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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Sohlen spürten sie die verhältnismäßig ebene Fläche eines gepflasterten Wegs, obgleich sich Büsche und Bäume auch hier angesiedelt hatten.
    Einige Augenblicke später erreichten sie einen freien Platz, auf dessen einer Seite sich ein hölzerner Unterstand erhob. Die einzige Tür stand offen, und es gab kein Zeichen eines Bewohners. Dennoch war dieses Bauwerk mit Sicherheit von jemandem aus ihrer eigenen Zeit errichtet worden.
    Sander löste Werfer und Pfeil vom Gürtel und gab Fanyi ein Zeichen, während er sich vorsichtig der Tür näherte. Erst, als er Kais Schnauze bemerkte, die aus dem Dunkel hinter der Türöffnung sichtbar wurde, wußte er, daß seine Furcht unbegründet war. Mit einem letzten Satz erreichten der Kojote, Sander und Fanyi den Eingang, stürzten hinein, und Sander zerrte hinter sich die Tür zu. Das heißt, bevor er sie fest vor dem Sturm verschließen konnte, mußte er Erdreich fortkratzen, denn offenbar hatte die Tür eine lange Zeit offengestanden. Auch war es schwierig, sich in der Hütte zu orientieren, da es nur einige wenige Sehschlitze unter dem Dach gab.
    Dies war keine provisorische Behausung, wie Sander zunächst vermutet hatte, sondern ein weitläufiges und solides Gebäude. Der Boden war soweit gesäubert, daß der einigermaßen ebene Steingrund zum Vorschein kam, der vielleicht einst eine Straßendecke gewesen sein mochte. An der Wand gegenüber dem Eingang befand sich eine gemauerte Feuerstelle, die zwar verrußt war, doch nicht völlig leer. Auf einer Seite stand ein Verschlag, der, soweit er bei dem schwachen Licht erkennen konnte, mit Holz gefüllt war.
    Fanyi holte ihre Lampe hervor und leuchtete die Wände ab. Es gab Wandborde, von denen die meisten leer waren. Nur einige enthielten kleine Behälter. Unter den Borden standen Rahmen, die mit Sicherheit Schlafkojen darstellten, denn sie waren immer noch teilweise mit Blättern und kleinen Zweigen gefüllt. Sander glaubte einen ganz vagen Geruch nach Feuer und nach Nahrung wahrzunehmen. Aber die gähnende Leere hier sagte deutlich, daß seit geraumer Zeit niemand mehr die Hütte bewohnt hatte.
    „Das ist ein Sippenhaus“, meinte Fanyi. „Sieh, hier …“ Sie richtete den Lichtstrahl auf eine Wand, in die man hoch oben einen großen Metallhaken eingelassen hatte. „Da hingen die Trennungsvorhänge. Aber es muß eine kleine Sippe gewesen sein.“
    „Dein Volk?“
    Fanyi schüttelte den Kopf. „Nein. Aber vielleicht Händler. Sie leben auch in Sippen. Sie nehmen zwar ihre Frauen und Kinder nicht mit auf die Reise, aber manchmal sprachen sie von ihrer Heimat. Und diese Stadt wäre eine Fundgrube für ihren Metallhandel. Vielleicht haben sie hier alles ausgebeutet und sind dann weitergezogen – oder sie haben von reicheren Lagern erfahren. Ich glaube, diese Hütte steht mehr als ein Jahr leer.“
    Sander mußte zugeben, daß das Gebäude tatsächlich sehr stabil war. Sie hatten die Tür mit einem Balken gesichert und spürten von der Gewalt des Sturms nur noch wenig. Sander ging auf die Feuerstelle zu und suchte einige Scheite aus. Das Holz war gut getrocknet, und er hatte keine Schwierigkeit, einen Funken aus seinem Feuerzeug zu schlagen, so daß die Wärme der Flammen sie nicht nur wohlig durchdrang, sondern auch Licht gab, um ihr neues Quartier genauer zu erkennen. Die Tiere ließen sich neben dem Feuer nieder und leckten ihr Fell trocken. Und selbst Rhin fand ausreichend Platz in dem langgestreckten Raum.
    Aber Schutz vor Wind und Wetter genügten nicht, sie brauchten auch etwas zu essen. Fanyi untersuchte die Behälter auf den Wandborden. Sie kam mit zweien zurück, die mit festschließenden Deckeln versehen waren. Sie enthielten etwas Mehl, wie Sander es in Padford gefunden hatte, und Flocken irgendeiner getrockneten Substanz.
    „Sie können also doch noch nicht allzu lange fort sein“, bemerkte Fanyi. „Das Mehl ist nicht verschimmelt oder muffig. Das andere ist getrocknetes Fleisch.“
    Energisch warf sie den Mantel ab und hängte ihn vor das Feuer zum Trocknen. Dann formte sie aus dem Mehl und den Fleischflocken Fladen. Die Tiere hatten zuvor jeder einen reichlichen Anteil des Fleisches bekommen.
    Sander erforschte den Raum. Man hatte sich große Mühe gemacht bei der Errichtung des Hauses, also war es als ständige Behausung gedacht, oder zumindest als Unterkunft zu bestimmten Jahreszeiten.
    In einer entfernten Ecke stieß Sander auf eine runde Metallplatte, die in den steinernen Fußboden eingelassen war.

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