Herrin Der Stürme - 2
unserer Jungen für dich erledigen kann.« Donal machte eine widerwillige Geste. »Es widerspricht meiner Natur, einen Mann in eine Gefahr zu bringen, der ich nicht selbst entgegentreten würde.« Allart schüttelte den Kopf.
»Du wirst noch genügend persönlichen Gefahren entgegentreten«, widersprach er, »aber es gibt Dinge, die Führer, und Aufgaben, die Gefolgsleute erledigen müssen. Sie sind nicht austauschbar. Von jetzt an, Cousin, sollte Fliegen für dich ein Freizeitvergnügen in Friedenszeiten sein.«
Dorilys berührte Donals Arm und sagte: »Jetzt, da ich eine Frau bin – darf ich da noch fliegen, Donal?«
»Ich sehe keinen Grund«, erwiderte Donal, »aus dem du es nicht tun solltest, wenn wir Frieden haben. Aber du mußt unseren Vater fragen, Chiya – und Margali.«
»Aber ich bin deine Frau«, sagte Dorilys, »und es ist an dir, mir Befehle zu geben.«
Zwischen Verärgerung und Zärtlichkeit gefangen, seufzte Donal auf. Dann sagte er: »Dann befehle ich dir, Chiya, Margalis Ratschlag einzuholen – und Renatas. Ich kann dir keinen geben.« Als sich bei der Erwähnung Renatas Dorilys’ Gesicht unheildrohend verdunkelte, dachte Donal: Eines Tages muß ich ihr ganz offen sagen, wie es zwischen mir und Renata steht. Er legte zärtlich den Arm über ihre Schulter und sagte laut: »Chiya, als ich vierzehn war und Laran bekam, verbot man mir über ein halbes Jahr zu fliegen. Woher hätte ich auch wissen sollen, wie ich mich während eines Schwindelanfalls zu verhalten habe? Aus diesem Grund wäre es mir lieber, wenn du nicht eher fliegst, bis du sicher sein kannst, dich in einem solchen Fall richtig zu verhalten.«
»Ich werde tun, was du sagst, mein Gatte«, sagte Dorilys und blickte dabei mit einer solchen Bewunderung zu Donal auf, daß er zurückschrak.
Als sie fort war, blickte Donal Allart verzweifelt an. »Sie wirkt überhaupt nicht wie ein Kind, und ich kann sie nicht für ein solches halten«, sagte er. »Und dabei ist es mein einziger Schutz, sie für zu jung zu halten.«
Allart wurde schmerzlich an seinen eigenen Gefühlskonflikt über die Riyachiyas erinnert. Mit einem Unterschied: Sie waren steril und alles andere als menschlich. Was er auch mit ihnen tat – es konnte nur seine Selbsteinschätzung beeinflussen, jedoch nicht die der Riyachiyas. Aber Donal war die Rolle gegeben worden, den Gott im Leben einer wirklichen Frau zu spielen. Wie konnte er ihm einen Rat geben? Allart selbst hatte seine Ehe gegen seine eigene Einstellung vollzogen, und zwar aus den gleichen Gründen – weil das Mädchen sich danach gesehnt hatte. Nüchtern sagte er: »Vielleicht wäre es besser, Dorilys nicht als Kind anzusehen, Cousin. Kein Mädchen mit ihrer Ausbildung kann noch ein Kind sein. Vielleicht solltest du allmählich in ihr die Frau sehen. Versuche, dich mit ihr zu verständigen, wie mit einer Frau, die alt genug ist, eigene Entscheidungen zu treffen. Und das wird sie, wenn die Schwellenkrankheit vorüber und sie frei von unerwarteten Trieben und Anfällen ist.«
»Du hast sicher recht.« Fast dankbar erinnerte Donal sich an seine Pflicht. »Aber jetzt komm – mein Vater muß erfahren, daß sich auf der Straße etwas tut. Jemand muß hinaus, um auszuspionieren, wo sie sind.«
Aldaran empfing die Nachricht mit einem wilden Lächeln. »Also ist es soweit!« sagte er. Allart dachte erneut an den alten Falken, der sein Gefieder öffnete und die Flügel spreizte – begierig auf einen letzten Flug.
Als bewaffnete Männer den Kadarin überquerten und nach Norden in die Hellers zogen, erkannte Allart – der sie mit seinem Laran sah – mit steigendem Erschrecken, daß einige von ihnen es auf ihn abgesehen hatten. Unter den Bewaffneten waren einige mit dem Koniferen-Zeichen der Hasturs von Elhalyn, der Krone, die sie von den Hasturs von Carcosa unterschied.
Täglich kehrte er mit Donal auf den Wachtturm zurück. Sie warteten auf die ersten Anzeichen, daß die Truppen sich unmittelbar der Burg näherten.
Aber ist das wirklich? Oder zeigt das Laran mir etwas, das vielleicht doch nie eintreten wird?
»Es ist wirklich, denn ich sehe es auch«, sagte Donal, der Allarts Gedanken las. »Mein Vater muß darüber informiert werden.«
»Er wollte nichts mit den Kriegen der Tiefländer zu tun haben«, sagte Allart. »Jetzt hat er sich jemanden zum Feind gemacht, weil er mich und meine Frau beschützt. Damon-Rafael macht mit Scathfell gemeinsame Sache gegen ihn.«
Als sie sich umwandten, um den Turm hinabzusteigen,
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