Herrin Der Stürme - 2
diese Weise daran zu erinnern, daß selbst ich lernen mußte, mich zu beherrschen. Aber seid Ihr nur deswegen gekommen, Lady? Ich hatte gedacht, Ihr hättet das ohnehin vorausgesetzt, als ich sie in Eure Obhut gab.« »Das tat ich auch«, sagte Renata. »Aber ich habe mit Euch etwas weit Ernsteres zu besprechen. Ihr habt mich hierher geholt, weil Ihr die Stärke des Laran Eurer Tochter fürchtet, nicht wahr? Ich habe sie sorgfältig überwacht, Körper und Gehirn; sie steht noch einige Monate vor der Pubertät, schätze ich. Bevor sie eintritt, möchte ich die Erlaubnis erbitten, Euch zu untersuchen, mein Fürst, und Donal ebenso.« Lord Aldaran hob neugierig die Brauen. »Darf ich fragen, warum, Damisela?«
»Margali hat mir bereits alles berichtet, an was sie sich in bezug auf Alicianes Schwangerschaft und Niederkunft erinnern kann«, gab Renata zur Antwort. »Also weiß ich einiges von dem, was Dorilys von ihrer Mutter erbte. Aber auch Donal trägt die Erbschaft der Rockravens, und ich würde gerne erfahren, welche rezessiven Merkmale Dorilys möglicherweise besitzt. Es ist einfacher, Donal zu untersuchen, als ins Protoplasma zu dringen. Das gleiche gilt für Euch, mein Fürst, da Dorilys nicht nur Eure, sondern auch die Erbschaft Eures gesamten Geschlechts trägt. Ich würde gern Zutritt zu Euren Ahnentafeln haben, damit ich erkennen kann, ob es in Eurem Geschlecht Spuren bestimmter Arten von Laran gibt.«
Lord Aldaran nickte. »Ich kann verstehen, daß Ihr mit solchem Wissen gewappnet sein solltet«, stimmte er zu. »Ihr könnt dem Kustos der Aldaran-Archive sagen, daß ich Euch Zugang zu allen Aufzeichnungen gewähre. Glaubt Ihr, daß sie die Schwellenkrankheit überleben wird?« »Das werde ich Euch sagen, wenn ich mehr von dem weiß, was in ihren Genen und ihrer Erbschaft enthalten ist«, antwortete Renata. »Ich werde für sie tun, was ich kann, und Allart ebenso. Aber ich muß wissen, was mir bevorsteht.«
»Nun, ich habe eigentlich keine Einwendungen dagegen, untersucht zu werden«, sagte Lord Aldaran, »obwohl es sich um eine Technik handelt, mit der ich nicht vertraut bin.«
»Untersuchungsmethoden dieser Art wurden für die auf höheren Ebenen arbeitenden Matrixkreise entwickelt«, erklärte Renate. »Als wir sie für diesen Zweck angewandt hatten, fanden wir heraus, daß sie auch anderen Nutzen haben.«
»Was muß ich also tun?«
»Nichts«, erwiderte Renata. »Macht Euren Geist einfach so ruhig und entspannt, wie Ihr könnt, und versucht, an gar nichts zu denken. Vertraut mir. Ich werde nicht in Eure Gedanken eindringen, sondern nur in Euren Körper und seine tief erliegenden Geheimnisse.«
Aldaran zuckte die Schultern. »Wann immer Ihr wollt«, meinte er lakonisch.
Renata streckte ihre geistigen Fühler aus und begann den langsamen Überwachungsprozeß. Zuerst kontrollierte sie seine Atmung, seinen Kreislauf, dann ging sie immer tiefer in die Zellen des Körpers und Gehirns. Nach einem langen Zeitraum zog sie sich behutsam zurück und dankte ihm, aber sie sah besorgt und geistesabwesend dabei aus. »Wie lautet das Urteil, Damisela?«
»Ich würde lieber warten, bis ich die Archive gesehen und Donal untersucht habe«, sagte Renata, verbeugte sich vor ihm und verließ das Zimmer.
Einige Tage später ließ Renata Lord Aldaran fragen, ob er sie noch einmal empfangen könne.
Als sie ihn diesmal traf, verschwendete sie keine Worte. »Mein Fürst, ist Dorilys Euer einziges lebendes Kind?« »Ja, das habe ich Euch doch gesagt.«
»Ich weiß, daß sie das einzige Kind ist, das ihr anerkennt. Aber ist das nur so dahingesagt, oder ist es die buchstabengetreue Wahrheit? Habt Ihr irgendwelche nicht anerkannten Bastarde, uneheliche Kinder, überhaupt irgendein Kind von Eurem Blut?«
Betrübt schüttelte Aldaran den Kopf.
»Nein«, sagte er. »Nicht eines. Ich hatte aus meiner ersten Ehe einige Kinder, aber sie starben in den Jugendjahren an der Schwellenkrankheit. Und Deonaras Babys starben alle, bevor sie entwöhnt waren. In meiner Jugend habe ich da und dort ein paar Söhne gezeugt, aber keiner überlebte seine Kindheit. So weit ich weiß, trägt auf der Oberfläche dieser Welt allein Dorilys mein Blut.«
»Ich will Euch nicht erzürnen, Lord Aldaran«, sagte Renata, »aber Ihr solltet sofort einen anderen Erben bekommen.«
Er blickte sie an, und sie sah Bestürzung und Furcht in seinen Augen. »Wollt Ihr mich davor warnen, daß auch Dorilys die Jugend nicht überlebt?«
»Nein«, sagte Renata. »Es gibt guten
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