Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
von der sengenden Überladung, dem Geruch von Ozon, dem ungeheuren Aufblitzen, den brennenden Energien, die wie ein Blitz auf den Höhen einschlugen, blind und taub.
Schlagartig zerbrach das Muster, und sie waren wieder einzelne, voneinander getrennte Individuen; Cassandra kniete bleich und benommen auf den Steinen vor dem Kreis.
Sie wankte, drohte zu stürzen, aber Rosaura ergriff sie und gab ihr Halt. Dann war Allart bei ihr und hob sie in seine Arme. Sie sah ihn an, voller Erschöpfung und Entsetzen.
Mit einem dünnen Lachen sagte Ian-Mikhail: »Du bist so erschöpft wie nach einem Zehntageritt. Es mußte eine bestimmte Menge Energie verwendet werden, aber es ist gelungen. Jetzt komm mit uns. Wir müssen essen und unsere Kräfte erneuern. Erzähl uns alle Neuigkeiten von Hali, wenn du willst.«
Allart war geschwächt und spürte den ungeheuren Hunger des Energieentzugs. Zum ersten Mal aß er die gesüßten Speisen in der MatrixKammer ohne Übelkeit oder Widerwillen. Er war nicht genug Techniker, um den Prozeß zu verstehen, der Cassandra durch den Raum über die Strecke eines Zehntageritts teleportiert hatte. Aber sie war da, ihre Hand in seiner verschränkt, und das war ihm genug.
Die weißgekleidete Überwacherin kam und bestand darauf, beide zu untersuchen. Sie widersprachen nicht.
Während sie aßen, berichtete Cassandra die Neuigkeiten von Hali. Der Tod und das Begräbnis des alten Königs; der Rat war zusammengerufen, um Prinz Felix zu untersuchen – er war noch nicht gekrönt, würde wahrscheinlich nie gekrönt werden; die Aufregung unter den Leuten von Thendara, die den verbindlichen jungen Prinzen unterstützten. Es hatte einen erneuten Waffenstillstand mit den Ridenows gegeben, und der Hali-Turm war gezwungen worden, ihn dazu zu nutzen, HaftfeuerVorräte zu schaffen. Cassandra zeigte Allart eine der charakteristischen Verbrennungen an ihrer Hand.
Allart hörte voller Erstaunen zu. Seine Frau. Und doch fühlte er, daß er sie vorher nie gesehen hatte. Beim letzten Mal war sie kindlich, unterwürfig, immer noch krank als Reaktion auf ihre selbstmörderische Verzweiflung gewesen. Jetzt, knapp ein halbes Jahr danach, schien sie Jahre älter zu sein. Ihre Stimme und ihre Bewegungen waren fester, entschiedener. Das war kein verängstigtes Mädchen, sondern eine Frau. Ausgeglichen, zuversichtlich, selbstsicher. Sie sprach zwanglos und sachkundig mit den anderen Überwachern über die beruflichen Anforderungen ihrer präzisen Arbeit.
Was kann ich einer Frau wie dieser geben? fragte Allart sich. Damals hat sie sich an mich geklammert, weil ich stärker war und sie meine Kraft brauchte. Aber jetzt, da sie mich nicht mehr braucht, wird sie mich da noch lieben?
»Komm, Cousine«, sagte Rosaura. »Ich muß dir ein paar Kleidungsstücke suchen. In den Sachen, die du jetzt trägst, kannst du nicht reisen.«
Cassandra lachte und blickte an dem lockeren, warmen Gewand der Überwacherin hinunter, das ihre einzige Bekleidung darstellte. »Ich danke dir, Cousine. Ich bin sehr eilig hierher gekommen und hatte keine Zeit, meine Habseligkeiten zu packen.«
»Ich werde dir Kleider für die Reise zusammensuchen, und etwas Unterbekleidung«, sagte Rosaura. »Wir haben etwa die gleiche Größe. Wenn du Burg Aldaran erreichst, kann man dir sicher passende Kleidungsstücke geben.«
»Gehe ich mit dir nach Aldaran, Allart?«
Ian-Mikhail schaltete sich ein. »Es sei denn, du würdest lieber hier bei uns bleiben … Wir brauchen immer sachkundige Überwacher und Techniker.«
In der Art, wie sie seine Hand drückte, war etwas von der alten, kindgleichen Cassandra.
»Ich danke dir, aber ich werde mit meinem Gatten gehen.« Die Nacht war weit fortgeschritten. Der Schnee tobte wild um die Höhen des Turms. Rosaura zeigte ihnen ein Zimmer, das im unteren Stockwerk vorbereitet worden war.
Als sie allein waren, fragte Allart sich erneut: Was kann ich einer Frau wie dieser geben? Sie ist nicht länger auf meine Kraft angewiesen! Aber als er sich ihr zuwandte, fühlte er, wie die Barrieren eine nach der anderen sanken, und sich ihr Geist traf, ehe er sie berührte. Er wußte: Zwischen ihnen gab es nichts Trennendes.
    Im grauen Licht der Dämmerung wurden sie von einem plötzlichen Klopfen an der Tür geweckt. Es war nicht laut, hatte aber irgendwie einen drängenden Klang und barg eine Erregung, die Allart hochfahren ließ. Wild blickte er sich nach einem Grund um, der hinter dieser heftigen Störung liegen mochte. Cassandra richtete sich auf

Weitere Kostenlose Bücher