Herrin des Blutes - Thriller
Ende des Gürtels. Dream würgte, und ihr Gesicht lief knallrot an, als sich die Schlinge um ihre Kehle zuzog. Sie nahm nur sehr entfernt wahr, wie jemand im Raum immer wieder »Oh mein Gott« murmelte.
Dann lockerte Marcy den Griff um den Gürtel und Dream konnte mit einem Mal wieder atmen. Sie schnappte gierig nach Luft und lauschte dem Geräusch ihres Herzens, das gegen ihren Brustkorb wummerte.
Marcy lächelte sie an. »Du hast doch wohl nicht geglaubt, dass ich dich so schnell töte, oder? Das hätte ja beinahe an Gnade gegrenzt. Das hier ist erst der Anfang, du Fotze. Das Aufwärmprogramm. Du hast eine lange Nacht voller Schmerzen vor dir und ich werde jede verfluchte Sekunde davon genießen.«
In diesem Moment wurde Dreams Herz von finsterer Wut erfüllt, die ihre Angst vollkommen überdeckte und jede noch verbliebene Spur von Schuld wegwischte, die sie für das empfand, was sie Marcys Schwester angetan hatte. Ihr Mund verzerrte sich zu einem angewiderten, wütenden Grinsen. Düstere, bösartige Energie wirbelte in ihr herum, und die schlummernde Kraft in ihrem Inneren erwachte zu neuem Leben, gebündelt von ihrem überwältigenden Zorn. In ihrem Herzen war nur noch Platz für Hass und das blinde Verlangen, jedem in ihrer unmittelbaren Umgebung fürchterliche Schmerzen zuzufügen.
Auch alle anderen im Raum spürten die Veränderung, die vor sich ging.
Das andere Mädchen, ein eher pummeliges kleines Ding mit leuchtend rotbraun gefärbtem Haar, zitterte am ganzen Körper und sagte: »Ist es hier drin grade wirklich arschkalt geworden?«
Jemand erwiderte: »Ja. Gott, was ist denn hier los?«
Marcy schaute in Dreams Augen und zuckte zusammen. Sie ließ den Gürtel los und erhob sich vom Bett. Mit einem Mal erstarrte sie jedoch und war nicht mehr in der Lage, weiter zurückzuweichen.
Dream knurrte und zischte wie eine Schlange. Sie rüttelte an ihren Fesseln, brachte das ganze Bett heftig ins Wanken und warf dabei die Lampe vom Nachttisch. Das Mädchen mit dem kupferfarbenen Haar schrie auf und rannte auf die geschlossene Zimmertür zu. Dream stieß einen mächtigen Schrei aus, der den Raum mit der Wucht einer Bombenexplosion erfüllte. Die andere knallte gegen die Tür, wirbelte herum und fiel zu Boden. Als sie versuchte, sich wieder aufzurappeln, rann Blut aus jeder einzelnen ihrer Körperöffnungen. Es triefte in langen Fäden aus ihren Ohren, ihrem Mund und ihren Nasenlöchern. Leuchtendes Rot verfärbte das Weiß in ihren Augen, und sie schwankte heftig, als sie blind versuchte, einen Schritt auf das Bett zuzugehen. Sie brach zusammen und stürzte mit einem donnernden Knall, der weitere Schreie des Entsetzens bei ihren Freunden auslöste, zu Boden.
Die Schreie dauerten eine ganze Weile an.
Das Mädchen auf dem Boden war vollkommen still. Tot. Dream wusste, dass sie sie irgendwie umgebracht hatte. Es war keine Absicht gewesen, aber sie hatte es trotzdem getan – ein Instinkt hatte sie dazu verleitet, das Mädchen mit der Kraft, die sie angezapft hatte, niederzustrecken.
Ihre Stimme klang wie ein Knurren. »Niemand kommt hier lebend raus.« Sie wollte es wirklich tun. Sie alle töten. Sie alle in geradezu epischem Ausmaß leiden lassen. Und sich an ihren Qualen weiden.
Zunächst konzentrierte sie sich auf Marcy, bündelte die vibrierende Energie erneut und bereitete sich darauf vor, eine tödliche Ladung mitten in das wild pochende Herz der Schlampe abzufeuern. Dream verspürte eine kribbelnde Vorfreude. Sie hatte sich seit der lange zurückliegenden Nacht im Bett des Meisters nicht mehr so herrlich durchtrieben gefühlt. All ihre Sinne waren auf unnatürliche Weise geschärft. Sie konnte jeden einzelnen hämmernden Herzschlag von Marcy hören. Die Kleine versuchte, sich zu befreien, wurde jedoch von unsichtbaren Marionettenfäden an Ort und Stelle festgehalten.
»Bitte …«, wimmerte sie.
Dream lächelte. »Ich werde dich töten.«
Marcy zuckte zusammen, als ihre eigenen Worte wie ein Bumerang zu ihr zurückflogen.
Dream bündelte ihre Energie in einer prallen, pulsierenden Kugel und spannte sich an, als zöge sie einen Ball mit dem Gummiband einer Steinschleuder zurück.
Dann, genauso unverhofft, wie sie gekommen war, erlosch die Kraft wieder. Sie verschwand, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Es folgte ein Augenblick des starren Entsetzens, eine ebenso abrupte wie dramatische Veränderung der Atmosphäre. Dream versank in der gluckernden Matratze des Wasserbetts, mit einem Mal
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