Herrin des Blutes - Thriller
begreifst, dass wir da zusammen drinstecken und es auch zusammen durchstehen werden. Vom Anfang bis zum bitteren Ende. Begreifst du das?«
Ellen weinte noch immer, aber sie brachte ein schwaches Kopfnicken zustande. »Ja, das tu ich.«
»Gut.« Marcy zweifelte nicht an Ellens Aufrichtigkeit. Sie war viel zu verängstigt, um zu lügen. »Ich kümmere mich noch um ein paar unerledigte Sachen und räume endgültig auf. Du wirst noch einen letzten Schuss hören. Du weißt, welcher das sein wird, oder?«
Ellen nickte erneut. »Ja.«
»Und während ich damit beschäftigt bin, musst du ein paar Sachen für unterwegs packen. Sorg dafür, dass du möglichst viele Klamotten zum Wechseln mitnimmst. Und pack Shampoo und Haartönungen ein, wenn du welche hast. Wir werden heute Abend erst mal unsere Haare schneiden und färben, wenn wir irgendwo Station machen.«
»Okay.«
Marcy streckte ihre freie Hand aus, und Ellen nahm sie und ließ zu, dass ihre ältere Schwester sie auf die Beine zog. »Komm jetzt.«
Sie verließen das Wohnzimmer Hand in Hand und traten in den Flur. Marcy bemerkte, wie Ellen zusammenzuckte, als sie den ersten Jungen sah, den sie erschossen hatte. Allem Anschein nach war er nicht sofort gestorben. Vom Teppich im Flur führte eine Blutspur bis zu der Stelle, an der er schließlich zusammengebrochen war, rund einen Meter von der Küchentür entfernt. Marcy schob ihre Schwester in die andere Richtung. Sie ließ Ellens Hand los, als sie die Schlafzimmer erreichten. Ellen verschwand in ihrem Zimmer und begann, ihren Kleiderschrank zu durchwühlen. Marcy beobachtete sie noch einen Augenblick lang. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie Ellen nicht erschossen hätte. So sicher, wie sie angesichts der irrsinnigen Wende, die dieser Tag genommen hatte, eben sein konnte. Sie verspürte jedoch eine immense Erleichterung, als sie der Jüngeren bei deren Vorbereitungen für die Abreise zusah. Eine fügsame Ellen machte es entschieden leichter.
Sie wandte sich von Ellens Tür ab und ging in ihren eigenen Raum. Die Tür stand nach wie vor offen, und die schwarzhaarige Frau schien tief und fest zu schlafen. Marcy atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Sie würde diese leidige Sache jetzt hinter sich bringen. Die Waffe an den Kopf dieser Fotze pressen und abdrücken. Aber dann spürte sie, dass irgendetwas nicht stimmte. Die Tür knallte hinter ihr zu, und Marcy wirbelte herum, hob die Waffe und erhöhte den Druck auf den Abzug. Aber ihr Finger erstarrte, noch ehe sie einen Schuss abfeuern konnte.
In ihrem Kopf drehte sich alles, als sie den Eindringling entdeckte: eine schlanke dunkelhäutige Frau in einem engen schwarzen Kleid. Die Frau war lebendig und lächelte, aber sie wirkte wie eine wandelnde Leiche. Maden tropften von den Rändern ihres widerwärtigen Lächelns und fielen auf ihr schwarzes Kleid und die wogenden nackten Brüste in ihrem Dekolleté.
Marcy trat einen Schritt zurück. »Heiligeverfluchtescheißeverdammt.«
Die schwarze Frau lachte, und aus ihrem Mund quollen weitere Maden. »Ja. Das trifft es ganz gut, schätze ich.«
Marcys Hände zitterten. »Bleib bloß weg von mir!«
Die schwarze Frau kicherte und machte einen Schritt auf sie zu. »Ich hab keine Angst vor dir, Marcy.«
Marcy drückte den Abzug der Glock. Die Waffe knallte, und die Kugel bohrte ein Loch in die Tür hinter der Frau. Die schwarze Frau zuckte nicht einmal mit der Wimper. Sie lächelte Marcy unverändert an. »Ich hab keine Angst vor dir, Marcy«, wiederholte sie. »Aus dem einfachen Grund, da ich, falls du es noch nicht selbst herausgefunden hast, längst tot bin.«
Marcy schüttelte heftig den Kopf und wich weiter zurück. Als sie mit ihren Beinen gegen das Bett stieß, blieb sie stehen. »Nein. Das ist nicht möglich.«
»Oh, das ist sehr wohl möglich. Dank dieser Schlampe, die du an dein Bett gefesselt hast.«
Marcy runzelte die Stirn. »Wovon zur Hölle sprichst du?«
Die schwarze Frau nahm die Waffe aus Marcys mit einem Mal völlig gelähmten Händen und warf sie aufs Bett. »Ich war ihre beste Freundin, als ich noch am Leben war. Aber dann bin ich gestorben. Was eigentlich mein Ende hätte bedeuten sollen, aber sie hat mich wieder ins … Untotsein zurückgeholt, wie man das wohl nennt.«
Marcy zitterte am ganzen Körper. Sie wandte ihr Gesicht vom fauligen Atem der Frau ab. »Das ist verrückt. Das ist absolut unmöglich.«
Die schwarze Frau verpasste ihr eine Ohrfeige. »Wie du siehst, ist es das nicht. Es
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