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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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»Deine Energie ist von der Arbeit mit der Matrix erschöpft, du brauchst deine Kraft.«
»Aber deine Frau …« protestierte Donal. Cassandra schüttelte den Kopf. Im grauen Schneelicht wirkte sie bleich und ausgelaugt.
»Ich bin nicht hungrig, Donal. Du brauchst es weit dringender als ich. Mir ist kalt, so kalt …«
Allart wußte sofort, was sie meinte und was ihr jetzt bevorstand. »Wie steht es um das Bein?« fragte er.
»Ich werde es untersuchen, um mich zu vergewissern«, sagte sie. Der Anflug eines Lächelns fuhr über ihr Gesicht, aber es sah gezwungen aus. »Ich wollte das Schlimmste nicht wissen, da ich es anscheinend nicht beheben kann, wie schlimm es auch sein mag.« Allart sah, wie ihr Blick abgelenkt wurde und sich nach innen konzentrierte. Schließlich sagte sie widerstrebend: »Es sieht nicht gut aus. Die Kälte, die erzwungene Inaktivität – und im unteren Teil des Beins ist die Blutzirkulation schon beeinträchtigt. Daher bin ich anfälliger für die Kälte.«
Allart konnte nur sagen: »Uns kann schon bald Hilfe erreichen, mein Liebes. In der Zwischenzeit …« Er zog seine Über-Tunika aus und wickelte sie um das verletzte Knie. Dann hüllte er Cassandra in seinen zweiten Umhang. Damit blieben ihm noch die Unter-Tunika und die Breeches. Auf ihren entsetzten Protest sagte er mit einem Lächeln: »Oh, du vergißt, daß ich sechs Jahre lang ein Mönch war und nackt in noch schlechterem Wetter geschlafen habe.«
In der Tat kamen ihm jetzt die alten Lektionen zugute. Als die Kälte seine ungeschützte Haut traf, begann Allart automatisch mit der Atmungstechnik, die den Körper mit innerer Wärme überflutete. Er sagte: »Bestimmt, mir ist nicht kalt. Fühl nur …«
Cassandra streckte die Hand aus und wunderte sich: »Es stimmt! Du bist warm wie ein Heizofen!«
»Ja«, sagte Allart, nahm ihre frierenden Finger in die seinen und legte sie unter seinen Arm. »Hier, laß mich deine Hände wärmen.« Donal sagte voll Erstaunen: »Ich wünschte, du könntest mir diesen Kniff beibringen, Cousin.«
Die plötzliche Wärmeflut erzeugte in Allart unermeßliche Heiterkeit. Er erwiderte: »Es erfordert wenig Unterricht. Wir bringen es den Novizen bei, wenn sie im ersten Quartal bei uns sind. Nach wenigen Dekaden tollen sie schon halbnackt im Schnee herum. Kinder, die in den ersten Tagen noch vor Kälte weinen, fangen schon bald an im Hof herumzurennen, ohne auch nur einen Gedanken an ihre Kapuze zu verschwenden.«
»Ist es ein Geheimnis eurer Cristofero Religion?« fragte Donal argwöhnisch.
Allart schüttelte den Kopf. »Nein, nur ein Kniff des Verstands. Man braucht nicht einmal eine Matrix. Das erste, was wir ihnen erzählen ist, daß Kälte aus Angst geboren wird; daß sie mit Fell oder Federn zur Welt gekommen wären, wenn sie Schutz vor der Kälte brauchten; daß die Kräfte der Natur sogar die Früchte mit Schneehülsen schützen, wenn sie es brauchen; aber der Mensch, nackt geboren, braucht keinen Schutz vor dem Wetter. Wenn sie erst einmal glauben, daß der Mensch Kleider trägt, weil er es will, aus Schamgefühl oder Zierde, aber nicht als Schutz gegen das Wetter, dann ist das Ärgste vorüber. Sie können ihre Körper schon bald willkürlich auf Kälte oder Hitze einstimmen.« Er lachte und wußte, daß die Euphorie des zusätzlichen Sauerstoffs, den er in seinen Körper nahm, auf ihn zu wirken begann und in Wärme umgewandelt wurde. »Mir ist weniger kalt, als letzte Nacht unter den Umhängen und mit eurer Körperwärme.«
Cassandra versuchte, sein Atmen zu imitieren. Aber sie hatte heftige Schmerzen, was ihre Konzentration beeinträchtigte, während Donal völlig ungeübt war.
Draußen tobte der Sturm noch wilder. Allart legte sich zwischen die beiden und versuchte, sie an seiner Wärme teilhaben zu lassen. Er hatte verzweifelte Angst um Cassandra. Wenn sie noch mehr Schmerzen und Kälte erleiden mußte, würde ihr Knie lange Zeit nicht heilen und vielleicht nie wieder völlig in Ordnung kommen. Er versuchte, seine Befürchtung vor ihr zu verbergen, aber die dichte Nähe, die auch Donal befähigt hatte, Renata zu erreichen – ohne ein Turm-Schirmgitter, nur durch einen offenen Matrix-Kontakt –, bedeutete, daß er und Cassandra ähnlich miteinander verbunden waren. Besonders bei dieser körperlichen Nähe konnte keiner vor dem anderen eine solch heftige Angst verbergen.
Sie griff nach seiner Hand und murmelte: »Hab’ keine Angst. Der Schmerz ist nicht mehr so schlimm. Er ist es wirklich nicht.«

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