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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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der Rückkehr ins Hanmuthi durch Nir-yat.
    »Es sind Mintari-Bewerber angekommen.«
    Dar versuchte ruhig zu bleiben. »Von welcher Sippe?«
    »Mah. Ihr Familiensitz liegt uns am nächsten.«
    Dar merkte, dass Nir-yat sie mit sorgenvoller Miene beobachtete. Wahrscheinlich riecht sie Atur, dachte sie. Obwohl sie selbst den Geruch selten wahrnahm, war sie sicher, dass sie Liebesduft verströmte.
    Nir-yats Gesichtsausdruck bestätigte es. In Übereinstimmung mit dem Brauch übersah Dar das Mienenspiel ihrer Schwester. Außerdem hatte sie ein dringlicheres Problem. »Wie soll ich sie empfangen?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Nir-yat. »Du solltest Muthuri fragen.«
    »Sie war mir bisher keine Hilfe.«

    »Sie hat sich geändert, Schwester. Ich bin mir völlig sicher. Lass sie holen.«
    Einerseits hatte Dar Zweifel, aber andererseits kaum eine Wahl. Weder sie noch ihre Schwester kannten sich mit dem Protokoll aus, während Zor-yat bestens Bescheid wusste. Dar beschloss, sie kommen zu lassen und schickte einen Sohn zu ihr; wenig später kehrte er mit Zor-yat zurück.
    »Möge Muth’la dich segnen, Muthuri«, sagte Dar.
    »Shashav, Muth Mauk«, antwortete Zor-yat und verneigte sich auffällig tief. »Ich erflehe deine Vergebung, hocherhabene Tochter. Ich habe mich dir gegenüber töricht und schlecht benommen.«
    »Warum sprichst du solche Worte?«
    »Weil ich an deiner Seite stehen und dir in einer schwierigen Zeit hätte helfen sollen. Stattdessen habe ich dich gemieden und gehofft, dass du scheiterst.«
    »Weshalb?«
    »Aus Neid. Ich habe mich gegen Muth’las Willen aufgelehnt. Mein Betragen war schändlich.«
    »Dann tilge die Schande, indem du mir künftig hilfst. Taten wiegen schwerer als Worte.«
    »Ich bin dir für jede Gelegenheit dankbar, dir eine Hilfe sein zu dürfen.«
    »Muth-mah bringt mir zwei Mintari-Anwärter. Wie muss ich mit ihnen verfahren?«
    Zor-yat lächelte und verbeugte sich ein zweites Mal.
    »Empfange diese Söhne in der Großen Kammer. Dort begrüßt zu werden, ist bereits eine große Ehre. Erläutere ihnen, warum sie in die engere Auswahl genommen wurden, dann lass sie von der Reise ausruhen.«
    »Bleiben sie in meinem Hanmuthi?«
    »Nur, wenn du in ihren Nacken beißt. Bis dahin sind sie
Gast bei anderen Familien. Ich kann das erste Paar aufnehmen, und sobald weitere Anwärter eintreffen, wird Muth-yat für Unterbringung sorgen.«
    »Was haben die Anwärter zu tun?«
    »Alles, was du ihnen befiehlst. Zuerst sollten sie die Söhne ablösen, die gegenwärtig bei dir Dienst verrichten. Ihre Dienstverpflichtung war nur zeitweiliger Natur.«
    »Dein Rat ist mir sehr nützlich«, sagte Dar.
    »Ich freue mich, dies zu hören, Muth Mauk. Ich hoffe, dir in Zukunft gleichermaßen hilfreich sein zu können.«
    Kurze Zeit später, nachdem sie Dar noch einige Hinweise gegeben hatte, wie sie ihr Hanmuthi möglichst gut führen könnte, ging Zor-yat. Sie empfahl, dass Nir-yat die Dienstschichten der Anwärter einteilte und überwachte, und wies auf andere Aufgaben hin, die sie Dar abnehmen konnte.
    Obwohl Dar misstrauisch blieb, was den Sinneswandel ihrer Muthuri betraf, stimmte es sie froh, dass sie jetzt die Möglichkeit hatte, auf ihren Erfahrungsschatz zurückzugreifen. Außerdem stand in ihren Gedanken die Aussicht, Kovok-mah wiederzusehen, im Vordergrund, sodass sie vorerst alle sonstigen Sorgen abtat.
    Sobald Zor-yat fort war, bereitete Dar sich darauf vor, Togu-mah und Kovok-mah zu begrüßen. Sie badete, zog die schönsten Kleider an, schwärzte ihre Zähne, trug frisches Talmauki auf und ließ sich von Nir-yat die Haare flechten.
    Sie legte größten Wert darauf, majestätisch auszusehen, denn obwohl sie nach menschlichen Maßstäben hübsch war, erfüllte sie keineswegs die Vorstellungen der Orks von Schönheit. Ihr fehlten die wuchtige Stirn, das scharfe Kinn und der Nasenwulst, und sie hatte das Gefühl, auf Orks nicht allzu anziehend zu wirken. Am stärksten störten sie ihre braunen Augen, die ihrer Meinung nach Rattenaugen
ähnelten. Nach ihrer Einschätzung konnten nur die Sippentätowierung und die schwarzen Zähne einen liebreizenden Eindruck hinterlassen. Als wiederum abträglich empfand sie König Kregants Brandmal auf der Stirn und die von der Verletzung zurückgebliebene Hautverfärbung unterhalb der Brust.
    Wenigstens sieht man die Narben meiner Auspeitschung nicht. Dar fiel ein, wie Kovok-mah die Striemen mit Heilzauber behandelt hatte. Dadurch wurde ein ganzer Schwall anderer

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