Herrin des Blutes - Thriller
verschaffen.«
Auch diesmal ignorierte Dream die Bemerkung der toten Freundin.
»Jemand soll mir mal ’nen Gürtel bringen.«
Michaels Cousin reagierte sofort auf Marcys Befehl, durchquerte innerhalb eines Herzschlags das Zimmer und riss eine Schranktür auf. Er durchwühlte einen Augenblick lang das Innenleben und tauchte mit dem geforderten Gegenstand wieder auf.
Marcy nahm ihm den Gürtel ab, wickelte das eine Ende zweimal um ihre rechte Hand und ließ das Ende mit der Messingschnalle herunterbaumeln. »Ehrlich, du bist wirklich das hübscheste kleine Ding, das ich je in meinem Leben gesehen hab. Du könntest glatt Model oder Filmstar sein.« In ihrer Stimme schwang offene, ehrliche Bewunderung mit, als sie diese Komplimente aussprach, doch dann verfinsterte sich ihr Tonfall. »Aber schöne Menschen schauen immer auf Menschen wie uns herab. Falls ihr überhaupt einen Gedanken an uns verschwendet. Oder euch jemand dazu zwingt, über uns nachzudenken. Für euch sind wir so was wie Insekten oder Ratten, jedenfalls eine niedrigere Lebensform als Menschen.«
Dream bemühte sich, das Beben in ihrer Stimme zu unterdrücken, als sie entgegnete: »D-das ist nicht wahr. Ich hab nie …«
»HALT’S MAUL!«
Marcys Arm schnellte wie eine zustoßende Kobra hervor. Der Gürtel klatschte auf Dreams Bauch und die Schnalle grub sich in ihr Fleisch. Dream schrie auf und der Gürtel peitschte erneut gegen ihren Körper. Und noch einmal. Ein dünner Blutstrom rann von der Stelle, an der die Schnalle sie getroffenen hatte, seitlich an ihrem Körper hinunter.
Dreams Brustkorb hob und senkte sich. Tränen liefen über ihre Wangen. »Bitte … bitte …«
»Ich hab doch gesagt, du sollst dein dummes Maul halten.« Marcys Stimme klang überraschend ruhig und täuschte über den Akt der Gewalt hinweg. »Du solltest besser tun, was ich sage.«
Dream unterdrückte das Wimmern, das in ihrer Kehle aufstieg, und ermahnte sich, dass ihr Flehen absolut nutzlos war und lediglich dazu diente, den Zorn ihrer Peinigerin weiter zu steigern.
Marcy setzte ihre Rede fort, als wäre nichts vorgefallen. »Wunderschöne, privilegierte Menschen denken sich nichts dabei, wenn sie Menschen wie Ellen, meine süße kleine Schwester, tyrannisieren. Die arme Ellen wurde ihr ganzes Leben lang von Leuten wie dir rumgeschubst.« Sie legte eine Pause ein und hockte sich zurück auf die Bettkante. »Einmal sind ihr ein paar Cheerleader auf die Toilette gefolgt. Ich glaube, das war in der zehnten Klasse der High School.« Sie warf ihrer Schwester einen Blick zu, um sich eine Bestätigung zu holen. Ellen sah sie nicht an, nickte jedoch. »Weißt du, was diese verdammten hochnäsigen Schlampen mit ihr angestellt haben?«
Dream schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Ich werd’s dir verraten.« Marcy beugte sich so dicht über Dream, dass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Der Hass, der in den kalten, dunklen Augen des Mädchens aufblitzte, jagte Dream einen Schauer über den Rücken. »Sie haben sie in eine Kabine gezerrt und kopfüber in ein mit Scheiße verstopftes Klo gesteckt. Sie hat sich gewehrt, aber sie haben sie festgehalten, und ihr ganzer Mund war voll mit dem braunen Zeug und dem Klowasser.«
Dream schniefte. »Das tut mir leid.«
Marcy grunzte. »Ja, das sollte es auch, weil es genauso gut du hättest sein können, die ihr das angetan hat. Ich mache euch alle, dich und deinesgleichen, dafür verantwortlich. Du fragst dich, warum ich so wütend bin? Vielleicht dämmert es dir allmählich. Als du Ellen heute Abend angegriffen hast, hast du dafür gesorgt, dass sie diese ganze Sache noch mal durchmachen musste.«
Dream blieb die Luft im Halse stecken und die Tränen flossen in einem steten Strom über ihr Gesicht. »Es … tut mir so leid … Ich wünschte …«
»Halt’s Maul.«
Dream verstummte wieder.
Marcy wickelte den Gürtel von ihrer Hand ab und schob den dünnen Lederriemen unter Dreams Hals. Dream spannte sich an und ihr Herz pochte wie wild, als Marcy das Ende des Gürtels durch die Schnalle steckte und ihn straff um ihren Hals zog. Dann wickelte Marcy das Ende um ihre eigene Hand und starrte in Dreams mit einem Mal weit hervortretende Augen. »Ich wollte es diesen beschissenen Cheerleaderinnen unbedingt heimzahlen, als ich gehört hab, was sie getan haben, aber damals hatte ich einfach nicht den Mut dazu. Aber diesmal ist das anders. Diesmal wird jemand dafür bezahlen.«
Sie erhob sich und zog am
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