Herrscher der Erde
Hunden. Unter keinen Umständen darf irgendein Mensch mit den Hunden in Kontakt kommen.« Er benetzte sich die Lippen mit der Zunge. »Soeben hat mir ein Arzt mitgeteilt, daß die Menschen dieses Virus übertragen.«
*
Als Trent am Nachmittag ins Forschungszentrum zurückkehrte, wartete Han-Meers bereits in Labor E auf ihn. Der Professor saß auf demselben Hocker, als hätte er sich zwei Tage lang nicht bewegt. Seine Schlitzaugen waren dem Käfig zugewandt, in dem sich zuvor der Foxterrier befunden hatte. Nun saß ein Airedale darin. Als Trent eintrat, drehte sich Han-Meers um.
»Varley, was hat der Polizeimann in Aberdeen den Presseagenturen erzählt?«
Trent schloß die Tür hinter sich. Der Major hatte also nicht dichtgehalten.
»Die Flores-Klinik hat heute zweimal angerufen. Sie wollten wissen, was wir entdeckt haben und was ihnen entgangen ist. Der Knabe von der Polizei hat vielleicht nur phantasiert?«
Trent schüttelte den Kopf. »Nein. Ich servierte ihm eine Vermutung von mir als Tatsache. Ich benötigte eine Aufsicht über meine Jagdhütte. Meine Spürhunde erfreuen sich bester Gesundheit.«
Han-Meers nickte. »Während des ganzen Sommers sind sie ohne Aufsicht ausgekommen. Jetzt hat sich die Situation geändert.«
»So ist es doch. Ich habe schon gefürchtet, sie wären gestorben. Ich habe sie schließlich großgezogen. Wir haben miteinander gejagt und ...«
»Ich verstehe. Und morgen machen wir die Mitteilung, daß alles ein Irrtum war. Ich glaubte, daß du ein größeres wissenschaftliches Ehrgefühl hättest.«
Trent verbarg seinen Ärger hinter einem gleichgültigen Gesichtsausdruck, zog den Mantel aus und schlüpfte in einen Laborkittel. »Meine Hunde waren den ganzen Sommer hindurch von Menschen isoliert. Wir ...«
»Die Leute von der Flores-Klinik waren mit ihren Untersuchungen äußerst sorgfältig. Jetzt glauben sie, wir versuchen ...«
»Sie waren nicht sorgfältig genug.« Trent öffnete eine Schranktür und nahm eine Flasche mit einer grünen Flüssigkeit heraus. »Bleibst du hier, um mir zu helfen, oder läßt du mich dies allein ausfechten?«
Han-Meers zog sich den Mantel aus und einen weißen Kittel an. »Du bewegst dich auf dünnem Eis, Varley.« Er wandte sich um und lächelte. »Aber welch wunderbare Chance, den Ärzten der Klinik eins auszuwischen!«
Am nächsten Vormittag um neun Uhr sechzehn ließ Trent ein Becherglas fallen. Es zerbrach auf dem Fliesenboden, und mit ihm war auch Trents Beherrschung dahin. Er fluchte volle zwei Minuten lang.
»Wir sind müde«, stellte Han-Meers fest. »Wir machen eine Pause und fahren später wieder fort. Ich werde den Flores-Klinik-Leuten und auch den anderen etwas vorlügen.«
»Nein.« Trent schüttelte den Kopf. »Wir werden meine Haut nochmals mit Clarendons Astringens waschen.«
»Aber das haben wir bereits zweimal versucht und ...«
»Wir tun es nochmals. Diesmal fügen wir das synthetische Hundeblut vor dem Fraktionieren dazu.«
Um zehn Uhr zweiundzwanzig stellte Han-Meers das letzte Proberöhrchen in das Diffraktionsgerät und legte einen Schalter um. Am oberen Ende des Röhrchens schimmerte ein feines, silbriges Netz.
»Ahhh«, machte der Professor.
Sie gingen das gesamte Experiment in Gedanken durch. Gegen Mittag hatten sie die Lösung des Rätsels: Das eingekapselte Virus befand sich in den Schweißdrüsen des Menschen – am häufigsten in den Handflächen – und trat also nur dann durch die Poren, wenn sich der Träger in einem Erregungszustand befand. Außerhalb der Poren trocknete das Virus ein und wurde anaerobisch.
»Wenn ich nicht das Glas hätte fallen lassen und wütend geworden wäre ...«, sagte Trent.
»Dann würden wir immer noch suchen«, vollendete Han-Meers den Satz. »Na, das war wirklich nicht leicht. Tritt in geringer Anzahl und im Kapselstadium auf. Deswegen haben sie nichts gefunden. Wer untersucht schon einen erregten Menschen? Sie warteten, bis sie sich beruhigt hatten.«
»Jeder tötet, was er liebt«, zitierte Trent.
»Man sollte den Worten von Philosophen wie Oscar Wilde mehr Aufmerksamkeit schenken«, sagte Han-Meers. »Ich rufe jetzt die Ärzte an und erkläre ihnen, was sie übersehen haben. Sie werden nicht darüber begeistert sein, von einem Biologen in den Schatten gestellt zu werden.«
»Es war ein Zufall«, sagte Trent.
»Ein Zufall, der auf der Beobachtung deiner Hunde beruhte. Es ist natürlich nicht das erste Mal, daß ein solcher Zufall einem gewöhnlichen
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