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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sondern ein Feind und darauf aus, sie zu ermorden oder zu vergewaltigen. Ihre Augen waren in innerlichem Entsetzen verdreht, und Allart wußte, daß sie ihn weder sah noch hörte.
»Nein, nein, laß mich los! Es ist das Baby! Sie bringen unser Baby um! Kannst du nicht sehen, daß sie ihn gepackt haben und bereit sind, ihn von der Mauer zu stürzen? Ah, gnädiger Avarra … Laßt mich los, ihr mörderischen Teufel! Nehmt mich zuerst!«
Ein eisiges Frösteln jagte Allarts Rücken hinab, als er sich bewußt wurde, daß auch Renata gegen eine innere Angst ankämpfte – daß sie Donal oder das noch gar nicht geborene Kind in einer tödlichen Gefahr sah …
Während er sie festhielt, kämpfte er gegen die Überzeugung an, daß Cassandra irgendwo flehentlich seinen Namen herausschrie und ihn bat, zu ihr zu kommen … Allart wußte: Wenn er sie nicht schnell zum Schweigen brachte, würde auch er der Kraft unterliegen und aufgeregt die Treppen hinunterstürzen, um sie in jedem Zimmer der Burg zu suchen – obwohl sein Verstand ihm sagte, daß sie in absoluter Nähe war.
Er zog seine Matrix heraus und konzentrierte sich auf sie. Wahrheit, Wahrheit, laß mich die Wahrheit sehen … Erde und Luft und Wasser und Feuer … laß die Natur sich von Illusionen befreien … Erde und Luft und Wasser und Feuer … Er besaß nur die Kraft für den grundlegenden Zauber, das erste der Gebete. Er mühte sich, die nichtexistierenden Schreie Cassandras aus seinen Ohren zu vertreiben und das schreckliche Schuldgefühl abzuschütteln, daß er hier war, während sie irgendwo mit einem Schänder kämpfte …
Ruhe breitete sich in seinem Geist aus. Es war die Stille des Heilzaubers, die Stille der Kapelle von Nevarsin. Er trat in sie hinein und wurde für einen zeitlosen Augenblick immun. Allart sah jetzt nur, was sich in dem Zimmer abspielte: Sein Blick fiel auf die beiden von einer angsterregenden Illusion gepackten Frauen. Zuerst konzentrierte er sich auf Renata und befahl ihr mit dem Rhythmus des Heilzaubers, ruhig zu werden. Langsam, ganz langsam fühlte er, wie der Zauber in ihren Geist eindrang und sie beruhigte. Sie hörte auf zu kämpfen und sah sich erstaunt um.
»Nichts davon ist wahr«, wisperte sie. »Donal … Donal ist nicht tot. Unser Kind … es ist noch nicht einmal geboren. Aber ich habe gesehen, Allart, ich habe gesehen, wie sie ihn festhielten und konnte ihn nicht erreichen.«
»Ein Angstzauber«, sagte Allart. »Ich glaube, jeder hat gesehen, was er am meisten fürchtet. Komm schnell, hilf mir, ihn zu brechen.« Bebend, aber wieder bei Kräften, nahm Renata ihre Matrix. Sofort konzentrierten sie sich auf Cassandra. Einen Augenblick später hörten ihre erstickten Entsetzensschreie auf. Verwirrt und verzweifelt blickte sie zu ihnen hoch, blinzelte und erkannte, was geschehen war. Jetzt sandten sie, drei Gehirne und drei Matrix-Steine miteinander vereint, den Heilzauber durch die ganze Burg. Vom Keller bis zum Speicher und überall im Innenhof kamen Diener und Soldaten, Wachtposten und Stallburschen aus der Trance, in der sie die Schreie des am meisten geliebten Menschen gehört und blindwütig danach getrachtet hatten, ihn aus der Hand eines namenlosen Feindes zu retten.
Schließlich lag die gesamte Burg unter dem Rhythmus des Heilzaubers. Aber jetzt bebte Allart vor Grauen. Diesmal war nicht das Grauen einer namenlosen Verfolgung daran Schuld, sondern etwas, das allzu wirklich und angsterregend war.
Wenn sie anfangen, uns auf diese Weise zu bekämpfen, wie können wir sie dann in Schach halten? Innerhalb der Burg standen ihm lediglich die beiden Frauen, die alte Margali, der noch ältere Dom Mikhail, und Donal (den er kaum aus der Organisationsmaschinerie gegen reale Feinde herausnehmen konnte) zur Verteidigung zur Verfügung. Allart befürchtete, daß genau dies die Taktik war, die der Gegner anwenden wollte: die kämpfenden Männer zu verwirren, während sie unter dem Schutz der projizierten Angst angriffen. Eilig suchte er Dom Mikhail auf, um Kriegsrat abzuhalten.
»Ihr wißt, wogegen wir ankämpfen mußten«, sagte er. Der alte Lord nickte. Sein Gesicht war düster, seine Augen falkenhell und drohend. »Ich glaubte, die von mir am meisten geliebten Menschen erneut sterben zu sehen«, sagte er. »Und ich hörte den Fluch einer Zauberin, die ich vor dreizehn Jahren an die Zinnen hängen ließ. Sie hatte mir höhnisch prophezeit, es werde der Tag kommen, an dem ich voller Gram die Götter anflehen würde, kinderlos zu

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