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Herrmann, Elisabeth

Herrmann, Elisabeth

Titel: Herrmann, Elisabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeugin der Toten
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eine belustigte
Grimasse ab, die Quirin ärgerte. So schlecht in Schuss war er nun auch wieder
nicht.
    »Ja. Sehr
furchteinflößend. Quirin Kaiserley?«
    »Was
wollen Sie?«
    »Sie sind
der Einzige, der über diesen Scheißladen von BND redet. Kennen Sie Karsten
Michael Oliver Arschloch?«
    »Wen bitte?«
    Blitzschnell
zog sie einige Lichtbildausweise hervor und hielt sie ihm entgegen. Noch bevor
er danach greifen konnte, hatte sie sie schon wieder eingesteckt.
    »Wahrscheinlich
heißt er auch ganz anders. Was hat es zu bedeuten, wenn ein Kerl in einer
Wohnung Kameras abmontiert und dabei seinen eigenen Namen vergisst?«
    »Ich
vermute mal, Sie haben ihn dabei erwischt.«
    Sie nickte
zögernd.
    »Dann ist
Ihre Wohnung wahrscheinlich überwacht worden.«
    »Warum?«
    Quirin
fuhr sich durch die Haare. Diese Unterhaltung sollten sie nicht im Flur führen.
»Kommen Sie mit.«
    Er ging
voran ins Wohnzimmer und bot ihr einen skandinavisch aussehenden Sessel aus
Leder und schwungvoll verarbeitetem Kirschbaumholz an.
    »Setzen
Sie sich. Ich mache uns einen Kaffee. Und das nächste Mal melden Sie sich an.«
    Sie nickte
und sah sich um. Quirin ging in die Küche und startete die vollautomatische
Kaffeemaschine. Während sie warm lief, eilte er ins Schlafzimmer und streifte
einen leichten Leinenpullover über. Immer noch barfuß lief er über die Dielen
zurück in die Küche, bereitete zwei Tassen Kaffee und kehrte zu seinem
seltsamen Besuch zurück.
    Die Frau
hatte sich hingesetzt und sah müde aus. Der Eindruck rührte aber von mehr als
rein physischer Erschöpfung. Sie war schmal, zäh und gelenkig. Offenbar hatte
sie sich beruhigt, und als sie zu ihm aufsah, fielen ihm ihre Augen auf. Klar,
blau ... tiefblau und schattig. Ihre lockigen Haare waren zu einem sehr
nachlässigen Knoten gesteckt. Irgendein nachgedunkeltes Blond. Ein paar
Strähnen fielen ihr wild ins Gesicht und auf die Schultern. Sie hatte eine
geschmeidige Art von Körperlichkeit, und ihr schmales Gesicht wirkte selbst im
grauen Licht des frühen Morgens klassisch-streng wie das eines Engels von
Gustav Klimt. Der erste Eindruck hatte ihn getäuscht. Sie war nicht hübsch. Sie
war schön. Auf eine ganz eigene, verschlossene Art.
    »Zucker?
Milch?«
    »Nein
danke.«
    Sie nahm
die Tasse nicht am Henkel, sondern in beide Hände, als ob sie sich wärmen
wollte. Dabei war es trotz der etwas frischeren Morgenluft immer noch
unangenehm warm. Die Hitze staute sich unter dem Dach, das wie viele andere in
diesem Stadtteil nie richtig isoliert worden war.
    »Ihre
Wohnung wurde also überwacht.«
    »Nicht
meine. Die, in der ich gerade arbeite.«
    Er fragte
sich, welchen Job sie wohl hatte. Eine Journalistin war sie nicht, dafür war
ihr Auftreten zu ruppig und unkalkuliert. Er tippte auf irgendetwas zwischen
Bundeswehrsoldatin und Fahrradkurier. Stadtguerilla. Häuserkampf.
Amateurboxerin.
    »Okay. Und
da dachten Sie, breche ich doch einfach mal bei diesem Kaiserley ein und frage
den, weil er über alles Böse in der Welt so gut Bescheid weiß. Warum haben Sie
mich nicht angerufen?«
    Sie sah
von der Tasse hoch. »Ich habe Ihre Nummer nicht.«
    »Und woher
haben Sie dann meine Adresse?« Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, was ihre
abgekämpften Züge für einen Moment geradezu verzauberte. »Von Ihnen.«
    Sie musste
seine Überraschung bemerken, denn sie setzte die Tasse ab und hob die Hände.
    »Es war
ganz leicht. Sie verraten viel über sich. Unter anderem auch, wo Sie wohnen.«
    »Ach?«
    »Sie leben
allein, sind ziemlich isoliert, haben aber nach wie vor gute Kontakte zu Ihren
ehemaligen Kollegen, sonst wüssten Sie nicht so gut Bescheid. Sie mögen gutes
Essen, weil Sie auf dem Markt einkaufen gehen. Sie hassen ihren
Kassandra-Fluch, die anderen zu warnen und dafür mit Lehm beworfen zu werden.
Sie haben wenige Freunde, vielleicht gar keine. Und Sie vermissen Ihre
Familie. Ab und zu geben Sie sich die Kante. Wahrscheinlich wenn Sie darüber
nachdenken, wie alt Sie jetzt sind und ob sich das alles gelohnt hat.«
    Sie nahm
die Tasse wieder hoch und trank einen Schluck. Das gab Quirin Gelegenheit, das
Gesagte ankommen zu lassen. Sie lag mit jedem verdammten Wort richtig.
    »Sie sind
der Einzige im Haus, der keinen Namen an der Klingel hat. Und irgendeine alte
Sache hat Ihnen das Genick gebrochen. Was war es?«
    »Irgendeine
alte Sache.«
    Sie
wartete noch einen Moment. Dann verstand sie.
    »Was
wollen Sie«, fragte er.
    »Warum wird
jemand überwacht?«
    »Weil

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