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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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leid, Girta.«
    Girta sagte nichts.
    »Ich würde dich sofort wieder gehen lassen«, sagte Dar. »Aber wenn ich es täte … Ich fürchte, dass Kol dir etwas antut. Ich kenne sein Geheimnis. Und wenn er glaubt, dass du es ebenfalls kennst, wird er …« Sie begriff, dass ihre Worte gar keine Wirkung hatten. Hört sie mir überhaupt zu?
    Die Zeit lief ihr davon. Je länger die Königin hierblieb, umso größer wurde die Gefahr für Nagtha-yat und Magtha-jan. Dar kniete sich vor Girta hin und achtete sorgfältig darauf, außerhalb ihrer Reichweite zu bleiben. »Ich tue alles, was du willst.«
    »Tust du nicht«, sagte Girta gepresst.
    »Doch«, sagte Dar. »Sag nur, was du möchtest.«
    »Lass mich gehen. Sofort.«
    »Du hast doch nur ein Nachthemd an! Du kannst doch nicht barfuß durch den Schnee gehen!«
    »Wenn du mich gehen lässt, tue ich es trotzdem.«
    »Gleich bekommst du Kleider und Stiefel«, sagte Dar. Sie fragte sich, wo Sevren blieb. »Dann kannst du gehen. Bis dahin hörst du mir zu.«
    »Lügnerin!« Girta drückte die Hände auf ihre Ohren.
    Dar schaute die Königin in einer Mischung aus Frustration und Zerknirschung an. Sie sah ein, dass die Lage hoffnungslos war. Zum ersten Mal sah sie die Entführung durch Girtas Augen.

    Es muss ihr schlimmster Alptraum gewesen sein. Wie dumm ich doch war! Jetzt wird sie mir nie wieder vertrauen.
    Sie überdachte finster ihre Möglichkeiten, sah aber keine, die Erfolg versprach. Wenn Sevren mit den Kleidern kam, blieb ihr nur noch eins: Sie musste sich bei Girta entschuldigen, sie freilassen und gleich darauf mit den Orks abziehen. Dieses Vorgehen würde gewiss Girtas Untergang einleiten und einen Krieg auslösen, doch all dies erschien Dar nun nicht mehr vermeidbar. Eins stand fest: Kol hatte sie ausgetrickst.
    Sie hatte beschlossen, Girta gehen zu lassen. Sie wollte es schnell tun. Dazu brauchte sie Sevren. Je länger sie auf ihn wartete, desto ungeduldiger wurde sie. Es wird ja schon hell. Er hat sich verspätet.
    Der Morgen war schon angebrochen, als das Kasernentor aufging und Sevren eintrat. Er war voller Schnee, wirkte überrascht und verstört.
    Dar verbarg ihre Verärgerung nicht. »Wo sind die Kleider? Ich warte schon viel zu lange!«
    »Kleider? Wozu sollen die noch gut sein?«
    »Girta braucht sie, du Dummkopf!«
    »Girta? Die Orks haben sie doch umgebracht. Ganz Taiben ist in Aufruhr. Alle Tore sind geschlossen. Es war nicht einfach, aus der Stadt zu kommen!«
    »Die Königin ist nicht tot«, sagte Dar. »Sie ist doch bei uns!«
    Sevren folgte ihrer Handbewegung und erspähte Girta, die, in Dars Umhang gewickelt, wie ein Häufchen Elend auf dem Boden saß.
    Er ging zu ihr hinüber und verneigte sich. »Alle Ausrufer behaupten, Ihr wurdet ermordet, Majestät.«
    Girta schaute auf. »Ermordet?«

    »Ja, Majestät. Es heißt, Eure Ork-Leibwächter hätten Euch getötet.«
    »Was ist aus ihnen geworden?«, fragte Dar aufgeregt.
    »Sie wurden in einem blutigen Kampf getötet.«
    Diese Nachricht bestätigte Dars schlimmste Befürchtungen. Reue und Trauer machten sie sprachlos. Es ist meine Schuld, dass sie tot sind. Sie kämpfte gegen ihre Tränen.
    »Was ist mit dem Prinzen?«, fragte Girta. Ihre Miene zeigte nun zum ersten Mal eine Regung.
    »Er wird noch heute zum König gekrönt«, sagte Sevren. »Gerüchten zufolge wird er den Orks den Krieg erklären.« Er wandte sich an Dar. »Ich bin gekommen, um euch darüber zu unterrichten, doch andererseits habe ich auch gehofft, dass ihr längst weg seid.«
    »Wie kann das alles sein?«, fragte Girta. »Wie ist das nur möglich?«
    »Ich bin kein Gardist mehr. Ich weiß auch nur das, was die Ausrufer sagen.«
    »Aber ich lebe doch noch! Wie können sie sagen, dass ich tot bin?«
    »Ich vermute, dein Stellvertreter hat es ihnen aufgetragen«, erwiderte Sevren.
    »Nein«, sagte Girta. »Das ist alles ein Versehen.«
    »Wie kannst du das sagen?«, fragte Dar.
    »Ja, ein Versehen«, sagte Girta. »Man kann es ganz leicht korrigieren.« Sie schaute Dar an. »Lass mich nach Taiben gehen.«
    »Da bist du nicht sicher.«
    »Mein Sohn ist dort! Er glaubt, ich bin tot!«
    »Weil Kol es ihm so erzählt hat«, sagte Dar. »Er wird nicht zulassen, dass du das Gegenteil beweist.«
    »Du irrst dich.«

    »Du bist unvernünftig«, sagte Dar. »Du musst bleiben.«
    »Hier ist sie auch nicht sicher«, sagte Sevren. »Und du ebenso wenig.«
    Dar verstand nun, warum Kovok-mah Girta so leicht an den Wachtposten hatte vorbeischmuggeln

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