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Herrscher über den Abgrund

Herrscher über den Abgrund

Titel: Herrscher über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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müssen, und fühlte sich eingeschlossen wie damals in den Netzen der Waldmenschen. Vielleicht waren die Früheren Menschen wirklich anders gewesen und besaßen mehr Mut, als er jemals haben würde.
    Er trat einen Schritt zurück: er verspürte keine Neigung mehr, das Schiff genauer zu untersuchen. Sie konnten den oberen Raum etwas säubern und dort so lange bleiben, bis die Nacht kam. Diese Überreste aber sollten ungestört in ihrem Grab bleiben.
    „Es ist ihr Ort“, sagte er leise, als wollte er ihren Schlaf nicht stören. „Er soll ganz ihnen gehören.“
    „Ja“, stimmte Fanyi zu.
    Gemeinsam schlossen sie die Tür zur Vergangenheit und stiegen die Leiter wieder hinauf. Und als sie den kleinen Raum direkt unter dem Eingang von Unrat befreiten, fand Sander Stücke von Draht und Metallteilen, die keinerlei Spur von Rost zeigten. Dieses Metall war eines der Geheimnisse aus der Vergangenen Zeit, denn es verrottete so gut wie überhaupt nicht und konnte auch nicht nachgeahmt werden. Sander wußte, er würde nicht viel davon mitnehmen können, und machte deshalb eine sehr sorgfältige Bestandsaufnahme, um die geeignetsten Stücke auszuwählen. Später, wenn sie einen Ort fanden, an dem er wieder sein Handwerk ausüben konnte, würde er Pfeilspitzen daraus fertigen.
    Fanyi ihrerseits durchwühlte die Trümmer und sammelte alle Stücke, die mit Linien und Mustern verziert waren, von denen sie behauptete, es seien Überreste der alten Kunst des Schreibens. Die handlichsten davon verstaute sie in einem kleinen Säckchen.
    Schließlich hatten sie eine ausreichende Fläche gesäubert, wo sie sich niederlassen konnten. Die Tiere weigerten sich, an Deck zu kommen, obgleich Fanyi versuchte, sie zu locken. Die beiden ließen sich im Schatten des riesigen Rumpfes nieder. Von Rhin fehlte jede Spur. Auch von einer Verfolgung durch die Wasserwesen war nichts zu sehen.
    Sie teilten sich zwei Hände voll getrockneter Früchte und nahmen jeder einen Schluck aus der Wasserflasche. Auch die Pelzigen bekamen ein wenig zu saufen. Dann rollten sie sich zusammen und warteten auf die Dunkelheit.
    Es war heiß, doch hier waren sie vor der unbarmherzigen Sonne geschützt, so daß sie einschliefen. Plötzlich erwachte Sander von einem scharfen Bellen: es war der Kojote. Er stieg über die schlafende Fanyi und kletterte die Leiter empor.
    Rhin hatte sich auf die Hinterbeine erhoben und stützte sich mit den Pfoten auf den gewölbten Schiffsrumpf. Wiederum bellte er kurz, als fordere er Aufmerksamkeit. Es war kein Warnruf. Sander ließ sich an dem Riemen hinunter. Rhin beschnüffelte ihn aufgeregt. Seine Schnauze und das Fell der Vorderbeine waren naß – oder besser: feucht und überpudert von dem salzigen Sand der Wüste. Kein Zweifel: Rhin hatte Wasser gefunden!
    „Was ist los?“ Fanyi erschien oben.
    „Rhin hat Wasser gefunden!“
    „Wieder einen Fluß?“
    Sander wurde nachdenklich. Seit sie auf die Wasserwesen getroffen waren, betrachtete er jeden Fluß mit Mißtrauen. Aber sie brauchten Wasser, oder sie mußten den ganzen Weg nach Westen zurückgehen.
    Zum erstenmal wünschte er, es gäbe zwischen ihm und dem Kojoten einen direkten Weg der Verständigung, damit er Rhin fragen könnte, was denn im Osten läge. Eines allerdings beruhigte ihn doch: Rhin hatte die Gefahr kennengelernt, die die Wasserkreaturen darstellten, also würde er sich nicht in einen Hinterhalt locken lassen. Er sprach darüber mit Fanyi, und sie stimmte ihm zu.
    Als die Sonne sank, verschwand auch die schlimmste Hitze über der Wüste. Aber immer noch litten sie unter dem Salzstaub, den ihre Stiefel aufwirbelten. Rhin, der wieder das Gepäck trug, zottelte zielsicher in eine Richtung, die Sander nur noch weiter ins Unbekannte zu führen schien. Trotzdem vertraute er dem Kojoten, denn er wußte, daß das Tier seiner Sache sicher war.
    Noch bevor der Mond aufstieg, drängten die Tiere plötzlich nach vorn, sprangen auf ihre sonderbare tänzelnde Weise und verschwanden zwischen einigen Felsen, die früher ein Riff gewesen sein mußten, das über die Wasseroberfläche hinausragte: ihre Spitzen waren gezackt wie scharfe Messer. Hinter einem dieser Felsen stießen sie auf eine tiefe Mulde, die an einer Seite von einigen hohen, bearbeiteten, alten Steinquadern gesäumt war.
    Zwischen ihnen glänzte in Fanyis Lichtstrahl die reglose Wasserfläche eines Tümpels.
    Der Tümpel – Fanyi leuchtete, um seinen Durchmesser zu erkennen – war zu ebenmäßig angelegt, um

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