Herrin Der Stürme - 2
Versuchung, das Einfachste zu tun und darauf zu vertrauen, daß das Glück uns hindurchführt, ist immer da; oder, wenn alles scheitert, zu sagen: ›Es ist unser Los, und kein Mensch kann gegen das Schicksal ankämpfen.‹ Denn es gibt andere Wahlmöglichkeiten. Du könntest unfruchtbar sein, eine Geburt überleben, unser Kind könnte dem Fluch unseres vereinigten Laran entrinnen. Es gibt so viele Möglichkeiten, so viele Versuchungen! Und ich habe mich entschlossen, daß diese Ehe keine sein soll, bis ich meinen Weg deutlich vor mir sehe. Ich bitte dich, dem zuzustimmen.«
»Es scheint, daß ich keine Wahl habe«, sagte sie und blickte betrübt zu ihm auf. »Aber es gibt in unserer Welt auch kein Glück für eine Frau, die nicht das Wohlgefallen ihres Mannes findet. Meine Tanten und Cousinen werden mir keine Ruhe lassen, bis ich schwanger bin. Auch sie haben Laran, und wenn diese Ehe nicht vollzogen wird, werden sie es früher oder später erfahren, und wir werden die gleichen Sorgen erleben, die wir vorausgesehen haben, hätten wir die Ehe zurückgewiesen. In jedem Fall, mein Gemahl, scheint es, daß wir das Wild sind, das in der Falle stecken bleibt oder in den Kochtopf wandern kann; jeder Weg bedeutet Verderben.«
Beruhigt von der Ernsthaftigkeit, mit der sie über ihre mißliche Lage nachzudenken suchte, sagte Allart: »Ich habe einen Plan, falls du einwilligst, Cassandra. Die meisten unserer Verwandten machen, bevor sie mein Alter erreichen, ihren Dienst in einem Turm, wo sie ihr Laran in einem Matrix-Kreis einsetzen, der unseren Leuten Energie, Macht und ein gutes Leben gibt. Ich bin wegen meiner schwächlichen Gesundheit von dieser Pflicht entbunden worden, aber eigentlich sollte ich sie jetzt nachholen. Zudem ist das Leben am Hof nicht das beste für eine Frau, die …« Er drohte an den Worten zu ersticken. »Die schwanger sein könnte. Ich werde um die Erlaubnis bitten, dich mit zum Turm von Hali. zu nehmen, wo wir unseren Teil an der Arbeit des Matrix-Kreises beitragen werden. Auf diese Weise werden wir deinen Verwandten und meinem Bruder nicht begegnen und können fern von ihnen wohnen, ohne Gerede hervorzurufen. Vielleicht finden wir einen Ausweg aus diesem Dilemma, während wir dort sind.«
Cassandras Stimme klang unterwürfig. »Es soll sein, wie du wünschst. Aber unsere Verwandtschaft wird es merkwürdig finden, daß wir uns dazu während der ersten Tage unserer Ehe entschließen.«
»Mögen sie denken, was sie wollen«, gab Allart zurück. »Ich halte es nicht für ein Verbrechen, Dieben falsche Münzen zu geben, oder zu lügen, wenn man über alle Höflichkeit hinaus verhört wird. Wenn ich von jemandem, der Recht auf eine Antwort hat, befragt werde, sage ich, daß ich während meiner frühen Mannesjahre dieser Pflicht aus dem Wege gegangen bin und sie jetzt erfüllen will, damit du und ich zusammen weggehen können, ohne daß unerfüllte Verpflichtungen unser Leben überschatten. Du kannst ihnen sagen, was du möchtest.« Ihr Lächeln strahlte ihn an; Allart spürte einen Stich durchs Herz. »Nun, ich werde überhaupt nichts sagen. Ich bin deine Frau, und ich gehe dorthin, wo du hinzugehen entscheidest, das bedarf keiner weiteren Erklärung! Ich sage nicht, daß ich diesen Brauch mag, und auch nicht, daß ich ohne Hader gehorche, wenn du es von mir verlangst. Ich bezweifle, daß du in mir eine unterwürfige Frau vorfindest, Dom Allart. Aber ich werde diesen Brauch nutzen, wenn er meinen Zwecken dient!« Lastenträger, warum konnte das Schicksal mir keine Frau geben, die ich mit Freuden verstoßen hätte, statt dieser einen, die zu lieben mir so leicht gefallen wäre! Erschöpft vor Erleichterung beugte er seinen Kopf vor, nahm ihre schmalen Hände und küßte sie.
Sie sah die Erschöpfung in seinem Gesicht und sagte: »Du bist sehr abgespannt, mein Gatte. Willst du dich nicht niederlegen und schlafen?«
Erneut marterten ihn die erotischen Bilder, aber er schüttelte sie ab. »Du weißt nicht viel von Männern, nicht wahr, Chiya?« Sie schüttelte den Kopf. »Wie sollte ich auch? Jetzt scheint es, daß es nicht mein Los ist«, sagte sie und sah so traurig aus, daß Allart bei aller Entschiedenheit ein fernes Bedauern fühlte.
»Leg dich nieder und schlafe, wenn du möchtest, Cassandra.« »Wirst du denn nicht schlafen?« fragte sie unschuldig. Er mußte lachen.
»Ich werde auf dem Boden schlafen. Ich habe an schlimmeren Orten gelegen, und nach den Steinzellen von Nevarsin ist das der reinste
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