Herrschaft der Alten (Roman) (Science Fiction Thriller /Herrschaft der Alten Gesamtausgabe) (German Edition)
„Unser Gewächshaus funktioniert wunderbar und man hilft sich hier bei allem. Das einzige, was uns im Moment etwas Sorgen macht, sind die bevorstehenden Sonnenstürme, die uns wahrscheinlich im Januar treffen werden. Es gibt hier ja weder ein Magnetfeld, noch eine Ozonschicht. Also trifft uns das Plasma mit voller Wucht. Für uns selbst haben wir inzwischen unterirdische Strahlenschutzräume eingerichtet. Ist zwar ein bisschen eng darin, aber für die Dauer des Sonnensturms geht das. Mehr Sorgen macht mir der Schutz der Computersysteme, die durch den EMP-Schock in Mitleidenschaft gezogen werden können. Ja, so leicht wie bei euch auf der Erde ist das hier leider nicht! Ihr könnt einen Shutdown durchführen, wobei sich dann wieder einmal zeigen wird, dass der meiste Techno-Schnickschnack in Wahrheit überflüssig ist. Aber hier oben trifft das nicht zu. Von den meisten der Systeme hängt schlicht und ergreifend unser Überleben ab.“ Martin Jörgensen machte eine Pause. Sein unsichtbarer Begleiter nahm ihn jetzt aus einer geringfügigeren Perspektive auf, sodass das Licht in einem anderen Winkel einfiel und der Helm nicht mehr so stark spiegelte. Man konnte jetzt seine Züge gut erkennen. Ein grauer Bart wucherte um sein Kinn herum.
„Wir werden das schon schaffen. Ich werde mich dann wieder melden, sobald es möglich ist, Sara! Grüß die anderen von mir! Denen habe ich zwar eine Kopie dieser Nachricht geschickt, aber ich weiß sehr wohl, dass sie alle ziemlich sauer sind, weil ich alles, was sie hätten erben können, in meine Marsreise gesteckt habe. Sorry, aber nachdem ich vier Generationen von Jörgensens durchgefüttert habe, dachte ich, ich dürfte auch mal etwas egoistisch sein!“ Er lachte und das Helmmikro übersteuerte dabei. „Kann sein, dass ich den ein oder anderen von euch noch überlebe! Einer neuesten Studie zufolge verlängert sich die durchschnittliche Lebenserwartung, wenn man mindestens zehn Jahre auf dem Mars gelebt hat! Natürlich gilt das nur dann, wenn man sich niemals wieder unter die erdrückende Schwerkraft der guten alten Mutter Erde begibt! Aber das habe ich ja nicht vor ... Ach ja, falls einer von euch weiß, wie ich meine Ex-Frau über das Netz erreichen kann, dann lasst es mich wissen. Bis dann!“
Die Übertragung war beendet. Ein Menue wurde geöffnet. >Jetzt oder später antworten<, so lautete die Alternative. Sara wählte später.
„Echt cooler Typ“, meinte Benn.
„Was seine Ex-Frau angeht, kann ich ihm leider nicht helfen“, meinte Sara.
„Wieso?“
„Sie ist einer Sekte beigetreten, die das Datennetz aus religiösen Gründen ablehnt. Das letzte, was wir von ihr gehört haben, ist, dass sie in einem Kloster im Himalaja lebt und Körbe flechtet.“
„Downshifting des Lebensstils nennt man das wohl“, meinte Benn.
„Downshifting des Verstandes würde ich das eher nennen. So nett mein Doppel-Ur Martin auch wirken mag, aber er scheint ein Talent dafür zu haben, die Frauen an seiner Seite im wahrsten Sinn des Wortes in den Wahnsinn zu treiben!“
„Hast du nicht mal erzählt, dass seine erste Ex-Frau an Frühdemenz erkrankt ist?“
„Ja. Aber er hat sich frühzeitig scheiden lassen, sodass er nicht in pflegerischen Regress genommen werden konnte! Das blieb stattdessen an ihren direkten Nachkommen hängen, beziehungsweise wird es noch, denn ich zähle ja auch dazu! Schließlich war Martins erste Frau meine Ur-Urgroßmutter.“
„Verwandtschaften sind was Kompliziertes“, stellte Benn fest.
„Wem sagst du das?“
Eine Pause entstand. Schließlich sagte Benn: „Unsere Reise wird auch ohne Wiederkehr sein, auch wenn sie nicht ganz so weit weg führt wie die von deinem Doppel-Ur. Ich hoffe, das hast du dir wirklich klargemacht!“
Sie blickte auf, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und nickte. „Habe ich!“, behauptete sie.
Aber Benn entging nicht das leichte Vibrieren in ihrer Stimme. Man musste kein Experte für Körpersprache und Stimmenmodulation sein, um zu erkennen, dass da immer noch ein Rest von Unsicherheit an ihr nagte. Aber, wenn er ganz ehrlich war, dann galt das für ihn selbst genauso.
„Darf ich dich mal was fragen, Benn?“
„Sicher.“
„Was wirst du vermissen – ich meine, wenn wir mal weg sind?“
Benn hatte befürchtet, dass sie diese Frage irgendwann stellen würde. Er schluckte. So vieles ging ihm jetzt durch den Kopf. Er dachte an seine Eltern, von denen er sich nicht mal verabschieden konnte. Aus irgendeinem
Weitere Kostenlose Bücher