopf mit einer schnellen, entschiedenen Bewegung. »Zum Teufel mit der gesetzlichen Fiktion«, sagte er. »Dann ist das unsere Antwort, Donal. Allart irrt sich in bezug auf Renatas Aussage. Ich erinnere mich gut daran! Sie sagte, Dorilys solle keine Tochter gebären, und es sei gefahrloser für sie, einen Sohn zur Welt zu bringen. Und in ihren Adern fließt Aldaran-Blut. Das heißt, Donals Sohn wäre ein Aldaran-Nachfahr und dadurch befähigt, nach ihnen zu erben. Jeder Tierzüchter weiß, daß die beste Methode, eine bestimmte Eigenschaft der Linie zu fixieren, die Rückzüchtung mit dem gleichen genetischen Material ist. Dorilys wird ihrem Halbbruder den Sohn gebären, den Aliciane mir hätte geben sollen – Renata wird wissen, wie man in dieser Sache sicher geht –, und die Begabungen der Kontrolle von Feuer und Blitz werden doppelt so stark sein. Wir müssen darauf achten, daß einige Generationen lang keine Töchter geboren werden. Das ist nicht schlimm. Dadurch wird die Linie aufblühen.« Donal starrte seinen Pflegevater bestürzt an: »Das könnt Ihr unmöglich ernst meinen, Sir!«
»Wieso nicht?«
»Aber Dorilys ist meine Schwester – und nur ein kleines Mädchen.« »Halbschwester«, korrigierte Aldaran, »und so klein ist sie nun auch wieder nicht. Margali ist sicher,
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