Herrscher
entspannte sich. »Jetzt fällt mir alles wieder ein«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Ihr habt mich gerettet. «
»Wir sind vor Kol geflohen«, sagte Dar. »Er ist weit hinter uns.« Ich hoffe es wenigstens, dachte sie.
»Mein Sohn!«
»Er ist jetzt König und für die nächste Zeit in Sicherheit.«
»Ich muss ihn sehen.«
»Bis dahin wird es noch eine Weile dauern«, sagte Dar. »Dann kannst du Kols Untaten rückgängig machen.«
»Ihr habt etwas über Othar gesagt. Dass er noch lebt.«
»So ist es. Aber er ist verkrüppelt, deswegen kann er uns nicht folgen. Vergiss deine Sorgen erst mal; ruh dich aus.«
»Das ist leichter gesagt als getan.«
Obwohl Dar mit Girta einer Meinung war, sagte sie: »Du hast keine andere Wahl. Wenn du es mit deinen Feinden aufnehmen willst, musst du zuerst wieder auf die Beine kommen. «
Die Marschkolonne hielt an, damit Kovok-mah einen neuen Heilzauber brauen konnte. Zna-yat briet über dem gleichen Feuer Pashi-Wurzeln, die Hälfte ihres gesamten Vorrats. Er händigte sie Dar aus, damit diese sie verteilte.
»Saf nak ur Muth’la«, sagte Dar. Als sie Girtas verdutzten Blick sah, fügte sie hinzu: »Bei uns ist es Brauch, der Weltmutter für die Verpflegung zu danken. Ich habe gesagt, dass dieses Essen ihr Geschenk ist.« Sie reichte der Königin gebratene Wurzeln. »Muth’la urak ther saf la. Das sagt man, wenn man Essen serviert. Es bedeutet so viel wie ›Die Weltmutter schenkt dir diese Mahlzeit‹. Die angemessene Antwort lautet ›Shashav, Muth’la‹. Es bedeutet ›Danke, Muth’la‹.«
»Muth’la?«
»Es ist der Name der Weltmutter. Sie leitet die Mütter an und liebt all ihre Kinder, sogar die Washavoki.«
Girta beäugte misstrauisch die gebratenen Wurzeln. »Shashav, Muth’la.« Sie biss in eine heiße Wurzel hinein. »So etwas habe ich noch nie gegessen.«
»Sie stammen aus unserer Vorratskammer. Ich habe sie früher in der Hofküche zubereitet.«
Girta schaute Dar verdattert an. »Du tischst mir eine Mahlzeit auf – und doch verfügst du über mehr Macht als ich je hatte?«
»Diese Macht kommt von Muth’la. Wir glauben, dass sie jeder Mutter ein wenig davon gibt.«
»Mein Hofstaat hat meine Weiblichkeit verachtet und als Schwäche eingestuft.«
»Wir glauben das Gegenteil.«
»Dann waren meine Ork-Gardisten mir wirklich treu ergeben. «
»Absolut.«
»Und ich habe sie gefürchtet.« Girta wirkte beschämt. »Einer ist sogar für mich gestorben.«
»Es waren zwei«, sagte Dar. »Der Verwundete hat auch nicht überlebt. Ach, hätten wir dieses Gespräch doch früher
führen können. Dann wäre bestimmt viel Schlimmes verhindert worden.«
»Du hast es versucht, aber ich wollte ja nicht hören. Schon als wir unseren Vertrag geschlossen haben, hast du gesagt, dass die Orks Mütter ehren. Aber General Kol hat behauptet, es sei gelogen.«
»Ja, schade, dass du ihm geglaubt hast. Doch andererseits ist er ein gewiefter Lügner.«
»Dann hat er auch dich belogen?«
»Er hat mich als seine Frau ausgegeben und gesagt, er wolle mich nur beschützen.«
»Und was wollte er wirklich?«
»Mich bocken.« Dar lächelte ironisch. »Damals war er noch Murdant und weniger ehrgeizig.«
»Soll das heißen, ihm war an dir gelegen?«
»Ich war für ihn nur ein Zeitvertreib. Er war immer nur daran interessiert, Macht auszuüben.«
»Er hat sich nicht verändert, aber das weiß ich erst seit Kurzem«, sagte Girta. »Jetzt, da ich ihn zum General gemacht habe, vermute ich, dass sein Ehrgeiz sich auch auf die Krone erstreckt.«
»Das ist sehr wahrscheinlich.«
»Dann haben wir einen gemeinsamen Feind.«
»Zwei, wenn wir Othar mitrechnen.«
Girta schüttelte sich, als sie den Namen des Zauberers hörte, und hoffte, dass Dar sich irrte.
Das Chaos in Taiben behinderte und unterstützte Sevrens Auftrag gleichermaßen. In der Panik, die Feindseligkeiten stets vorausging, stiegen die Preise, und die Waren wurden knapper. Die Kleider und Stiefel, die er kaufte, waren zwar teuer, aber nicht neu. Er gab mehr von seinem Ersparten aus
als geplant, sodass sein Traum vom Landgut erneut in weite Ferne rückte. Und unter den Soldaten gab es reichlich Gerüchte, doch nur wenige zuverlässige Informationen. Kein Söldner wusste, wann der Abmarsch begann, aber natürlich hatte jeder eine Meinung dazu.
Sevren nutzte die allgemeine Verwirrung, um sich frei zu bewegen. Als berittener Waffenträger nahm er eine entschlossen wirkende Haltung an, die verhinderte, dass ihm
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