Herrin des Blutes - Thriller
schwarzen Netzstrumpfhosen und durch die zahlreichen Risse war ihre blasse Haut zu erkennen. Sie zündete sich eine Zigarette mit widerlichem Nelkenaroma an und ließ sich auf der Bettkante nieder.
»Hallo, Dornröschen.«
Dream antwortete nicht. Obwohl die junge Frau lächelte, schloss dieses Lächeln ihre Augen nicht mit ein, die Dream starr und kalt anblickten. Hinter der lächelnden Fassade kochte sie vor Wut, die sie kaum zügeln konnte. Erneut traten Tränen ins Dreams Augen. Sie würde höchstwahrscheinlich in diesem Zimmer sterben. Und auch wenn ihr Leben sich in die Hölle auf Erden verwandelt hatte, wollte sie nicht, dass das passierte.
Das Mädchen blies eine stinkende Rauchwolke in Dreams Gesicht. »Wie ich gehört habe, hast du heute Nacht meine Schwester verprügelt.« Sie deutete mit einem Kopfnicken auf die Kleine, an die Dream sich aus dem Villager Pub erinnerte. »Sie meint, du hättest ihr ohne guten Grund die Seele aus dem Leib geprügelt. Also, du kommst hier so oder so nicht raus. Ich schätze, das weißt du auch. Deshalb kannst du ganz offen und ehrlich zu mir sein: Sagt meine Schwester die Wahrheit?«
Dream hielt dem gnadenlosen Blick ihres Gegenübers stand und schluckte schwer. Obwohl sie noch immer entsetzliche Angst vor dem hatte, was gleich passieren würde, hatte sich ein Teil von ihr bereits damit abgefunden. Das Mädchen hatte recht: Sie sagte am besten die Wahrheit, um die Sache nicht unnötig in die Länge zu ziehen.
»Ja. Das hab ich getan.«
Das Mädchen nickte. »Gut.« Sie pustete noch mehr nelkengeschwängerten Qualm in Dreams Gesicht. »Gut, dass du es zugibst, meine ich. Das wird es für uns beide einfacher machen. Weil wir jetzt wissen, dass das, was wir tun, gerechtfertigt ist. Und weil du weißt, dass du bekommst, was du verdienst.«
»Was werdet ihr denn tun?«
»Wir werden dich töten.«
Allein durch die Schonungslosigkeit dieser Aussage entwich Dreams Kehle ein jähes Schluchzen. Für einen langen Augenblick war das einzige Geräusch im Raum ihre wachsende Angst. Dann drückte das Mädchen die Zigarette auf Dreams Oberschenkel aus, und sie stieß einen Schrei aus und wich vor der Quelle des Schmerzes zurück.
Das Mädchen wartete, bis Dreams Schreie verstummten und sich in ein leises, gurgelndes Stöhnen verwandelten. »Wir werden dich umbringen«, wiederholte sie, »und wir werden uns dafür viel Zeit lassen. Du fragst dich vielleicht, warum wir dich nicht geknebelt haben. Wir sind hier ziemlich weit draußen, was bedeutet, dass du dir deine verdammte Lunge aus dem Leib brüllen kannst, ohne dass dich jemand hört.«
Einer der Jungen, ein schlaksiger langhaariger Kerl mit übler Akne, hockte in einer Ecke des Zimmers, die Arme über den Knien verschränkt, wobei eine Dose Bier in seiner Hand baumelte. Er schoss förmlich aus der Hocke hoch, bewegte sich in die Mitte des Raums und trank dabei gierig aus der Bierdose. »Bin ich wirklich der Einzige, der diese ganze Sache hier total abgefuckt findet?« In seiner Stimme lagen Anspannung, echte Wut und Ungläubigkeit, und in die Worte schlich sich ein leichtes Nuscheln. Er hatte sich wohl ein bisschen zu viel Mut angetrunken, wie Dream vermutete.
Er drehte sich langsam im Kreis und sah jeden seiner Freunde der Reihe nach an. »Kommt schon, ihr Arschlöcher. Ihr wisst doch, dass das nicht richtig ist. Man kann doch niemanden wegen so was umbringen.«
Für eine Weile sagte niemand etwas. Ein paar der Jugendlichen traten nervös von einem Bein aufs andere. Sie betrachteten angestrengt den Fußboden oder musterten sich gegenseitig flüchtig, bevor sie sich der Decke oder einer auf unerklärliche Weise interessanten Stelle an der kahlen Wand zuwandten.
Dann sagte das Mädchen, das neben Dream saß: »Muss ich mir deinetwegen Sorgen machen, Michael?«
Michael starrte auf einen der anderen Jungen im Zimmer, dem er ausgesprochen ähnlich sah. Sie mussten Brüder oder zumindest Cousins sein. Michaels Bruder oder Cousin starrte konzentriert zu Boden. Seine Hände zitterten. Dream ließ ihren Blick hastig über die Gesichter rundum schweifen und erkannte Angst in jedem einzelnen von ihnen. Auch bei dem Mädchen, an dem sie unnötigerweise einen Teil ihrer unbändigen Wut ausgelassen hatte. Die einzige Ausnahme war die Schwester des Mädchens, die geradezu unheimlich gefasst wirkte.
Sie erhob sich vom Bett und ging auf Michael zu. »Ich hab dich was gefragt. Und ich möchte eine Antwort. Sofort . Muss ich mir deinetwegen
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