Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
dass er einem Allomanten gegenüberstand; kein gewöhnlicher Mensch hätte so viele Soldaten so schnell besiegen können. Glücklicherweise hatte es den Anschein, dass Quellion seine eigenen Allomanten nicht in das Gebäude geschickt hatte. Vermutlich hielt er sie in seiner Nähe, damit sie ihn beschützten.
Spuki stand reglos da. Er ließ den zerbrochenen Duellstab fallen, packte den anderen aber weiterhin fest, damit seine Hand nicht zitterte. Das Mädchen wimmerte leise.
Was hätte Kelsier getan?
Hinter ihm floh der letzte Gefangene in den Tunnel. »Du!«, rief Spuki ihm zu, ohne sich umzudrehen. »Verriegele die Tür von außen. Schnell!«
»Aber …«
»Mach es«, brüllte Spuki ihn an.
»Nein!«, sagte der Soldat und drückte das Messer noch fester gegen den Hals des Mädchens. »Ich bringe sie um!«
»Tu es, und du stirbst«, sagte Spuki. »Das weißt du. Sieh mich an. An mir kommst du nicht vorbei. Du bist …«
Die Tür schloss mit einem dumpfen Knall.
Der Soldat schrie auf, ließ das Mädchen los, rannte auf die Tür zu und versuchte offensichtlich, sie zu erreichen, bevor der Riegel auf der anderen Seite vorgelegt wurde. »Das ist der einzige Weg nach draußen! Du wirst uns …«
Spuki brach dem Mann mit einem einzigen Schlag seines Duellstocks die Beine. Der Soldat kreischte auf und ging zu Boden.
Die Flammen loderten schon an drei Wänden. Die Hitze war gewaltig.
Auf der anderen Seite der Tür fiel der Riegel in die Verankerung. Spuki schaute hinunter auf den Soldaten. Er lebte noch.
»Lass ihn«, sagte Kelsier. »Er soll im Haus verbrennen.«
Spuki zögerte.
»Er hätte all diese Menschen sterben lassen«, sagte Kelsier. »Jetzt soll er am eigenen Leibe erfahren, was er ihnen antun wollte – was er auf Quellions Befehl schon vielen angetan hat.«
Spuki ließ den ächzenden Mann auf dem Boden zurück und begab sich zu der Geheimtür. Er warf sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen.
Sie hielt.
Spuki fluchte leise, hob ein Bein und trat gegen die Tür. Aber sie blieb fest.
»Die Tür wurde von Adligen gebaut, die befürchteten, von Attentätern heimgesucht zu werden«, sagte Kelsier. »Sie waren mit der Allomantie vertraut und haben dafür gesorgt, dass diese Tür stark genug ist, um auch dem Stiefeltritt eines Schlägers standzuhalten.«
Das Feuer wurde immer heißer. Das Mädchen kauerte sich auf den Boden und wimmerte. Spuki wirbelte herum, starrte in die Flammen und spürte ihre Hitze. Er machte einen Schritt nach vorn. Seine verstärkten Sinne waren so scharf, dass ihm die Hitze erstaunlich kraftvoll erschien.
Er biss die Zähne zusammen und hob das Mädchen auf.
Ich habe Weißblech, dachte er. Ich kann die Kraft meiner Sinne ausbalancieren.
Das muss ausreichen.
Rauch wogte aus den Fenstern des brennenden Gebäudes. Sazed stand zusammen mit Weher und Allrianne im hinteren Teil der
ernsten Menschenmenge. Die Leute waren seltsam still, während sie zusahen, wie die Flammen ihre Beute beanspruchten. Vielleicht spürten sie die Wahrheit.
Dass auch sie genauso leicht gefangen genommen und getötet werden konnten wie die armen Wesen, die nun im Inneren starben.
»Wie schnell wir den Kreis geschlossen haben«, flüsterte Sazed. »Vor noch nicht allzu langer Zeit waren die Leute gezwungen, zuzusehen, wie der Oberste Herrscher unschuldige Menschen geköpft hat. Und jetzt tun wir es uns selbst an.«
Schweigen. Etwas wie Schreie drang nun aus dem Gebäude. Die Schreie sterbender Menschen.
»Kelsier hatte Unrecht«, sagte Weher.
Sazed runzelte die Stirn und wandte sich ihm zu.
»Er hat den Adligen die Schuld daran gegeben«, erklärte Weher. »Er dachte, wenn wir sie los sind, würde so etwas nicht mehr passieren.«
Sazed nickte. Dann wurde die Menge seltsam unruhig, und ein Murmeln setzte ein. Sazed spürte, dass er mit den anderen Menschen einer Meinung war. Es musste etwas gegen diese Scheußlichkeiten unternommen werden. Warum kämpfte niemand? Dort stand Quellion, umgeben von seinen stolzen Männern in Rot. Sazed biss die Zähne zusammen und wurde immer wütender.
»Allrianne, meine Liebe«, sagte Weher, »dazu ist jetzt nicht die rechte Zeit.«
Sazed fuhr zusammen. Er drehte sich um und warf der jungen Frau einen raschen Blick zu. Sie weinte.
Bei allen vergessenen Göttern, dachte Sazed und spürte schließlich ihre Berührung in seinen Gefühlen. Sie hatte ihn aufgewiegelt, damit er wütend auf Quellion wurde. Sie ist so gut wie Weher.
»Warum nicht?«, fragte sie. »Er
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