Herrin Der Stürme - 2
Grund zu hoffen, daß sie sie überleben wird. Sie kann sogar ein wenig telepathisch werden. Aber Euer Erbe sollte nicht allein auf ihr ruhen. Sie könnte – wie Aliciane – die Geburt eines einzelnen Kindes überleben. Ihr Laran ist, soweit ich erkennen kann, geschlechtsspezifisch; es gibt nur wenige Gaben, die das sind. In Jungen ist es rezessiv. Donal besitzt die Fähigkeit, Luftströme und Luftdruck zu erkennen, die Winde zu fühlen und die Bewegungen des Sturms zu spüren. Er kann sogar Blitze ein wenig kontrollieren, auch wenn er sie nicht anziehen oder erzeugen kann. Aber diese Gabe ist in weiblichen Wesen dominant. Dorilys könnte die Geburt eines Sohnes überleben. Aber nicht die Geburt einer Tochter, die schon vor der Geburt mit einem solchen Laran begabt ist. Auch Donal sollte ermahnt werden, nur Söhne zu zeugen, es sei denn, er wollte ihre Mütter vom Laran ihrer ungeborenen Töchter zerschmettert sehen.«
Aldaran dachte einige Zeit darüber nach. Schließlich sagte er, das Gesicht grau vor Pein: »Wollt Ihr damit sagen, daß Dorilys Aliciane getötet hat?«
»Ich hatte gedacht, Ihr wüßtet das. Das ist ein Grund dafür, weswegen die Rockraven-Gabe aus dem Zuchtprogramm herausgelassen wurde. Einige ihrer Töchter, die selbst nicht die volle Kraft dieses Laran besaßen, müssen es an ihre Töchter weitergegeben haben. Ich glaube, daß Aliciane eine von diesen war. Und Dorilys hat das volle Laran … Während ihrer Geburt – sagt mir – gab es da einen Sturm?«
Aldaran spürte, wie sein Atem stockte, als er sich ins Gedächtnis rief, wie Aliciane voll Entsetzen aufgeschrien hatte: »Sie haßt mich! Sie will nicht geboren werden!«
Dorilys hat ihre Mutter getötet! Sie hat mein Liebstes, meine Aliciane getötet … Verzweifelt um ein gerechtes Urteil bemüht sagte er: »Sie war ein neugeborenes Kind! Wie könnt Ihr ihr eine Schuld vorwerfen?«
»Schuld? Wer spricht von Schuld? Die Emotionen eines Kindes sind unkontrolliert. Sie haben keine Übung, und die Geburt ist entsetzlich für ein Kind. Wußtet Ihr das nicht, mein Fürst?«
»Natürlich! Ich war jedesmal anwesend, wenn Deonaras Babys zur Welt kamen«, sagte er, »aber ich konnte sie in gewissem Maße beruhigen.« »Aber Dorilys war stärker als die meisten Säuglinge«, sagte Renata, »und in ihrer Angst und in ihrem Schmerz schlug sie zu – und Aliciane starb. Sie weiß das nicht; ich hoffe, sie wird es nie erfahren. Aber da Ihr es wißt, könnt Ihr verstehen, warum es unsicher ist, sich allein auf sie zu verlassen, um Euer Blut an künftige Generationen weiterzugeben. Für Dorilys würde es in der Tat sicherer sein, nie zu heiraten. Auch wenn ich sie, sobald sie eine Frau wird, lehren werde, auf welche Weise man nur Söhne empfängt.«
»Hätte Aliciane doch dieses Wissen gehabt«, sagte Lord Aldaran mit tiefer Bitterkeit. »Ich habe nicht gewußt, daß man das steuern kann.« »Die Technik wird nicht allgemein gelehrt«, sagte Renata, »obwohl die, die Riyachiyas züchten, wissen, wie man ausschließlich weibliche Nachkommen erzeugt. Man hat das aus Angst vor den nur auf Söhne spekulierenden Fürsten großer Reiche gelehrt, um zu verhindern, daß das Gleichgewicht der Natur dadurch umgestoßen wird, daß zu wenig Mädchen geboren werden. Aber ich glaube, in einem Fall wie diesem, wo ein so schreckliches Laran die Ungeborenen treffen kann, ist es gerechtfertigt. Ich werde Dorilys unterrichten, und auch Donal, wenn er möchte.«
Der alte Mann senkte das Haupt. »Was soll ich tun? Sie ist mein einziges Kind.«
»Lord Aldaran«, sagte Renata ruhig, »ich hätte gern Eure Erlaubnis, Dorilys’ Laran noch in der Jugend auszubrennen, wenn ich es für nützlich halte, und ihre Psi-Zentren im Gehirn zu zerstören. Es könnte ihr Leben retten – oder ihren Verstand.«
Entsetzt starrte er sie an. »Würdet Ihr ihren Geist zerstören?« »Nein. Aber sie wäre frei von Laran«, antwortete Renata.
»Ungeheuerlich! Ich weigere mich absolut!«
»Mein Fürst«, sagte Renata mit verzerrtem Gesicht, »ich beschwöre Euch. Wäre Dorilys ein Kind meines eigenen Leibes, würde ich Euch um dasselbe bitten. Wißt Ihr, daß sie dreimal getötet hat?«
»Dreimal? Dreimal? Aliciane und Darren, den Sohn meines Bruders – aber das geschah zu Recht. Er versuchte, sie zu vergewaltigen!« Renata nickte. Dann sagte sie: »Sie war vorher schon einmal verlobt. Und der Junge ist gestorben, oder nicht?«
»Ich dachte, es sei ein Unfall gewesen.«
»Nun, das war es auch«,
Weitere Kostenlose Bücher