Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
gegen die Kelten. Auch und vor allem außerhalb des bestehenden römischen Herrschaftsbereiches zu Beginn des 2. vorchristlichen Jahrhunderts.
Die Iberische Halbinsel im 3. – 2. Jahrhundert v. Chr. Die Karte zeigt die ungefähre Verteilung der Siedlungsgebiete der iberischen und keltiberischen Stämme am Vorabend der römischen Besetzung. Die Keltiberer, und innerhalb dieser die Arevaci, stellten so etwas wie eine militärische Elite dar.
Kelten, Iberer und fließende Grenzen
Während der Hallstattzeit strömen keltische Völkerschaften auf die Iberische Halbinsel und besiedeln vorrangig das Gebiet zwischen Tejo und Ebro, also die größten Teile der heutigen spanischen Provinz Soria und Teile von Guadalajara und Teruel. Dort verschmelzen sie fast nahtlos mit den Iberern, sodass archäologisch eine rein keltische Kultur nirgendwo in Spanien identifizierbar ist. In assimilierter Form findet man sie auch im tiefen Südwesten, bis in die Algarve. Die keltiberische Gesellschaft ist in sich so stabil, dass einige Hundert Jahre später selbst die kraftvollen Einflüsse der keltischen La-Tène-Kultur abprallen.
Die keltiberische Bevölkerung setzt sich aus vier Hauptstämmen zusammen. Das Tal des Flusses Jalon bevölkern die Belli, Titti und Lusones; im Hochland leben die Arevaci. Wie stark das iberische Element ist, sieht man auf den ersten Blick. Während die Gallier – und noch mehr die britischen Kelten – einen hochgewachsenen, stämmigen, großknochigen Körperbau aufweisen, ähneln die Keltiberer schon damals eher den heutigen Spaniern. Es sind kleine Menschen mit schmalem Gesicht und dunkler, bronzefarbener Haut, drahtig und sehnig, mit schwarzem Haar, welches auch die Männer lang und gelegentlich zu seitlichen Zöpfen geflochten tragen. Es ist dieser Habitus, der eine weitere Besonderheit begründet. Während in Gallien bei Stammesfesten eher der Stil bäuerlicher Kirmestänze vorherrscht, kann man in Spanien durchaus von einer bewegungsbetonten Tanzkunst sprechen.
Sie kleiden sich in Kniehosen, Gamaschen und Mantel, alles aus Wolle, und alles in gedeckten Tönen (naturbelassen oder schwarz), also ebenfalls völlig anders als in Gallien, wo grellbunte Farben dominieren. Die Frauen tragen gegürtete Kleider, die in Spanien heute noch übliche Mantilla und Schmuck, wie Armringe aus Metall, Ohrgehänge und Halsketten mit Glasperlen. Auf der Kleidung finden sich runde Schmuckplatten aus Bronze, die im Sommer auf der nackten Haut befestigt werden und die Brüste bedecken. Spinnen undWeben bestimmen den Alltag der Frauen; in jedem Haus nimmt der Webstuhl einen zentralen Platz ein. Auch die Produktivität lässt keine Wünsche offen; als die Römer später einmal als Teil des Tributs 9000 Wollmäntel verlangen, stellt selbst diese Menge kein Problem dar.
Die Namen einiger Orte verraten durch die Silben -briga d.
h. »Festung« und nemet-, auf Deutsch »Heiligtum«, dass sie keltische Gründungen sind. Die Bauweise der Siedlungen selbst ist dagegen so unkeltisch, wie man es sich nur vorstellen kann. Als Beispiel mag Numantia, die Hügelfestung des Stammes der Arevaci, dienen. Während in anderen keltischen Siedlungsgebieten die Häuser auch innerhalb solcher Festungen allein stehend sind, baut man in Numantia straßenzugweise Wand an Wand – typischer urbaner mediterraner Stil. Vor allem, wenn man sich dann auch noch das Baumaterial ansieht: luftgetrocknete, bis zu 50 Zentimeter lange Lehmziegel, die zur Isolation gegen Bodenfeuchtigkeit auf eine Steinschicht gesetzt werden. Die Anlage des Straßensystems ist eindeutig griechischen Ursprungs; ein geradliniges Muster aus zwei Längs- und zehn Querstraßen. Von den afrikanisch geprägten Karthagern abgeguckt haben sie sich die Art, einen Teil der ungefähr 1500 Häuser mit der Rückwand gegen die Stadtmauer zu bauen.
Die keltiberischen Stämme, die sich mit anderen nicht keltischen Gemeinschaften mischen, sind in der Summe eine hoch entwickelte, arbeitsteilige Gesellschaft, die alle notwendigen Fähigkeiten vereint. Die Belli und Titti sind hervorragende Metallverarbeiter und Waffenschmiede, während die Arevaci, eine reine Kriegergesellschaft, gegen Abgaben an Lebensmitteln ihren Schutz anbieten. Den Ackerbau überlässt man dagegen gern Stämmen, in denen das keltische Element fehlt, wie den Vaccaei. Zwar steht wie bei allen keltischen Völkern die Gastfreundschaft außerordentlich hoch im Kurs. Andererseits bleibt man auch gern unter sich, insofern
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