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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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ihr Fleisch eingebissen hatten, zu lösen. Und jetzt erschien auch die kleinere Kayi. Sie kam nicht durch die Luft, sondern galoppierte über den Boden.
    Sander erwartete, daß die Waldmänner sich von den Bäumen stürzen würden, um ihrer bedrängten Waldfrau zu Hilfe zu eilen, doch sie ließen sich nicht blicken. Nur ihr Schreien hielt an und begleitete die um sich stampfende Waldfrau, die vergeblich versuchte, sich der Angreifer zu erwehren.
    Plötzlich brach eine blutige Fontäne aus dem Hals der Riesin. Kai, der sich wütend festgebissen hatte, war auf eine Schlagader getroffen. Die Waldfrau schrie auf und sank nach vorn. Der schreckliche Kopf fiel auf einen Felsbrocken und ruhte dort wie eine entsetzliche Maske des Todes.
    Die Tiere ließen von dem toten Körper ab. Sander wartete. Er war gefaßt darauf, daß die unsichtbaren Zuschauer sich von den Ästen stürzen würden, um ihre Gefangenen und die Tiere mit ihren Keulen niederzumachen.
    Das Pochen hatte aufgehört. Jedenfalls bemerkte es Sander nicht mehr. Aber er hörte dafür Rascheln und Bewegungen in den Baumkronen und bereitete sich auf einen Angriff der Waldmänner vor.
    Die beiden Tiere hatten sich neben Fanyi hingekauert und beobachteten aufmerksam die Bäume. Wild und schrecklich hatten sie ihren Überraschungsangriff geführt, doch gegen die Netze der Waldmänner würden sie hilflos sein, überlegte Sander.
    Minuten verstrichen. Jetzt konnte er nicht einmal mehr das Rascheln in den Zweigen wahrnehmen. Heiß brannte die Sonne auf die Lichtung.
    „Sie sind fort.“ Fanyi brach die gespannte Stille.
    „Was?“ Sander versuchte, den Kopf zu heben, um einen Blick in die Baumkronen zu erhaschen.
    „Sie sind fort“, wiederholte das Mädchen.
    Vielleicht waren sie tatsächlich für den Moment verschwunden. Doch das verhalf den Gefangenen nicht zu ihrer Freiheit. Die Stricke, mit denen er verschnürt war, schnitten ihm ins Fleisch, und er wurde sich jetzt verschärft seiner eigenen Lage bewußt.
    „Lieg ganz ruhig“, sagte Fanyi. „Ich habe von diesen Weinreben gehört. Auch für dieses Problem gibt es eine Lösung. Aber sei still, laß mich versuchen, Kayi verständlich zu machen, was zu tun ist.“
    Das Tier hockte bei Fanyi, und seine Schnauze berührte beinahe das Gesicht des Mädchens. Sie sahen sich unverwandt in die Augen und bewegten sich nicht.
    Während der ganzen Zeit trottete Kai auf der Lichtung umher und blickte zu jedem Baum hinauf, als hielte er nach neuer Beute Ausschau. Bisweilen wurde sein Körper, obgleich er ziemlich groß war, durch die Felstrümmer verborgen, und zweimal reckte er sich mit den Vorderpfoten weit hinauf und schnüffelte, als wittere er etwas, was er nicht sehen konnte. Schließlich kehrte er zu Fanyi zurück, setzte seine schmutzigen Pfoten auf die Stricke des Netzes und versuchte offenbar mit aller Kraft, die klebrigen Zweige zu zerreißen.
    Immer wieder mußte Kai seine Pfoten gegen die klebrigen Stricke schützen, indem er kurz wegging, aber er kehrte unverdrossen zu seiner Aufgabe zurück. Sander versank wieder in der schwarzen Welt der Bewußtlosigkeit.
    Hustend wachte er auf, als ihm eine Flüssigkeit in den Mund floß. Noch halb benommen, schluckte er das Wasser, das seine trockenen Lippen benetzte. Er bewegte sich und merkte, daß er von dem Netz befreit war. Fanyi hatte sich über ihn gebeugt und goß ihm schluckweise Wasser in den Mund.
    „Wir …“ Seine Stimme klang undeutlich und weit entfernt.
    „Kannst du dich bewegen?“ fragte sie. „Versuch es! Kannst du sitzen – stehen?“
    Nur mühsam erreichte der drängende Ton ihrer Fragen sein Bewußtsein. Doch dann erhob er sich gehorsam, strengte sich an, um sich auf die Knie emporzurichten, und stand schließlich.
    Die Sonne brannte nicht mehr so unbarmherzig, aber immer noch waren sie auf der Lichtung.
    „Komm!“ Fanyi zerrte ihn vorwärts. Plötzlich blieb er stehen.
    „Mein Werkzeug!“ Zum erstenmal konnte er einen klaren Gedanken fassen. Er würde nicht all das zurücklassen, was seiner Vergangenheit angehörte.
    „Kai wird es dir bringen!“ fuhr ihn das Mädchen ungeduldig an. „Komm jetzt!“
    Kai, das Männchen, tapste mühsam voran und zerrte den schweren Sack hinter sich her. Sander mußte sich dreinfügen, denn er fühlte sich nicht in der Lage, sich zu bücken und sich anschließend wieder aufzurichten.
    Unsicher stolperte er weiter. Aber er spürte erleichtert, wie die Kräfte in seinen Körper zurückkamen, wenn auch die

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