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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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die Augen, sagte jedoch nichts. Sie hätte gern ihre Hand tröstend auf sein Gesicht gelegt. »Trifft es dich sehr?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist, als ob eine Last von mir fällt und eine andere auf mich. Weiß hier sonst noch jemand davon?«
    »Ich glaube nicht. Nur bei Luise kann man nie sicher sein, was sie weiß und was nicht. Sie hat so sorgsam Schweigen gelernt wie Dierk.«
    »Der Junge ist dabei allerdings kein Felsbrocken geworden.«
    »Was glaubst du, wo sein Onkel geblieben ist? Wollte er Dierk abschütteln?«
    »Nein. Zumindest nicht endgültig. Er wollte etwas erledigen, wobei er den Jungen nicht brauchen konnte. Nicht nur das Totenbegräbnis, sondern etwas darüber hinaus. Das mag länger gedauert haben, als er veranschlagt hatte. Es könnte immer noch sein, dass er wieder auftaucht. Das täte mir leid, ich würde Dierk gern mit nach England nehmen und einen Kaufmann aus ihm machen. Er hat gute Anlagen.«
    »Oh.« Das war ein neuer Schlag für Ada, das Lächeln missglückte ihr. »Ich hätte ihn gern hierbehalten. Aber du hast ihm natürlich mehr zu bieten.«
    Lieber Gott, warum sah er sie so an? Kein Wort würde sie mehr ohne Stottern hervorbringen. Sie konnte nicht mehr. Es war zu anstrengend, sich mit ihm zu unterhalten, als ginge dabei nichts anderes in ihr vor.
    Mit bemüht würdevollen Bewegungen nickte sie ihm zu, ergriff ihre Rockfalte und wandte sich zum Gehen. »Ich sehe nach, ob Vogt und Grete Schwierigkeiten machen.«
    »Nein.« Er stieß sich vom Tisch ab und kam ihr einen Schritt näher. »Ich meine … Ich bin noch nicht fertig. Du hast mir gestern keine von meinen Fragen beantwortet, jedenfalls nicht so, dass ich damit zufrieden bin. Was empfindest du für Christopher?«
    Sie drehte sich langsam zu ihm um, so beherrscht es ihr möglich war. »Er ist ein Freund, ein liebenswerter Mensch.«
    Er verschränkte wieder die Arme vor der breiten Brust, als suchte er einen festen Stand, und diese Beobachtung machte Ada stutzig. Was hatte er von ihr zu befürchten?
    »Liebenswert ist er gewiss«, sagte er, »meine Frage ist, ob du ihn als Mann liebst.«
    »Nein. So denke ich nicht an ihn. Ich schätze ihn. Was mehr ist, als viele in ihren Ehen finden. Deshalb hätte ich ihn sicher mit Freude geheiratet, wenn mein Vater es damals so arrangiert hätte. Vielleicht hätte ich es auch später aus eigener Wahl getan, weil …« Es überlief Ada heiß, und sie biss sich auf die Zunge.
    Lenz durchdrang sie mit seinem Blick, hart und fordernd. »Weil?«
    »Nur weil ich …« Sie hielt wieder inne, schluckte. Weil ich mir noch nichts Besseres vorstellen konnte, wollte sie sagen, brachte es aber nicht heraus.
    »Ich will dir meine nächste Frage stellen, vielleicht ist sie einfacher zu beantworten. Würde ich beschließen hierzubleiben, und du müsstest an meiner Seite leben, was würdest du empfinden? Würde es dich ärgern?«
    »Das … das käme darauf an. Ich …« Keinen Tag konnte sie in diesem Zustand an seiner Seite weiterleben. »Lenz, ich muss dir etwas sagen. Ich … mein Gott. Nein. Oder doch. Wir würden nicht gut miteinander auskommen, fürchte ich.«
    Er ließ die Arme sinken und kam noch näher, sein Blick wurde weich. »Ich weiß, dass ich seit unserer ersten Begegnung nicht so freundlich zu dir gewesen bin, wie ich hätte sein sollen. Die Gründe könnte ich dir erklären. Würde das etwas ändern?«
    Adas Atem ging so flach, dass ihr beinah schwindlig wurde. »Ich verstehe nicht … Hast du vor zu bleiben?«
    »Nein«, sagte er und hob die Hand, als wolle er sie berühren, dann ging die Tür auf, und Christopher steckte den Kopf herein.
    »Ah. Da seid ihr. Ich begreife nicht, was hier vorgeht. Aegidia war in deinem Zimmer, Lenz. Luise hat sie dort erwischt und sie Diebin genannt. Daraufhin hat Aegidia gesagt, Grete hätte sie geschickt, das Ding zu holen. Ein Stein, nicht mehr. Jetzt stehen Vogt, Grete, Luise und das Kind in deinem Zimmer und zanken. Ich weiß nicht, was hinter der Aufregung steckt, also bitte kommt und klärt es auf.«
     
    Lenz warf Christopher nur deshalb keinen Gegenstand an den Kopf, weil er nichts zur Hand hatte. Hätte die diebische Bande nicht noch einen Moment länger unter sich streiten können? Ada hätte sich küssen lassen, er war fast sicher. Danach hätten sich alle weiteren Fragen leichter stellen und beantworten lassen. Sein Blut rauschte, und sein Herz schlug heftig, als er den beiden voran in sein Zimmer stürmte. Er hoffte, dass er klar genug

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