Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Stufe, die man nach 20 Jahren Ausbildung erreicht hat. In der Hierarchie unter den Druiden liegen die Vates (irisch fáith , walisisch gweledydd ), die Seher, Denker und Philosophen des Stammes. Ein Vates ist man nach zwölf Jahren intensiver Lehre. Die unterste Stufe des heiligen Standes sind die Barden (irisch fíli ). In ihren Dichtungen überlebt die Geschichte der Gemeinschaft. Den Status eines Barden erreicht man bereits nach sieben Jahren. Und auch, wenn sie in der heiligen Ordnung ganz unten stehen: Ihre Gunst zu verlieren, bedeutet das gesellschaftliche Aus.
Um noch einmal auf einige der Klischees zurückzukommen: Druiden sind nicht notwendigerweise in Weiß gekleidete alte, ehrwürdige Männer, die mit einer goldenen Sichel Misteln schneiden und denen Harmonie und Frieden über alles geht. Sicher ist nicht auszuschließen, dass sie bei offiziellen Zeremonien und Auftritten in der Öffentlichkeit ein Zeremonialgewand tragen, das durchaus auch weiß sein kann. Im Alltag kleiden sie sich jedoch wie jeder andere Angehörige der Aristokratie auch, denn nichts anderes ist ihr gesellschaftlicher Hintergrund. Sie sind gut bezahlte, geachtete Spezialisten ihres Stammes.
Was die grauhaarigen Männer angeht, so ist dieses sicher der allgemeinen Verknüpfung der Begriffe »alt« und »weise« geschuldet. Zweifellos bedarf es vieler Jahre des Lernens, allerdings beginnt die Ausbildung eines Druiden bereits recht früh. Die Auswahl derer, die würdig erscheinen oder bei denen sich besondere Talente und Fähigkeiten offenbaren, erfolgt im Alter von zehn, zwölf Jahren. Also selbst, wenn die Ausbildung eines Druiden bis zu 20 Jahre dauert, dann ist es wahrscheinlich, dass eine beachtliche Anzahl den höchsten aller heiligen Ränge bereits im Alter von Anfang bis Mitte 30 erreicht hat.
Die Druiden sind eine religiös-intellektuelle Elite, die nicht nur über den Strukturen der Stämme steht, sondern die stammesübergreifende eigene Strukturen hat. Dieses äußert sich darin, dass sich die Druiden der gallischen Stämme einmal im Jahr um den 1. August herum auf dem Territorium des Stammes der Carnuten treffen, in einem Waldheiligtum in der Nähe ihrer Hauptstadt Cenabum (heute Orléans). Hier tauscht man Erfahrungen aus, diskutiert über verschiedene Interpretationen göttlicher Zeichen und Rezepte für Heiltränke und wählt nicht zuletzt auch einen Oberdruiden. Das ist dann auch die Gelegenheit, bei der die Druiden ihre weniger harmonische Seite offenbaren. Wenn die Meinungen über den geeigneten Kandidaten auseinandergehen, greifen die Herren auch schon malzu den Waffen (traditionell Langschwert, Schild und zwei Lanzen), um sich Gehör zu verschaffen. Eine Sitte, die Bestand hat. Noch im spätrömischen Gallien, um 100 n. Chr. bekämpfen sich auf der Hochebene von Lazarc verfeindete Magierinnen.
Unabhängig von den inzwischen nachgewiesenen medizinischen Kräften der Wirkstoffe der Mistel hielt man die goldene Sichel, mit der sie angeblich geschnitten wurde, zwar richtigerweise für ein Symbol der druidischen Würde, konnte sich aber deren genaue Bedeutung nicht erklären. Inzwischen gibt es eine Theorie über ein Geheimnis, das die Druiden – und nur sie – kannten, ein Geheimnis, das sie vor allen anderen Dingen für die Kriegerherren zu den begehrtesten Fachleuten des Stammes machten: Sie wussten, wie man das Gold aus dem Stein gewinnt.
Gold hat sich unter dem Einfluss der Wertvorstellungen aus Etrurien und Griechenland zu einem wahren Edelmetall entwickelt. Es ist schon bald nicht mehr nur noch Dekoration für Luxusgüter, sondern wird zum Zahlungsmittel, speziell dann, als einige Stämme in Gallien und Süddeutschland dazu übergehen, eigene Goldmünzen zu prägen. Gold wird Macht, die man in den Händen halten und forttragen, mit der man noch mehr Macht und Einfluss kaufen kann. Es existieren sogar ansehnliche Goldvorkommen in bestimmten Gebieten, die unter keltischem Einfluss stehen, so wie in Irland und auf dem Territorium des heutigen Südwestfrankreich, genauer im Limousin. Es gibt nur ein Problem: seine Gewinnung aus dem Erz. Dafür gibt es verschiedene Methoden: Auswaschen, Ausschmelzen oder Ausscheiden durch chemische Substanzen.
Die erste Möglichkeit hat weniger mit Wissen, sondern eher mit Körperkraft zu tun. Das goldhaltige Gestein wird in Erzmühlen zermahlen und der Goldstaub und die Nuggets ausgewaschen. Nur kann das nicht wirklich die Methode sein, mit der die Mengen an verarbeitbarem Gold
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