Herrin Der Stürme - 2
ihre Röcke fast bis zu den Knien schürzte und eine kleine Steinmauer hinaufstieg, um ein Rinnsal zu erreichen, das klar und kalt von den Höhen hinabtröpfelte. Sie bückte sich, um das Wasser in ihrer Hand zu fangen und zu trinken. Ich dachte, ich könnte mein ganzes Leben als Mönch verbringen und keine Frau würde mir je etwas bedeuten. Aber es würde mich auseinanderreißen, von ihr getrennt zu werden. Er kletterte über die Mauer und bückte sich, um ebenfalls zu trinken. Als ihre Hände sich berührten, wünschte Allart sich plötzlich, Donal würde nicht bei ihnen sein. Dann lachte er beinahe über sich selbst. Sicher hatte es im vergangenen Sommer Stunden gegeben, in denen Renata und Donal unter seiner Gegenwart gelitten hatten – ebenso unwillig, wie er jetzt Donals Begleitung erduldete.
Sie saßen eine Zeitlang neben der Straße, ruhten sich aus und spürten die Wärme der Sonne auf ihren Köpfen. Cassandra erzählte ihm von der Ausbildung als Überwacherin und ihrer Arbeit als Mechanikerin. Allart berührte die knochentiefe Haftfeuer-Narbe auf ihrer Hand mit einem Anflug von Schaudern, plötzlich froh darüber, daß sie außer Reichweite des Krieges war. Dann berichtete er von Dorilys’ merkwürdiger Gabe, erwähnte dabei oberflächlich das Entsetzen der Todesfälle, die ihren Verlobungen gefolgt waren, und berichtete von ihren Sturmflügen. »Du solltest es auch versuchen, Cousine«, sagte Donal, »wenn der Frühling kommt.«
»Ich wünschte, ich könnte es. Aber ich weiß nicht, ob ich gerne Reithosen tragen würde – selbst dafür.«
»Renata tut es«, sagte Donal.
Cassandra lachte vergnügt. »Sie war schon immer mutiger als ich.« Plötzlich bedrückt, sagte Donal: »Allart ist mein treuer Cousin und Freund, und ich habe keine Geheimnisse vor seiner Frau. Renata und ich wollten Mittwinter heiraten. Aber jetzt hat mein Vater andere Wünsche.« Langsam erzählte er ihr von Aldarans Plan, daß er und Dorilys heiraten sollten, damit er Aldaran legal erben konnte. Cassandra sah ihn mit freundlichem Mitgefühl an.
»Ich habe Glück gehabt. Meine Familie gab mich an Allart, den ich noch nie gesehen hatte, aber in ihm fand ich einen Mann, den ich lieben konnte«, sagte sie. »Aber ich weiß, daß das nicht immer so ist – noch nicht einmal sehr häufig. Und mir ist klar, was es bedeutet, von dem geliebten Menschen getrennt zu sein.«
»Ich werde von Renata nicht getrennt werden«, sagte Donal leise und grimmig. »Diese Farce einer Vermählung mit Dorilys wird nicht mehr als eine Fiktion sein. Sie wird nur solange dauern, wie mein Vater lebt. Dann werden wir Dorilys – wenn sie will – einen Ehemann suchen. Renata und ich werden dann fortgehen. Wenn Dorilys nicht heiratet, werde ich als ihr Wächter bleiben. Sollte es ihr Wunsch sein, einen meiner Nedestro Söhne als ihren Erben zu adoptieren: schön und gut. Falls nicht, ist das auch nicht schlimm. Ich werde mich zwar nicht gegen meinen Vater auflehnen, ihm aber auch nicht gehorchen. Nicht, wenn er will, daß ich meine Halbschwester ins Bett nehme und mit ihr einen Sohn zeuge.«
»Ich würde meinen, das sollte sich nach Dorilys’ Wünschen richten, Cousin. Die Fürstin von Aldaran kann keinen Skandal entfachen, indem sie sich Gardisten oder Söldner ins Bett nimmt, wenn sie gesetzlich mit einem anderen verheiratet ist … Vielleicht wünscht sie es nicht, ohne Liebe und kinderlos zu leben.«
Donal blickte von ihr weg. »Sie mag tun, was sie wünscht, aber wenn sie Söhne bekommen sollte, dann werden sie nicht von mir sein. Allart hat mir genug davon erzählt, was das Zuchtprogramm und die damit verbundene Inzucht unter unserem Volk angerichtet hat. Meine Mutter hat diese bittere Frucht geerntet, und ich werde nicht mehr davon aussäen.«
Vor der Schärfe seiner Worte schrak Cassandra zurück. Allart, der ihr Unbehagen fühlte, hob ihren Umhang auf und sagte: »Ich schlage vor, wir gehen weiter. Die Eskorte kann sich schneller als wir bewegen, aber selbst eine Stunde Fußmarsch ihnen entgegen wird die Zeit verkürzen, die wir morgen auf der Straße verbringen müssen.« Der Pfad war jetzt weniger steil, aber der Sonnenschein wurde von Schatten getrübt, als lange, federgleiche Spuren grauer Wolken am Himmel entlangtrieben. Donal zitterte und blickte nervös zu den Höhen, die von grauen Massen verdunkelt wurden. Aber er sagte nichts, zog nur seinen Umhang am Hals fester.
Allart, der seine Befürchtungen wahrnahm, dachte: Es wäre gut, wenn wir die
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