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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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vertiefte ihre Abneigung noch mehr.
    Sie saßen in ihren Gemächern, in denen sich keine Ork-Leibwächter aufhielten, die den Haushofmeister hätten einschüchtern können. Dennoch schielte er etliche Male zur Tür, weil er wusste, dass sie draußen im Flur Wache hielten.
    Lokung reichte Girta ein Pergament. »Eine geringfügige Angelegenheit, Majestät. Die Zunft der Kaufleute muss einen neuen Vorsteher haben. Es soll Balten sein, falls Ihr einverstanden seid.«
    »Was ist denn aus dem bisherigen Vorsteher geworden?«
    »Maltus hat sich am gestrigen Nachmittag das Leben genommen. Er hat auf der Wehrmauer einen Wächter angesprochen, ihm einen Abschiedsbrief übergeben und sich in den Tod gestürzt. Das Schriftstück enthielt auch ein Geständnis. Er hatte aus der Zunftkasse Geld entwendet.«
    Gita hatte in Erinnerung, Maltus bei Hofe gesehen zu haben. »Er genoss den Ruf der Redlichkeit.«
    »Jemandes Ruf muss nicht mit der Wahrheit übereinstimmen, Hoheit.«
    »Wer ist dieser Balten?«
    »Ihr kennt ihn von Besuchen bei Hofe. Er ist Schatzmeister der Zunft.«
    »Wenn er zugelassen hat, dass die Kasse geplündert wurde, widerstrebt es mir zu glauben, dass er die richtige Wahl für einen Zunftvorsteher ist.«
    »Der Schuldige hat ein Geständnis abgelegt. Und im Übrigen …« Lokung schenkte ihr ein Lächeln, das Girta als gönnerhaft empfand. »Wozu zerbrecht Ihr Euch den Kopf über die Bedürfnisse von Krämern ?«
    »Bring mein Siegel an«, sagte Girta. »Sie können zum Vorsteher haben, wen sie wollen.«
    Nachdem Lokung das Pergament mit Girtas Siegel versehen hatte, sprach er eine andere Sache an. Girta war aufgefallen, dass er nie zuerst über das sprach, was ihn am stärksten beschäftigte, darum ließ sie sich durch seinen gelassenen Tonfall nicht trügen. »Einer Eurer Gardisten hat gestern Abend die Orks aufgesucht.«
    »Na und?«
    »Es war Sevren, der Verräter.«
    »Ich habe Sevren Gnade gewährt, und dazu bestand aller Anlass. Er hat am Zustandekommen des Friedens mitgewirkt. «

    »Nach dem Fressen ist jeder Wolf friedlich. Die Orks sind gegenwärtig zufrieden, aber wie lange?«
    »Sie wollten nie mehr als Frieden.«
    »Sie haben eine seltsame Art, das zu zeigen. Euer Gemahl ist tot.«
    »Sein Zauberer hat ihn getötet.«
    »Behaupten sie. Niemand hat es gesehen.«
    »Dar war Augenzeugin.«
    »Sie könnte es selbst getan und anschließend auch Othar ermordet haben.«
    »Und sich danach vergiftet haben, um das Maß vollzumachen ?«, fragte Girta. »Deine Phantasie treibt absonderliche Blüten.«
    »Auf alle Fälle halte ich es für ratsam, die Orks und sämtliche Menschen, die mit ihnen Umgang haben, im Auge zu behalten. Sevren ist mit jemandem beobachtet worden, von dem man weiß, dass er mit Orks Geschäfte macht.«
    »Einem Glashändler«, entgegnete Girta. »Wo soll er seine Waren kaufen, wenn nicht bei den Orks? Sie haben das Geheimnis der Glasherstellung entdeckt und liefern bis heute das allerbeste Glas.«
    »Woher wisst Ihr darüber Bescheid?«, fragte Lokung.
    »Nicht dank irgendwelcher Spione. Sevren selbst hat es mir erzählt.«
    »Ihr habt mit ihm gesprochen?«
    »Freilich. Er dient in meiner Königlichen Garde. Von ihm weiß ich, dass bei den Orks Frauen das Essen servieren müssen. Seit ich auf ihn höre, ist es leichter geworden, die Orks zu verpflegen.«
    Lokung lächelte. »Es freut mich, dass er weiß, was die Orks beschwichtigt. Hoffen wir, dass sie friedfertig bleiben.«
    »Bleiben? Warum redest du so daher?«

    »Ihr glaubt also, dass die Orks Frieden wünschen?«
    »Du klingst, als hättest du etwas anderes gehört.«
    »Ich gebe nichts auf Gerüchte. Dennoch haben die Orks schon eine Revolte angezettelt, und jetzt hausen sie im Palast. «
    »Sie haben geschworen, mich zu beschützen.«
    Lokung bemerkte Verunsicherung in der Stimme der Königin und nutzte die Gelegenheit. »Gewiss, Hoheit. Sie sind Furcht einflößende Wächter. Du weißt, dass ich sie fürchte. Um ehrlich zu sein: Ich traue ihnen nicht. Sie haben gelbe Augen, wie Untiere. Wer kennt ihre Gedanken? Die Natur ihrer Gelüste? Wer weiß, was sie wütend macht? Verspürt Ihr kein Unbehagen, wenn sie Euch stumm und grimmig mustern?«
    »Sie sind mir zu Diensten«, antwortete Girta. »So wie du.«
    Die Furcht im Tonfall der Königin entging Lokung nicht. Er vollführte eine tiefe Verbeugung und verabschiedete sich, weil die Unterhaltung nach seiner Ansicht einen günstigen Verlauf genommen hatte.
    Balten hatte ihn

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