Herrin wider Willen
dem Verfassen verschiedener Schriftstücke beschäftigt. Cornelia von Questenberg versuchte ebenfalls, Ada zu übergehen, baute sich vor Lenz auf und beschwerte sich bei ihm.
Er antwortete ihr kalt und von oben herab. »Man hat meinem Kopf heute bereits genug Schaden zugefügt. Antworte Sie, wo Sie gefragt wird, und verschone Sie mich. Meine Gattin ist entschlossen, ein Verbrechen aufzuklären, und hat meine Zustimmung. Überlege Sie gut, ob Sie die Untersuchung behindern will.«
Es mochte an dieser Andeutung über seinen schmerzenden Kopf liegen, dass am nächsten Tag alle von dem Anschlag wussten.
Auch war niemandem verborgen geblieben, dass Cornelia Ada als Täterin verdächtigte. »Man sieht doch sofort, was das für ein herrschsüchtiges Weib ist. Natürlich ist ihr daran gelegen, ihn loszuwerden«, hatte sie vor Grete, Wilhelm Vogt und unvorsichtigerweise auch in Dierks Hörweite geäußert.
Dierk überbrachte die Äußerung Ada und Lenz, woraufhin Ada auf die Unverschämtheit der Base schimpfte, Lenz sie jedoch ansah, als zöge er die Möglichkeit in Betracht, dass sie die Schuldige war.
»Du hättest es sein können«, sagte er.
»Das hätte ich nicht, weil ich im Keller Weinflaschen gezählt habe. Außerdem habe ich keinen Grund, dich gewaltsam aus dem Weg zu schaffen, denn du wirst freiwillig gehen. Neben Christopher und Dierk bin ich die Einzige, die das sicher weiß.«
»Ich fände es nicht abwegig, wenn du lieber Witwe wärest. Du wärst dann wieder frei.«
Ada stand auf und streckte sich. »Für eine Witwe wäre es viel schwieriger, dieses Gut zu behalten. Da müsste ich mich auch noch mit Anwärtern auf deine Nachfolge herumschlagen.«
Lenz sah sie zwischen halb geschlossenen Lidern an und nahm einen Schluck Wein aus seinem Glas. »Aber vielleicht hast du schon einen Nachfolger für mich im Sinn. Dann hättest du mit meinem Tod ein ausgezeichnetes Geschäft gemacht.«
Ada spürte, wie ihre Hände anfingen zu zittern, weil sie wütend wurde und weil er sie so ansah, als würde er es genießen, sie zu beleidigen. Mit einem Zischen stieß sie die Luft aus. »Weißt du, ich kann es nicht gewesen sein. Wenn ich es gewesen wäre, wäre ich stehengeblieben und hätte bis zum Schluss zugesehen, wie der schwarze Satan dich zertrampelt.«
Er warf den Kopf nach hinten, nur ein kleines bisschen, entblößte seine aufreizend starken, gesunden Zähne zu einem Grinsen und lachte kurz und mit einer Bitterkeit, die sie weiter aufbrachte. »Ada, ach, Ada.« Seine Stimme war auf einmal ungewohnt tief und rau, und erst jetzt begriff Ada, wie viel Wein er während der langwierigen Fragerei getrunken hatte. Vielleicht hatte er Schmerzen gehabt oder anderweitig unter der Sache gelitten, und sie hatte nicht darauf geachtet. Kein Wunder, dass er sich gegen sie wandte. Sie wollte sich entschuldigen, da stellte er sein Glas ab und stemmte sich mit einem leichten Schwanken aus dem Lehnstuhl hoch.
»Ada, Adamantin … Dierk!«
Dierk musste an der Tür gelauscht haben, denn er kam sofort ins Zimmer. »Ich will zu Bett. Geh mir zur Hand, Junge. Die gnädige Frau möchte sich zurückziehen.«
»Willst du nichts essen?« Ada hasste das Gefühl, so von ihm weggeschickt zu werden.
Er lachte in sich hinein und hielt sich mit einer Hand am Schrank fest. »Weißt du, dieser Wein … Ich fühle mich, als hätte ich einen Schlag auf den Kopf bekommen. Geh, Mädchen. Verschone mich mit Essen.«
Dierk sah Ada schulterzuckend an. »Ich bring ihn schon ins Bett, keine Sorge. Der Herr wird auch ohne Essen bis morgen schlafen.«
Es traf Ada wie ein Schlag, als ihr bewusst wurde, dass die Gefahr für Lenz nicht vorüber war. »Der Herr darf auf keinen Fall allein schlafen. Schon gar nicht, wenn er tief schläft. Was, wenn der Mörder es noch einmal versucht? Christopher soll bei dir bleiben, Lenz. Ich suche ihn.«
Sie war schon halb zur Tür hinaus, da hielt er sie auf. »Ada! Untersteh dich.«
Erstaunt sah sie sich zu ihm um. Sein Anblick ließ ihre Wut restlos verrauchen. Kleidung und Zopf gelockert, Erschöpfung in den Schultern, im Gesicht. Er schwankte, und da sie sich schnell umgedreht hatte, entdeckte sie in seinen Zügen einmal mehr den Anflug von Verletzlichkeit, der sie so berührte.
»Er schnarcht«, sagte er. »Das solltest du wissen. Christopher schnarcht.«
Sie nickte. »Ja. Das tut er. Natürlich weiß ich das.«
Kurz sah er sie noch an, dann wandte er sich ab. »Ich werde es überleben.«
Ada wusste nicht, ob
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