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Herrmann, Elisabeth

Herrmann, Elisabeth

Titel: Herrmann, Elisabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeugin der Toten
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bestimmt sehr hilfreich.
    »Und du? Woran arbeitest du gerade?«
    »An einem Portable Spitfire«, antwortete er und wandte sich ihr wieder zu.
    »Der Dreck, den die Briten nach Afghanistan verkauft haben?«
    »Genau.«
    Sie lehnte sich zurück und knuffte sich ein Kissen unter dem Kopf zurecht.
Teetees Blick fiel auf ihre kleinen Brüste. Ihre Haut hatte einen goldenen
Schimmer, ihr ganzer Körper war perfekt. Im Vergleich zu ihr fühlte er sich mit
einem Mal täppisch und behaart wie ein Affe.
    »Ich muss immer an Kaiserley denken«, sagte sie.
    Teetee drückte seine Zigarette aus. Erstens schmeckte sie ihm nicht, und
zweitens ärgerte er sich, dass dieser Name in seinem Schlafzimmer fiel.
    »Warum?«
    »Mir geht sein Gesicht nicht aus dem Sinn, als diese Fernsehjournalistin
ihn so in die Enge getrieben hat. Er tut mir leid. Er rennt einem Gespenst
hinterher, so viele Jahre schon. Warum tut er sich das an? Er war doch mal
einer von uns.«
    Teetee zuckte mit den Schultern. Ich weiß es nicht, sollte das heißen, und
es interessiert mich auch nicht. Er reichte Angelina den Unterteller.
    »Woher kennst du ihn?«, fragte er, obwohl Kaiserley es ihm erzählt hatte.
Aber ihn interessierte ihre Version.
    Sie streifte die Asche ab. »Das ist eine lange Geschichte. Wir sind uns
Jahre vor dem Mauerfall zum ersten Mal begegnet. Ich war damals sehr jung, am
Anfang sozusagen. Wir haben uns auch schnell wieder aus den Augen verloren.«
    »Ihr habt gemeinsam das Ding in Sassnitz geplant.«
    Wenn er Angelina überrascht hatte, so ließ sie es sich nicht anmerken. Sie
rauchte, wobei ein rätselhaftes Lächeln ihre Lippen umspielte.
    »Was ist da eigentlich genau schiefgelaufen?«, fragte er.
    »Du weißt, dass wir darüber nicht reden dürfen.«
    »Stimmt es, dass drei Menschen gestorben sind?«
    »Tatsache ist, dass wir nie bekommen haben, was man uns versprochen hat.
Wir sollten die Mikrofilme erhalten, selbstverständlich als Erste. Die
Verhältnisse waren damals so. Leider hat man uns lediglich an der Planung, aber
nicht an der direkten Durchführung beteiligt. Die hat Kaiserley übernommen und
versagt.«
    Sie drückte die Zigarette aus und schob den Teller unter das Bett.
    »Quirin Kaiserley hat diese Aktion ganz alleine gemanagt?«
    »Nein, natürlich nicht. Er wurde beobachtet. Wir exekutierten ja im
Gegensatz zu euch alliiertes Recht und konnten uns in der DDR ziemlich frei
bewegen. Kaiserley wurde bis Sassnitz im Auge behalten. Er hat den Lockvogel
begleitet und hatte auch die Pässe, um die Zielpersonen auszuschleusen. Im Bahnhof
kam es auf Grund der Transitabfertigung zu einer Stunde Aufenthalt. Diese
Zeitspanne ist nicht dokumentiert. Sassnitz und der Hafen waren militärisches
Sperrgebiet, da mussten sogar wir passen.«
    »Das klingt mir ziemlich nach offizieller Version.«
    Sie lachte. Es klang so schön, dass Teetee das Gefühl hatte, kleine
Glasperlen würden seinen Rücken hinunterrollen.
    »Natürlich hatten wir unsere Leute auch an Bord des Zuges. Ein
schwedischer Schaffner gab später zu Protokoll, dass die Zielpersonen den Zug verließen,
Kaiserley aber fröhlich nach Schweden weiterfuhr. Alles Weitere müsstest du
doch in den Akten nachlesen können.«
    »Verschlusssache. Bis heute.«
    »Dann frag doch mal Killerman.«
    Sie beugte sich über ihn und küsste ihn. Ihre Zunge glitt in seinen Mund
und begann ein verlockendes Spiel, auf das Teetee sich nur zu gerne einließ. Er
stöhnte auf, als ihre Hände über seine Hüften und Schenkel glitten. Doch sie
zog sich zurück, noch bevor er sich fallen lassen konnte.
    »Er weiß mehr, als du denkst.«
    Ihre dunklen Augen verengten sich. Teetee konnte das Verlangen in ihnen
erkennen, aber auch den Spaß, ihn noch etwas zappeln zu lassen.
    »Wir bekamen lediglich die lapidare Mitteilung, dass die Zielpersonen
verschwunden waren, die Pässe auch und Kaiserley von nichts eine Ahnung hatte.
Angeblich hat er verschlafen oder wurde niedergeschlagen, oder er hat einfach
nur zu viel Danziger Goldwasser getrunken. Der Fall war damit für uns erledigt.
Es waren ja nicht unsere Pässe. Kaiserley wurde von der operativen Aufklärung
in die Zentrale versetzt, und alles sah so aus, als ob er den Karriereknick
verkraften würde. Erst Jahre später trafen wir uns wieder. Im Föhrenweg.«
    Der Föhrenweg war die legendäre Deckadresse des BND in Berlin nach dem
Mauerfall gewesen. Eine alte Villa aus den dreißiger Jahren, im Zweiten
Weltkrieg geheimes Hauptquartier von Feldmarschall

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