Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
Steinen eine Antwort lesen.
    Sie schien keineswegs zufrieden mit dem, was sie aus dem Anhänger sah. „Es ist nicht das, was wir suchen.“ Ihre Worte klangen entschieden. „Vor uns liegt etwas Dunkles. Und doch, es ist der Weg …“
    „Wir können umkehren“, schlug Sander vor. „Es wird einfacher sein, der Küste zu folgen. Das hätten wir gleich von Anfang an tun sollen.“
    Der Wald, der noch vor kurzem Schutz versprach, nahm mehr und mehr das Aussehen einer Falle an. „Komm!“ Er legte ihr die Hand auf den Arm. Sie warf einen letzten langen Blick auf den Anhänger und ließ ihn dann los.
    „Also gut“, stimmte sie zu.
    Sie überquerten den Fluß wieder auf den Steinen und kletterten rasch den Weg zurück, den sie gekommen waren. Ständig war sich Sander nun des entfernten Dröhnens bewußt. Es schien ihm, daß sein Herz im selben Rhythmus klopfte und daß er die Vibration mit dem ganzen Körper spürte. Es nahm auch nicht ab, so daß man glauben konnte, es bewegte sich im gleichen Abstand zu ihnen voran.
    Genau, als sie die Biegung der Straße erreichten, schnappte die Falle zu. Sie liefen unter den ausladenden Ästen eines riesigen Baums, als ein Netz auf sie niederfiel. Noch ehe Sander eine Bewegung machen konnte, war es zugezogen. Das Netz bestand nicht aus den geflochtenen Stricken, wie er sie kannte; sie waren mit etwas Klebrigem bestrichen, an dem alles haften blieb, was mit ihnen in Berührung kam. Jede Bewegung der Gefangenen verstrickte sie nur um so mehr in den Seilen.
    Sein Messer konnte er nicht fassen, ja es war ihm sogar unmöglich, den Pfeilwerfer loszulassen, denn er klebte an seiner Hand. Ein scharfer Ruck riß ihm die Füße vom Boden, so daß er mit dem Gesicht nach unten auf dem Blätterteppich landete. Verzweifelt kämpfte er, damit er sein Gesicht zur Seite wenden konnte, um nicht zu ersticken, und so konnte er einen Blick auf diejenigen erhaschen, die sie so mühelos gefangen hatten.
    Schwatzend sprangen sie von den Ästen. Sie waren klein und teilweise bepelzt. Die einzige Kleidung, die sie trugen, waren kurze Schurze aus Weinranken. Ihr Fell wuchs außen an Beinen und Armen, auf der Brust und den Schultern und auf den runden Bäuchen, die sich über dem Schurz wölbten. Ihre Gesichter waren glatt und unbehaart, doch hatten sie, im Gegensatz zu ihrer sonstigen olivfarbenen Haut, ein runzliges Aussehen und waren rot.
    Sander verstand ihre helle Sprache nicht und konnte auch keine Waffen, bis auf hölzerne Keulen, entdecken. Eine davon sah er sehr deutlich: als sie auf ihn niederfuhr. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er zerspringen, doch Sander verlor das Bewußtsein nicht vollständig.
    Man hob ihn auf. Der saure Geruch der Waldbewohner machte ihn krank, und sie grunzten – vielleicht wegen seines Gewichts. Einer von ihnen mußte bemerkt haben, daß er die Augen offen hatte und daß er wahrnahm, was um ihn herum geschah, denn der Waldmensch (wenn man sie tatsächlich als Menschen bezeichnen konnte) brummte Sander an und fuchtelte bedeutungsvoll mit seiner Keule herum. Sander reichte dieser Hinweis: Er hatte nicht den Wunsch, totgeschlagen zu werden, deshalb regte er sich nicht mehr.

Das Opfer der Waldfrau

    Plötzlich spürte Sander, wie man ihn in die Höhe hob: Offenbar betrachteten diese Kreaturen die Bäume als ihre natürlichen Straßen. Der Schmied, erfüllt von böser Vorahnung, erwartete, daß er früher oder später hilflos auf dem Boden aufschlagen würde, denn er wurde heftig hin und her geschleudert. Außerdem schmerzte sein Kopf zum Zerspringen. Schließlich kniff er die Augen zusammen, entschlossen, alle Kraft zu sammeln, die er vielleicht am Ende dieses Alptraums brauchen konnte.
    Fanyi erlitt dasselbe Schicksal, davon war er überzeugt, aber er vernahm keinen Laut aus ihrer Richtung. Hatten sie das Mädchen bewußtlos geschlagen? Jedenfalls stand fest, daß sie, obgleich sie den Wald kannte, das Auftauchen der Wilden nicht vorhergesehen hatte.
    Für Sanders benommenen Geist waren sie keine Menschen. Auch zu den Tieren konnte man sie nicht rechnen, die im Laufe der Jahre gelernt hatten, mit den Menschen zu leben. Das knurrende rote Gesicht, das sich über ihn gebeugt hatte, war erfüllt gewesen von Wildheit, und in den Augen lag kein Funke einer Intelligenz.
    Sie drangen tiefer in den Wald ein. Und das vibrierende Geräusch pochte in seinem Körper, als wäre er gerannt. Nicht einmal die Händler hatten von dergleichen berichtet.
    Poch – Poch –
    Auch

Weitere Kostenlose Bücher