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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Bergstürme gepeitscht, waren die Bäume dicht miteinander verwachsen. Innerhalb des Dickichts war der Wind schwächer, obwohl sie ihn draußen heulen hörten. Ein Flecken des Bodens war nicht von dichtem Schnee bedeckt. Allart legte Cassandra auf den Boden, faltete ihr Gewand so, daß es einen Großteil der Kälte von ihr abhielt, und fing an, ihr verletztes Bein zu untersuchen.
»Es ist nichts gebrochen«, sagte er nach einem Augenblick unsicher. Ihm fiel ein, daß sie eine ausgebildete Turm-Überwacherin war, geübt, ihren Körper und die anderer zu durchdringen, um festzustellen, was in ihnen nicht stimmte. »Der Knöchel schmerzt, hat aber keinen Schaden erlitten. Nur eine Sehne ist ein bißchen gezerrt… Aber die Kniescheibe ist aus ihrer normalen Lage heraus.«
Als Allart seine Aufmerksamkeit dem Knie zuwandte, sah er, daß die Kniescheibe zur Seite gerenkt war und die Stelle schnell anschwoll und sich dunkel färbte.
Erschreckt einatmend sagte sie: »Donal, du mußt meine Schulter halten, und du, Allart, mußt mein Knie und den Knöchel so packen …« Sie zeigte es ihm. »Nein! Weiter unten, mit dieser Hand – und zieh feste! Mach dir keine Sorgen, ob du mir weh tust. Wenn sie nicht sofort an die normale Stelle gedreht wird, kann ich ein Leben lang gelähmt sein.« Allart faßte sich, um ihren Anweisungen folgen zu können. Cassandra war gefaßt und angespannt, aber trotz ihres Mutes entfuhr ihr ein Schrei, als er die ausgerenkte Stelle anfaßte und sie fest in die alte Position drehte. Er spürte das schabende Geräusch, als die Kniescheibe in die Gelenkpfanne zurückglitt. Cassandra sank in Donals Arme zurück, und einen Moment lang schien es, als sei sie in Ohnmacht gefallen. Aber ihre Augen waren geschlossen. Sie untersuchte erneut ihren Körper, um zu sehen, was passiert war.
»Noch nicht ganz. Du mußt meinen Fuß zu dieser Seite drehen – ich kann ihn nicht bewegen –, dann wird sie sich ganz einrenken. Ja«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen, als Allart ihrer Anweisung folgte. »So wird es gehen. Jetzt ziehe meinen Unterrock aus und bandagiere damit straff das Knie.« Tränen stiegen ihr in die Augen, nicht nur vor Schmerz, sondern auch aus Verlegenheit, als Allart sie anhob, um ihre Unterkleidung zu entfernen, obwohl Donal sich diskret abwandte. Als das Knie mit Streifen aus dem Kleidungsstück verbunden war und Cassandra, blaß und zitternd, in ihren Umhang gehüllt dasaß, wog Allart nüchtern ihre Chancen ab. Der Sturm draußen hatte noch nicht einmal seinen Höhepunkt erreicht, und die Nacht, schätzte er, würde bald hereinbrechen, obwohl es jetzt schon dunkel war; ein undurchdringliches, dichtes Zwielicht, das über die tatsächliche Tageszeit nichts aussagte. Sie besaßen nur noch die Reste ihrer Wegzehrung, die für ein paar spärliche Mahlzeiten ausreichen würde. Die Stürme dauerten manchmal zwei, drei Tage oder sogar noch länger an. Unter normalen Umständen hätte jeder von ihnen auf einige Mahlzeiten verzichten können, aber das würde bei dieser strengen Kälte nicht möglich sein. Sie konnten es wahrscheinlich zwei oder drei Tage aushalten, aber falls der Sturm viel länger dauerte oder die Straßen unpassierbar wurden, standen ihre Chancen sehr schlecht. Wäre Allart allein gewesen, hätte er sich in seinen Umhang gewickelt, einen möglichst gut geschützten Fleck gesucht und sich in Tranceschlaf versenkt. Er hätte seinen Herzschlag verlangsamt, die Körpertemperatur gesenkt und alle Bedürfnisse des Körpers – Nahrung, Schlaf, Wärme – ausgeschaltet. Aber er war für seine Frau und den jungen Donal verantwortlich. Keine außer ihm hatte diese Ausbildung erhalten. Er war der Älteste und Erfahrenste. »Dein Umhang ist der dünnste, Cassandra, und am wenigsten geeignet, uns zu wärmen. Breite ihn auf dem Boden aus, damit er die von der Erde aufsteigende Kälte abhält«, wies er sie an. »Jetzt unsere beiden Umhänge über uns drei! Cassandra ist die Kälte der Berge am wenigsten gewohnt, deshalb werden wir sie zwischen uns nehmen.« Als sie hintereinandersitzend zusammengekauert waren, konnte er fühlen, wie Cassandras Zittern ein wenig abklang.
»Und jetzt«, sagte Allart sanft, »ist es das beste, wenn wir schlafen – falls wir es können. Vor allem verschwendet keine Energie mit Reden.«
Außerhalb ihrer geschützten Stelle heulte der Wind. Der Schnee fiel endlos in weißen Streifen, die sich gegen den schwarzen Nachthimmel abhoben. Innen fuhren nur hin und

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