Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Quellion von der Unzufriedenheit in seiner Bevölkerung erfährt, ändert er sich vielleicht.«
»Vielleicht«, meinte einer der Männer.
»Wir brauchen diese Fremden nicht«, wandte der andere Mann ein. »Der Überlebende der Flammen ist gekommen, um mit Quellion abzurechnen.«
Sazed blinzelte. Der Überlebende der Flammen? Er bemerkte ein verschlagenes Lächeln auf Wehers Lippen. Der Besänftiger hatte
diesen Begriff offenbar schon einmal gehört, und nun schien er auf Sazeds Reaktion zu warten.
»Der Überlebende wird sich darauf nicht einlassen«, sagte einer der Männer. »Ich kann nicht glauben, dass wir auch nur an Rebellion denken. Der größte Teil der Welt versinkt im Chaos, wenn man den Berichten glauben darf! Sollten wir nicht zufrieden mit dem sein, was wir haben?«
Der Überlebende?, dachte Sazed. Kelsier? Sie scheinen ihm einen neuen Titel gegeben zu haben. Der Überlebende der Flammen …
»Du zuckst zusammen, Sazed«, flüsterte Weher. »Du könntest sie fragen. Fragen kostet nichts, oder?«
Fragen kostet nichts …
»Der … Überlebende der Flammen?«, fragte Sazed. »Warum nennt ihr Kelsier so?«
»Nicht Kelsier«, antwortete einer der Männer. »So heißt der andere Überlebende. Der neue.«
»Der Überlebende von Hathsin ist gekommen, um den Obersten Herrscher zu stürzen«, erklärte einer der Männer. »Sollten wir daher nicht annehmen, dass der Überlebende der Flammen gekommen ist, um Quellion zu stürzen? Vielleicht sollten wir diesen Männern doch zuhören.«
»Wenn der Überlebende hier ist, um Quellion zu stürzen«, sagte ein Weiterer, »dann brauchen wir die Hilfe dieser Kerle nicht. Sie wollen die Stadt bloß für sich selbst haben.«
»Ich bitte um Verzeihung«, sagte Sazed, »aber … könnten wir einmal mit diesem neuen Überlebenden sprechen?«
Die Gruppe der Männer tauschte rasche Blicke aus.
»Bitte«, sagte Sazed. »Ich war ein Freund des Überlebenden von Hathsin. Ich würde mich sehr gern mit einem Mann unterhalten, den ihr für würdig anseht, Kelsiers Rang einzunehmen.«
»Morgen«, sagte einer der Männer. »Quellion versucht immer, den Zeitpunkt geheim zu halten, aber das klappt nie. Morgen wird es Hinrichtungen in der Marktgrube geben. Kommt dorthin.«
Selbst jetzt kann ich kaum das Ausmaß all dessen begreifen. Die Ereignisse, die das Ende der Welt umgaben, scheinen gewaltiger als das Letzte Reich und die Menschen darin zu sein. Ich spüre Bruchstücke aus lange vergangenen Zeiten, eine zersplitterte Persönlichkeit; etwas, das den Abgrund überspannt.
Ich bin hinabgetaucht und habe gesucht, und ich bin nur mit einem einzigen Namen wieder hervorgekommen: Adonasium. Wer oder was das war, weiß ich noch nicht.
Kapitel 39
T enSoon saß auf seinen Hinterbeinen. Entsetzt.
Asche regnete wie Scherben eines zerbrochenen Himmels hernieder, und die Luft selbst sah pockig und krank aus. Sogar dort, wo er saß – auf einem windumtosten Hügel – erdrückte eine Ascheschicht alles pflanzliche Leben. Die Äste einiger Bäume waren unter der Last der Asche gebrochen.
Wieso können sie es nicht sehen?, dachte er. Wie können sie im Loch ihres Heimatlandes hocken und damit zufrieden sein, dass das Land über ihnen stirbt?
Doch TenSoon lebte schon seit Hunderten von Generationen, und ein Teil von ihm verstand die müde Selbstgefälligkeit der Ersten und Zweiten Generation. Manchmal verspürte er sie selbst. Es war das Verlangen, einfach abzuwarten, die Jahre zu vertändeln und zufrieden im Heimatland zu leben. Er hatte die Außenwelt gesehen, hatte mehr davon gesehen als jeder Mensch oder Koloss. Welche Notwendigkeit sollte es für ihn geben, noch weitere Erfahrungen zu sammeln?
Für die Zweiten war er orthodoxer und gehorsamer als seine
Brüder gewesen, weil er andauernd das Heimatland hatte verlassen und sich den Verträgen unterwerfen wollen. Die Zweite Generation hatte ihn schon immer missverstanden. TenSoon hatte nicht aus dem Verlangen heraus gehandelt, gehorsam zu sein. Er hatte es aus Angst getan — aus Angst davor, er könnte genauso zufrieden und teilnahmslos wie die Zweiten werden und glauben, die Außenwelt habe für die Kandras keine Bedeutung.
Er schüttelte den Kopf, erhob sich auf alle viere und sprang die Hügelflanke herunter. Bei jedem Schritt wirbelte er Asche auf. Auch wenn alles erschreckend geworden war, war er doch über einen Umstand froh. Der Körper des Wolfshundes fühlte sich gut an. Es lag eine so große Macht darin – eine
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