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Herrin des Blutes - Thriller

Herrin des Blutes - Thriller

Titel: Herrin des Blutes - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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unangenehmen Masse aus, die ihre Körpermitte bedeckte, und wischte mit ihren Stummeln so viel weg, wie sie konnte. Der Phantomschmerz kehrte zurück, und sie richtete eine riesige Sauerei an und verteilte die Substanz noch großflächiger über ihren Körper. Schließlich gelang es ihr, eine größere Menge des widerwärtigen Zeugs mit den Stümpfen einzusammeln und wegzuschleudern, aber ohne Hände war es ihr unmöglich, sich richtig zu säubern.
    Schlagartig wurde es im Raum deutlich kälter und die Tränen auf ihren Wangen erstarrten zu Frost. Es war offensichtlich, dass die klimatischen Bedingungen des Raums manipuliert wurden – ein weiterer Zauber von Miss Wickman, der vermutlich so konstruiert war, dass er seine Wirkung entfaltete, falls es Giselle gelang, den Versuch mit dem Formwandler zu vereiteln. Obwohl sie wusste, dass die Kälte lediglich das Nebenprodukt einer magischen Formel war, linderte das ihre Wirkung nicht im Geringsten. Die Temperatur fiel noch um ein paar weitere Grad ab. Giselle kroch in eine Ecke des Käfigs, zog die Knie dicht an den Oberkörper und schlang das, was von ihren Armen noch übrig war, um die Beine. Ihr Körper zitterte unkontrolliert in der wachsenden Kälte und der Käfig schaukelte erneut an seiner Kette hin und her.
    Auch wenn Giselle sich dafür schämte und sie sich nur noch elender fühlte, konnte sie nicht verhindern, dass ihre nassen Augen weiterhin großzügig das Gesicht beregneten und eiskalte Spuren auf ihre Wangen zeichneten. Sie war unendlich frustriert und hatte schreckliche Angst – so große Angst wie schon seit Jahren nicht mehr. Sie konnte noch immer nicht akzeptieren, dass ihr all das wirklich zugestoßen war. Noch vor wenigen Jahren war sie auf dem Gipfel ihrer Macht gewesen, als das Bergkönigreich des Meisters unter anderem aufgrund ihrer Anstrengungen und einer jahrelangen geduldigen Planung einer vollständigen Zerstörung zum Opfer gefallen war.
    Nach diesem Triumph hatte sie zunächst ihr tief greifendes Wissen über Magie darauf verwandt, für sich selbst ein angenehmes Fleckchen Erde zu schaffen. Sie war in die Heimatstadt ihrer Jugend, nach Boston, zurückgekehrt, wo sie die Reichen und Mächtigen auf ihre ganz spezielle Weise manipulierte, indem sie in ihren Geist eindrang und sie davon überzeugte, dass es ihre eigene Idee war, diesem wunderschönen, verlockenden jungen Mädchen gewaltige Geldsummen auszuhändigen. Geld, mit dem sie sich ein stattliches Anwesen in der Nachbarschaft leisten konnte. Sie hatte in der riesigen Villa ein einfaches, aber bequemes Leben geführt, wobei ihr eine stattliche Anzahl gut bezahlter, in höchstem Maße loyaler Diener jeden Wunsch von den Augen ablas.
    Giselles Zähne klapperten, als sie sich mit düsterer Bitterkeit an den Verrat eines dieser scheinbar so vertrauenswürdigen Angestellten erinnerte. Es hätte ein schöner Abend in der Oper werden sollen. Einer der berühmtesten Tenöre der Welt stand auf der Bühne, und es war ihr gelungen, beste Plätze sowie Zugang zur Garderobe des Künstlers zu erhalten. Ihr üblicher Chauffeur, Mr. Thorne – ein Mann mit tadelloser Erscheinung und ebensolchen Manieren – war an jenem Abend mit einer Limousine vorgefahren. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie er sie angelächelt und einen leichten Diener vor ihr vollführt hatte, als sie in dem teuren Abendkleid die Vordertreppe des Hauses hinuntergegangen war, einen Schal aus falschem Pelz um die nackten Schultern geschlungen. Sie verspürte nicht den geringsten Grund zur Beunruhigung, als Mr. Thorne eine der hinteren Türen der Limousine öffnete und sie einen Blick auf die Beine einer eleganten Frau und zweier Männer in Smokings erhaschte.
    Sie waren Giselles Gesellschaft an jenem Abend: ihre Nachbarin Angelica Anderson mit ihrem Ehemann Henry sowie ihr eigener Begleiter, Robert McDowell, ein Bankier, der bereits zahlreiche Spenden zu ihrem stetig wachsenden Vermögen beigesteuert hatte. Als sie sich der offenen Tür näherte, hob sie den Saum ihres Kleides an und duckte sich, um in den Wagen zu steigen.
    Dann erstarrte sie. Ihre Augen weiteten sich und ihr Herz blieb einen Moment lang stehen, als sie sah, dass es sich bei der Frau in der Limousine nicht um Angelica Anderson handelte. Es war Miss Wickman, die Giselle mit dem Lächeln einer Wahnsinnigen angrinste und in schallendes Gelächter ausbrach, als sie ihren entsetzten Gesichtsausdruck bemerkte. Die Männer, die ebenfalls im Wagen saßen, waren zwei wild

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