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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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welchem Plan er eigentlich redete.
    »Um Dar anzulocken. Erst wenn sie nach Taiben kommt, kriegen wir raus, was sie plant.«
    »Wieso glaubst du, dass sie kommt?«
    »Sie wird kommen, weil sie wissen möchte, wieso ihr Komplott sich in seine Bestandteile auflöst«, sagte Kol.
    Girta warf ihm einen verdutzten Blick zu.
    Er wurde ausführlicher. »Die Verlegung der Orks aus dem Palast hat die Möglichkeit eines Überraschungsangriffs durchkreuzt.«
    »Aber noch immer stehen Tag und Nacht zwei dieser Unholde vor meiner Tür!«
    »Darüber haben wir doch schon einmal gesprochen«, sagte Kol. »Wenn wir die Orks gänzlich aussperren, weiß Dar, dass wir argwöhnisch sind. Deswegen haben wir doch ihre Unterkünfte saniert, die zufällig außerhalb der Stadt liegen. Wir brauchen nur zu warten. Dar wird ihre Absichten verraten. Sie wird herkommen, um Euch zu bewegen, die Orks wieder in den Palast zu holen.«

    »Eine raffinierte Falle«, sagte Girta. »Aber ich komme mir wie ein Köder vor.«
    »Die Männer der Königin behalten die beiden Orks von verborgenen Orten aus ständig im Auge. Bei der ersten falschen Bewegung stürzen sie sich auf sie und machen sie nieder. «
    »Trotzdem verabscheue ich jede Art von Intrigantentum.«
    »Möchtet Ihr lieber in den Krieg ziehen?«, fragte Kol. »Sollten wir, bevor es dazu kommt, nicht lieber versuchen, Dar in ihrer eigenen Schlinge zu fangen?«
    »Du hast wie immer recht.«
    Kol trat neben sie. »Ich möchte Euch nur in Sicherheit wissen.« Er legte seine Finger leicht auf ihre Hand, die auf der Fensterbank ruhte. Es war das erste Mal, dass er einen Versuch machte, sie zu berühren. Es war nur der Anflug einer Berührung. Da Girta nicht protestierte, ließ Kol seine Finger dort, wo sie waren.
     
    Kovok-mahs Botschaft erreichte den Familiensitz der Yat am nächsten Tag. Als Dar sie las, flammte ihre seit dem Tag, an dem sie den Trancestein bekommen hatte, vor sich hin kochende Wut auf Kol neu auf. Es war klar, dass er längst im Begriff war, ihren Vertrag aufzuweichen. Sie war mit Kovok-mah einer Meinung, dass zwei Orks als Leibwache nicht ausreichten.
    Girta ist ein Dummkopf, dachte sie. Orks sind unbestechlich und loyal. Und doch hat sie sie gegen Kols Günstlinge ausgetauscht. Es irritierte sie, dass die Orks diese Änderung ohne Weiteres hinnahmen. Doch sie musste ihnen vergeben: Es entsprach ihrem Charakter, Müttern zu gehorchen. Die Ironie entging ihr jedoch nicht: Sie unterwarfen sich Girta, so wie Girta sich Kol unterwarf.

    Kols Aufstieg bei Hofe überraschte und verblüffte Dar noch immer. Soweit sie wusste, wurden Murdanten nie zu Offizieren befördert. Sie nahm an, dass er mächtige Freunde hatte, konnte sich jedoch nicht vorstellen, wer sie waren. Der ursprüngliche Stellvertreter der Königin war beim Angriff der Orks auf Taiben ums Leben gekommen.
    Wen hat Kol sonst noch in einer hohen Stellung gekannt? Die Sache war ihr ein Rätsel; sie konnte nur hoffen, sie es irgendwann selbst löste. Die Orks waren, was die Aufklärung solcher Intrigen anging, überfordert.
    Dar wäre gern sofort nach Taiben gereist, aber sie hielt sich zurück, bis alles fertig war. Zuerst wurden die Kleider für sie und Nir-yat fertiggestellt. Nir-yat hatte mit Thorma-yat an den letzten Einzelheiten der Hemden gearbeitet. Sie saßen ausgezeichnet und fanden Dars Gefallen. Die Vorlage für den Anhänger war eine Eibe mit einem breiten Wipfel – der Baum, der Muth’la heilig war. Als er gegossen war, wurde ein besonders breites Talmauki-Band gewebt, an dem er hängen sollte. Dar ließ sich von der Wissenshüterin über die Alte und Neue Straße nach Taiben beraten und schaute sich die Deetpahi an, die ihren Reiseweg verzeichneten. Außerdem sorgte sie dafür, dass all ihre Mintari Waffen, Brustpanzer und neue Wollgewänder bekamen, denn sie sollten sie begleiten. Sie erhöhte die Anzahl ihrer Mintari, indem sie zwei Kandidaten der Goth-Sippe und Treen-pah mit einem Nackenbiss in ihre Reihen aufnahm.
    Als sie mit den Vorbereitungen fertig war, musste Dar die Abreise auf den Tag verschieben, an dem die Söhne der Tok-Sippe eintrafen. Sie sollten sich bereithalten, den Pass zu blockieren, falls sie den Befehl dazu gab. Als sie dann eintrafen, waren sie fast fünfzig Köpfe stark und schwer mit Werkzeugen beladen. Einige Mütter ihrer Sippe begleiteten
sie. Nachdem Dar sich um ihre Unterbringung gekümmert hatte, verkündete sie, sie wolle am nächsten Tag nach Taiben aufbrechen. Inzwischen

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