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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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aber der Himmel blieb verhangen.
    Lenz sah keinen Grund, das Bett zu verlassen, außer der Tatsache, dass seines viel schmaler und damit unbequemer war als Adas. Deshalb standen sie früh auf und schlichen nach oben, wo sie wieder unter die Decken krochen.
    Ruhe hatte Ada allerdings nicht mehr, ihre Sorgen raubten ihr den Schlaf. Dietrich von Bardeleben schien tatsächlich eine der kleineren zu sein, solange Lenz zu ihr stand. Den Brief seines Onkels hatte sie noch nicht erwähnt.
    Ferdinand drohte darin, dass es für Lenz und sie keine Aussicht auf Überleben gäbe, wenn sie ihm das Gut nicht überließen. Dafür wollte er sorgen.
    Zog sie in Betracht, dass sie durch ihre ungültige Ehe nicht einmal formal die rechtmäßige Eigentümerin von Wenthe war, so schien es das Vernünftigste, das Gut aufzugeben.
    Vorausgesetzt, dass es gelang, die Ehe mit Dietrich aufzulösen, würde sie Lenz mit einer Truhe und ein paar Körben nach England folgen, sie brauchte nicht viel. In zwei Jahren konnte sie dann das Erbe ihrer Tante als späte Mitgift in ihre neue Ehe einbringen und Lenz auf die Art dafür danken, dass er sie auch ohne Geld gewollt hatte.
    Die Leute vom Gut mussten eben sehen, wie sie zurechtkamen. Luise würde für sie sorgen müssen. Graf Ludwigs Tochter war ohnehin längst die heimliche Herrin auf Wenthe.
    Nur hatte sie nicht das Gesetz auf ihrer Seite, und auch sie hatte Angst. Was mochte sie beim letzten Mal mit den einquartierten Offizieren erlebt haben? Ada seufzte; es würde ewig auf ihrem Gewissen lasten, wenn sie einfach ging.
    »Was hast du?« Lenz war im Halbschlaf, aber so eng mit ihr verschlungen, dass ihr Seufzen ihm nicht entgehen konnte.
    »Was tun wir, wenn wir Soldaten Quartier geben müssen? Luise sagt, das wäre schon einmal geschehen, und es muss schlimm gewesen sein.«
    »Wir lassen sie nicht herein.« »Wenn sie eine schriftliche Order mit Siegel vom Herzog vorzeigen können, kannst du sie nicht abweisen. Sonst gältest du als Verräter.«
    »Weiß in diesem Land denn noch jemand, wem er Treue schuldet? Wer ist der Herzog, und auf wessen Seite steht er gerade? Des Kaisers? Der Religion? Auf der Seite Frankreichs oder auf der schwedischen? Wir werden sagen, wir hätten eine Seuche im Haus. Eine Seuche, um die andere Seuche abzuwehren.«
    »Das werden sie nicht glauben. Dein Vater … ich meine, Ludwig von der Wenthe hat seinen eigenen Stall angezündet, um einquartierte Offiziere loszuwerden.«
    »Damit hatte er Erfolg? Dann können wir ja das Haus anzünden, bevor wir sie hereinlassen. Sicher werden sie dann noch besser abgeschreckt.«
    Ada musste lachen, obwohl sie die Angelegenheit nicht halb so leicht nehmen konnte wie er. Es mochte daran liegen, dass er nicht mit den gleichen Schauergeschichten aufgewachsen war wie sie. Geschichten von hungrigen und habgierigen Soldaten, die Menschen die Füße ins Feuer hielten, um an ihre versteckten Schätze zu gelangen, von verschleppten Frauen, die nur als Huren überleben konnten.
    Seit dem Gespräch mit Luise kreisten ihre Gedanken darum, ob es ein Versteck auf dem Anwesen gab, wo zumindest die Frauen und Kinder im Notfall ausharren konnten, bis heraus war, wie die Soldaten sich verhielten. Sie würde noch einmal mit Luise darüber sprechen, nahm sie sich vor.
    »Ich will fort von hier, Ada. Alles, was ich noch will, ist, dich sicher heimzubringen. Lass das Gut zum Teufel gehen. Wir brauchen es nicht. Die Leute können mitkommen, falls du das willst. Es sind nicht viele. Wir können sie auf meinem Land ansiedeln. Auf ein paar mehr kommt es dort wohl nicht an.«
    »Anfangs war es dir so wichtig, dass das Gut in meinen Besitz gelangt.«
    »Ich dachte, ich treffe sieben auf einen Streich. Ärgere meinen Vater, meinen Onkel, helfe den Bastarden meines Vaters, den Leuten auf dem Gut und dir. Es war kurzsichtig, aber du musst mir zugutehalten, dass ich das Ende meines Lebens vor Augen hatte.«
    »Ich bin froh, dass es anders gekommen ist.«
    »Bist du das?« Er wälzte sich über sie, ließ sie sein Gewicht spüren, seine Macht. Statt zu antworten, öffnete sie ihre Schenkel für ihn.
     
    Nachdem sie sich am Vormittag endlich zum Aufstehen durchgerungen hatten, ging Lenz die Treppe hinunter, als wäre es die selbstverständlichste Sache, dass er nur in Hose und Hemd aus dem Zimmer seiner Gemahlin kam. In Wahrheit fühlte er sich bei aller Mattigkeit stolz und glücklich wie ein Hahn.
    Das verflog sofort, als er sein Zimmer betrat und Christopher dort

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