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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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werden.
    Ob Grete Wilhelm Vogt liebte? Oder umgekehrt? War das der Grund, warum Vogt so hartnäckig auf dem Gut ausharrte, um seine Stelle zurückzubekommen, obwohl sie ihm keine große Hoffnung darauf gemacht hatte? Was würden die beiden tun, wenn sie Vogt fortschickte? Vielleicht wollte Grete dann auch nicht bleiben.
    Es half nichts, sie musste mit den beiden sprechen. Wenn sie beweisen wollte, dass sie ohne Lenz und Christopher zurechtkam, würde sie diese Sache allein regeln müssen oder mit Luises und Ottmans Unterstützung, wie sie es angekündigt hatte. Am besten noch vor dem Frühstück.
    Ottman war der Erste, den sie fand, er half auf dem Hof beim Heuwenden. Sie schickte ihn nach den anderen: Vogt, Grete und Luise. Dann bezog sie Stellung im Kleinen Saal und wartete.
    Luise kam zuerst, grüßte sie tadellos und gleichzeitig voll Verachtung: eine hohe Kunst, in der sie von niemandem übertroffen wurde. Ada verstand Luise inzwischen besser, trotzdem ärgerte sie sich darüber.
    Endlich brachte Ottman die beiden anderen, ohne das Kind, wie von Ada gewünscht. Das Schweigen war so drückend, dass Ada kaum Luft holen konnte für ihre ersten Worte. Sie hatte sie sich genau zurechtgelegt. »Vogt, ich möchte Ihm danken, weil Er so viel Geduld hatte, auf meine Entscheidung zu warten. Leider muss ich Ihm jedoch mitteilen, dass ich für einen Verwalter keine Verwendung habe. Ich möchte Ihn nicht länger aufhalten. Er geht mit meiner guten Empfehlung. Gewiss hat Er Hoffnung auf eine bessere Stelle andernorts.«
    An dem kleinen Ruck, der durch ihn lief, sah sie, dass er etwas anderes erwartet hatte. »Das bedaure ich«, sagte er mit der üblichen monotonen Stimme, öffnete dabei kaum den Mund. Ada beobachtete ihn scharf, und richtig: Da war der rasche Blickwechsel zwischen ihm und Grete. Grete war sichtlich nicht zufrieden mit ihm, und da er keine Miene machte, sich anders zu äußern, platzte es schließlich aus ihr heraus. »Das macht Ihr nur aus Neid. Ihr schickt ihn weg, weil Ihr wollt, dass es allen so jämmerlich geht wie Euch. Aber wartet nur ab, wenn er geht, dann …«
    »Grete!« Vogt ergriff ihren Arm, so fest, dass sie verstummte und das Gesicht verzerrte.
    »Will Sie mit ihm gehen?«, fragte Ada, bemüht, ihre Hände nicht vor Ärger ineinander zu verkrampfen. »Ich stelle es Ihr frei. Falls Sie hierbleibt, wird Sie neben dem Kind die gleichen Aufgaben übernehmen müssen wie die anderen Frauen. Eine Zofe kann ich nicht brauchen.«
    Hinter ihr schnaubte Luise belustigt, während Grete vor Wut bebte. »Keinen Tag bleibe ich länger hier!«
    Vogt verstärkte seinen Griff um ihren Arm, sodass sie zuckte, und seine ausdruckslose Stimme klang zumindest gepresst, als er Grete zurechtwies. »Wie stellst du dir das vor?«
    Sie erinnerte an eine Katze mit ausgefahrenen Krallen, als sie Vogt anfuhr. »Ich habe dir gesagt, es würde so kommen, wenn du nichts tust, du Memme.«
    Beherrscht zwang er sie zurück in ihre Position neben ihm. »Es liegt doch ganz im Ermessen der gnädigen Frau, ob sie mich braucht oder nicht. Darf ich fragen, ob Herr von der Wenthe es sich anders überlegt hat und hierbleiben wird? Ich könnte mir vorstellen, dass die gnädigen Herrschaften dann vielleicht für einen bewaffneten Knecht Verwendung hätten, wenn nicht für einen Verwalter?«
    »Er würde gern bleiben?« Ada bedauerte, dass er damit kam, sie wollte ihn los sein. Andererseits war da wieder das Kind, für das es schlimm sein würde, wenn Grete ging.
    Vogt räusperte sich. »Die Zeiten sind sehr schlecht. Ich wüsste nicht, wohin, jedenfalls nicht sofort. Ich müsste mich umhören.«
    Hinter Ada lachte Luise ein Lachen, das einen das Gruseln lehren konnte. »Umhören, Düwel ok. Geh dahin, wo du hergekommen bist, du Rott. Erzähl doch der gnädigen Frau mal, wo du vorher warst. ›Erlaube mir unterwürfigst auszurichten Grüße von Herrn Graf Ferdinand von der Heidmark‹, nicht wahr? Der gute Graf Ferdinand.« Sie hatte Vogts Tonfall nachgeäfft und Ada wieder einmal verblüfft. Nie wusste sie, ob sie Luise mehr bewundern oder ablehnen sollte.
    Vogt holte Luft für eine Antwort, seine Kiefermuskeln sprangen rhythmisch hervor, als würde er kauen. Da ging die Tür auf, und Lenz kam herein. »Hier wäre ich doch lieber dabei.«
    Vogt schien zu gefrieren.
    Ada stampfte mit dem Fuß auf. »Vogt! Seine Antwort will ich hören. War Er bei Graf Ferdinand in Diensten?«
    »Er bot sich freundlichst an, mich aufzunehmen, bis Seine

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