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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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durchbissen, das Gesicht mit Blut beschmiert. Es zeigte die verträumten Augen eines gequälten, wahnsinnigen Tieres …
»Du darfst nicht verzweifeln, Cousin«, sagte Margali. »Renata hat sie darauf vorbereitet, es auszuhalten. Häufig ist der erste Anfall der schwerste. Wenn sie ihn überlebt, ist das Schlimmste vorbei.« »Es ist oft so«, sagte Dom Mikhail, dessen Stimme immer noch entsetzt klang. »So war es mit Rafaella; den einen Tag lachte sie, tanzte und spielte Harfe, am nächsten war sie ein schreiendes, gemartertes Ding, das in meinen Armen unaufhörlich zuckte. Sie hat nie mehr die Augen geöffnet, um mich zu erkennen. Als ihr Todeskampf vorbei war, wußte ich nicht, ob ich traurig sein sollte, oder froh, daß ihre Qual ein Ende hatte … Aber Dorilys hat überlebt.«
»Ja«, sagte Cassandra mitfühlend, »und sie hat nicht einmal eine Krisis gehabt, Dom Mikhail. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß sie stirbt.«
Donals Stimme war wild und zornig: »Weißt du jetzt, Vater was ich im Sinn harte? Bevor wir darüber sprechen, ihr ein Kind zu machen – sollten wir nicht wenigstens sicher sein, daß sie überhaupt eine Frau wird?«
Aldaran fuhr wie unter einem heftigen Schlag zurück. In dem ersterbenden Donner hinter den Fenstern war plötzlich ein Krachen und Rollen. Regen schlug auf die Scheiben, der sich prasselnd über sie ergoß; es klang wie der Schritt von Scathfells Armeen, die auf ihrem Marsch hierher waren.
Denn jetzt war Frühling in den Hellers, und der Krieg stand ihnen bevor.
25
    Im ersten Mond des Frühlings regnete es unaufhörlich. Allart, der den Regen, weil er wußte, daß er die Straße für Scathfells Armeen unpassierbar machte, begrüßte, wurde noch immer von Unentschlossenheit gequält. Damon-Rafael hatte eine Botschaft gesandt, die freundschaftliche Teilnahme ausdrückte, für Allart aber erschien jede einzelne Zeile erlogen. Sie endete mit dem Befehl, sobald wie möglich zurückzukehren, wenn die Straßen wieder frei waren und er reisen konnte.
Wenn ich jetzt nach Hause zurückkehre, wird Damon-Rafael mich töten. So einfach ist es tatsächlich … Verrat. Ich bin durch einen Eid gebunden. Ich habe geschworen, seine Herrschaft anzuerkennen, und jetzt werde ich es nicht tun. Mein Leben ist verwirkt, denn ich habe meinen Eid gebrochen, wenn auch nicht in der Tat, so doch in Gedanken … Seine Unentschlossenheit ließ ihn in Aldaran bleiben. Er war froh über die Frühlingsregen, die ihn festhielten.
Damon-Rafael ist seiner Sache nicht sicher, noch nicht. Aber wenn die Straßen frei sind, und ich noch immer nicht komme – dann bin ich ein Verräter, mein Leben ist bedroht. Er fragte sich, was Damon-Rafael tun würde, wenn es keinen Zweifel mehr gab.
Inzwischen hatte Dorilys wiederholt einige Anfälle der Schwellenkrankheit gehabt, die aber nicht sehr schwer gewesen waren. Renata hatte ihr Leben keine Sekunde lang in Gefahr gesehen. Sie hatte unermüdlich an Dorilys’ Seite gewacht – und einmal mit leicht gezwungenem Lächeln zu Cassandra gesagt: »Ich weiß nicht, ob sie wirklich will, daß ich bei ihr bleibe – oder ob sie fühlt, daß ich zumindest nicht bei Donal sein kann, wenn ich bei ihr bin.« Unausgesprochen wußten beide Frauen, daß da noch etwas anderes war.
Früher oder später muß sie erfahren, daß ich Donals Kind trage. Ich will ihr nicht weh tun oder ihr noch mehr Kummer bereiten.
Immer wenn Donal Dorilys sah – was sehr selten geschah, denn er organisierte die Verteidigung gegen den Angriff, den man im Frühjahr mit Sicherheit zu erwarten hatte –, war er freundlich und zuvorkommend, der gleiche liebevolle ältere Bruder, wie stets. Aber immer, wenn Dorilys »mein Gatte« sagte, antwortete er nur mit einem gutmütigen Lachen, als sei es tatsächlich ein kindliches Spiel, und ließ ihr dabei den Willen.
Während der Tage, an denen Dorilys das Ziel wiederholter Anfälle von Orientierungslosigkeit und plötzlichen Umwälzungen wurde – bei denen ihre telepatische Fähigkeit sie in einen Alptraum voller Schrecken und Überlastungen warf –, waren sie und Cassandra sich sehr nahe gekommen. Ihre gemeinsame Liebe für Musik festigte diese Bindung. Dorilys war bereits eine talentierte Lautenspielerin. Cassandra brachte ihr bei, auch die Rryl zu spielen, und sie lernte von der älteren Frau einige Lieder aus Cassandras fernem Heimatland Valeron.
»Ich kann nicht verstehen, wie du das Leben in den Tiefländern aushalten kannst«, sagte Dorilys. »Ich könnte nicht

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