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Herrin des Blutes - Thriller

Herrin des Blutes - Thriller

Titel: Herrin des Blutes - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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flauschig und vielbeinig an – eine große Spinne vermutlich. Sie schlug danach, verfehlte es jedoch, und der verkohlte Stummel am Ende ihres rechten Handgelenks strich nutzlos über das Krabbeltier, das sich unbeirrt weiterbewegte. Da sie vom Schlaf noch etwas benommen war, dauerte es eine Weile, bevor ihr einfiel, dass sie keine Hand mehr hatte, mit der sie zuschlagen konnte. Allem Anschein nach hatten ihre Nervenenden diese entsetzliche Wahrheit noch immer nicht akzeptiert und quälten sie weiter mit dem verdammten Phantomgefühl in den Armen.
    Die flauschige Spinne kroch weiter an der Innenseite ihres Oberschenkels hinauf. Die beinahe anzügliche Anwesenheit fühlte sich auf der nackten Haut wie die Berührung eines Möchtegern-Vergewaltigers an, der den schlafenden Körper seines auserwählten Opfers streichelte. Die Vorstellung von Gewalttätigkeit rüttelte Giselle wach. Es war unmöglich, zu sagen, worum es sich bei dem Biest auf ihrem Bein tatsächlich handelte. Es mochte äußerlich zwar einer Spinne ähneln – auch wenn sie in der absoluten Finsternis ihres hängenden Gefängnisses keine Möglichkeit hatte, die Annahme zu bestätigen – es konnte aber genauso gut etwas vollkommen anderes sein. Eine von Miss Wickman gezauberte Kreatur zum Beispiel. Giselle dachte darüber nach, mit welcher Entschlossenheit sich das Tier auf ihre Vagina zubewegte und stellte sich vor, wie es in sie eindrang, hatte das Bild vor Augen, wie es sich in ihr ausdehnte und in ein widerliches, aufgedunsenes Etwas verwandelte.
    Während sie darüber sinnierte, schien der Körper der dicken Spinne tatsächlich ganz leicht anzuschwellen. Giselle blieb die Luft im Hals stecken, als ihr bewusst wurde, dass ihre Vermutung der Realität entsprach. Obwohl sie durch die Magie dieser bösartigen Frau heraufbeschworen worden sein musste, kam ihr die Kreatur ausgesprochen real vor. Giselle nahm an, dass Miss Wickman sie so erschaffen hatte, dass sie sich entsprechend der schlimmsten Horrorvorstellungen seines Opfers veränderte. Das leichte Anschwellen, solange sich das Wesen noch außerhalb ihres Körpers befand, war ein eindeutiges Anzeichen für die immensen gestaltwandlerischen Kräfte, über die es verfügte. Wenn es erst einmal in ihr und in der Lage war, ihren Geist direkt anzuzapfen und sich an ihren schlimmsten Ängsten zu weiden …
    Giselle sammelte die letzten Willensreste zusammen, die ihr geblieben waren, und drängte mit aller Kraft das Phantomgefühl in ihren Armen zurück. Ihre Anstrengungen schienen Früchte zu tragen. Sie spürte zwar nach wie vor ein schwaches Kribbeln, aber auch ein dumpfes Pochen am Ende des vernarbten Stummels. Sie konzentrierte sich noch stärker und schlug mit dem Stummel nach der Kreatur. Bei ihrem ersten Versuch rutschte der Stumpf an dem Viech vorbei und streifte lediglich seine haarigen Beine. Das Ding war nur noch wenige Zentimeter von ihrem Schambereich entfernt und bewegte sich weiter vorwärts.
    Panik schnürte ihr die Kehle zu wie eine Wolke aus Giftgas. Sie setzte sich auf und stürzte nach vorne. Der hängende Käfig schwankte leicht an der Kette hin und her, aber diesmal traf sie ins Schwarze. Ihr Stummel klemmte den Körper des Viechs an ihrem Bein fest. Sie spürte, wie es versuchte, sich von dem Druck zu befreien und dabei mehr Kraft aufbrachte, als so ein winziges Ding besitzen durfte. Giselle biss die Zähne zusammen und hielt mit aller Kraft dagegen. Ihr Instinkt und ihr Ekel trieben sie dazu, die Spinne von ihrem Bein zu schnipsen, aber sie wusste, dass sie das Biest töten musste, solange sie noch die Gelegenheit dazu hatte.
    Die Kreatur schwoll unter ihrem Stumpf an, und die Beine wurden immer länger und dicker. Giselle beugte sich nach vorn und legte sich mit dem vollen Gewicht ihres Oberkörpers darauf. Dann hörte sie ein Quieken, als der kleine Körper zerplatzte und sich eine dickflüssige, klebrige Masse auf ihre Haut ergoss. Die Beine zuckten noch ein letztes Mal, dann blieb ihr ungebetener Besucher reglos liegen. Giselle musste würgen und schnipste die zerstörten Überreste vom Bein. Vollständig mit Schleim bedeckt, blieb das Viech einen Moment lang am Käfig kleben, bevor es zwischen zwei Eisenstäben durchrutschte und mit einem widerlichen Klatschen auf den Steinfußboden traf.
    Giselles Brustkorb hob und senkte sich in schnellem Rhythmus. Plötzlich traten Tränen in ihre Augen und strömten in heißen Rinnsalen über ihre Wangen. Sie streckte die Arme nach der

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