Herrin Der Stürme - 2
Ziehmutter Margali, jene Leronis, die sie auf die Welt gebracht hatte, gewandt; ebensowenig hatte sie sich, solange Lady Deonara noch lebte, gegen deren Willen aufgelehnt.
Aber seit Deonaras Tod, überlegte Donal betrübt (denn auch er hatte die sanfte Lady Aldaran geliebt), hat nie jemand Dorilys widersprochen. Mikhail von Aldaran betete seine hübsche Tochter an und schlug ihr nichts ab, ob es nun vernünftig war oder nicht, so daß die Elfjährige die Edelsteine und Spielsachen einer Prinzessin besaß. Die Diener taten es nicht, weil sie ihren Zorn und die Kraft fürchteten, die vom Geschwätz so übertrieben aufgebauscht waren. Die anderen Kinder taten es auch nicht; zum Teil, weil sie unter ihnen die Ranghöchste, zum Teil, weil sie eine eigensinnige kleine Tyrannin war, die nie davor zurückschreckte, ihre herrschende Stellung mit Schlägen, Kniffen und Ohrfeigen zu erzwingen.
Es ist für ein kleines Mädchen – ein hübsches, verzogenes Mädchen – gar nicht so schlecht, über alle Vernunft eigensinnig zu sein – und daß jedermann sie fürchtet und ihr alles gibt, was sie will. Aber was wird geschehen, wenn sie zu einer Frau heranwächst, wenn sie nicht lernt, daß sie nicht alles haben kann, was sie will? Und wer wird sie das lehren, da alle ihre Macht fürchten?
Besorgt schritt Donal die Treppe hinunter und ging hinein, denn auch er mußte bei der Verlobung und den bevorstehenden Feierlichkeiten anwesend sein.
In seinem gewaltigen Empfangszimmer erwartete Mikhail Aldaran seine Gäste. Der Aldaran-Fürst war seit der Geburt seiner Tochter gealtert. Ein großer, schwerer Mann, jetzt gebeugt und ergrauend, hatte er noch immer etwas vom Aussehen eines alten, sich mausernden Falken; und wenn er seinen Kopf hob, ähnelte er einem angejahrten Vogel, der auf seinem Sitzklotz aufschreckte – mit gesträubtem Gefieder, einer Andeutung versteckter Kraft, die er zwar zurückhielt, aber nicht verloren hatte.
»Donal? Bist du es? In diesem Licht kann man schlecht sehen«, sagte Lord Aldaran. Donal, der wußte, daß sein Pflegevater nicht gerne zugab, daß seine Augen nicht mehr so scharf wie einst waren, trat zu ihm. »Ich bin es, mein Fürst.«
»Komm her, teurer Junge. Ist Dorilys für die Zeremonie vorbereitet? Glaubst du, sie ist mit dem Gedanken an diese Heirat zufrieden?« »Ich glaube, sie ist zu jung, um zu wissen, was sie bedeutet«, erwiderte Donal. Er hatte einen verzierten Anzug aus gefärbtem Leder und hohe Hausstiefel mit eingeritzten Mustern und Fransen angelegt. Sein Haar wurde von einem edelsteinbesetzten Band gehalten; an seinem Hals blitzte ein Feuerstein karminrot auf. »Aber sie ist sehr neugierig. Sie hat mich gefragt, ob Darren ansehnlich und wohlgelitten sei, und ob ich ihn mag. Ich habe ihr eine knappe Antwort darauf gegeben, fürchte ich, aber ich sagte ihr, daß sie einen Mann nicht an den Streitigkeiten von Jungen messen darf.«
»Genausowenig wie du, mein Junge«, sagte Aldaran, aber er sagte es freundlich.
»Pflegevater – ich habe eine Gunst von Euch zu erbitten«, sagte Donal.
Aldaran lächelte und sagte: »Du weißt längst, Donal, jedes Geschenk, das ich dir geben kann, ist deins, wenn du nur darum bittest.« »Dieses wird Euch nichts kosten, Fürst, außer etwas Wohlwollen. Wenn Lord Rakhal und Lord Darren heute vor Euch treten, um über Dorilys’ Mitgift zu diskutieren, würdet Ihr mich der Gruppe mit dem Namen meines Vaters vorstellen, und nicht als Donal von Rockraven, wie Ihr es gewöhnlich tut?«
Lord Aldarans kurzsichtige Augen zwinkerten und ließen ihn mehr denn je wie einen gigantischen, vom Licht geblendeten Raubvogel aussehen. »Warum das, Pflegesohn? Willst du den Namen deiner Mutter verleugnen, oder ihre Stellung hier? Oder etwa die deine?«
»Das mögen die Götter verhüten«, sagte Donal.
Er trat näher und kniete sich neben Aldaran. Der alte Mann legte eine Hand auf seine Schulter, und bei dieser Berührung wurde ihnen beiden die unausgesprochenen Worte verständlich: Nur ein Bastard trägt den Namen seiner Mutter. Ich bin eine Waise, aber kein Bastard. »Vergib mir, Donal«, sagte der alte Mann schließlich. »Ich habe einen Tadel verdient. Ich wollte… Ich wollte nicht daran erinnert werden, daß Aliciane je einem anderen Mann gehört hat. Selbst als sie … mich verließ, konnte ich nicht ertragen, daran zu denken, daß du in Wahrheit nicht mein eigener Sohn bist.« Es klang wie ein Schmerzensschrei. »Ich habe mir so oft gewünscht, du wärest es.«
»Ich
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