Herrscherin des Lichts
antut.“
Nach einer langen Pause nickte Cedric, aber er schaute ihr dabei nicht in die Augen. „Ihr solltet momentan nicht selbst in die Darkworld gehen. Garret wird Euch auf Schritt und Tritt bewachen lassen. Aber ich werde dasselbe mit ihm tun. Wenn er irgendetwas in dieser Richtung unternimmt, jemanden ausschickt, dann erfahre ich umgehend davon.“
„Danke.“ Ihre müden Glieder bewegten sich wie von selbst auf das Bett zu. Als hätte man ihre Ankunft bereits erwartet, waren frische Laken aufgezogen und alles ordentlich hergerichtet worden. Doch kaum, dass sie sich in die wohlige Weichheitder Federdecke gekuschelt hatte, keimte eine neue Sorge in ihr auf. Solange Cedric in der Nähe war, konnte ihr nichts passieren, auch Garrets Versuche, das Konzil zu beeinflussen, liefen bis jetzt ins Leere, aber er schreckte sicher auch nicht vor Bestechung zurück. Was war also mit ihren Bediensteten? Den Kammerdienerinnen, den Mädchen, die ihre Zofen sein würden? Jede von ihnen könnte sich heimlich hereinschleichen, während sie schlief, und tun, was auch immer Garret ihr aufgetragen hatte.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, nahm Cedric auf einem Stuhl neben der Tür Platz und verschränkte resolut die Arme vor der Brust. „Seid unbesorgt, meine Königin. Ich werde nicht zulassen, dass sich während meiner Amtszeit ein zweiter Mordanschlag ereignet.“
So beruhigt fiel sie in einen tiefen Schlaf.
Doch in ihren Träumen wurde sie schon bald von schrecklichen Bildern heimgesucht. Und die wachsende Sorge um Malachi ließ ihren aufgewühlten Geist nicht zur Ruhe kommen.
19. KAPITEL
D ie Tage und Nächte verschmolzen zu einem endlosen Fluss aus Schmerz, mit dem eine Welle aus purer Qual nach der anderen angespült wurde. Nicht einmal der Schlaf bot einen Zufluchtsort; das Leiden, ein grausames rotes Phantom, lauerte hinter seinen geschlossenen Augenlidern und saugte ihm unaufhörlich Blut und Kraft aus.
Sein Folterknecht indes kam nicht wieder zurück. Die Kohlestücke in der Schüssel erloschen langsam, bis am Ende nichts als weiße Asche von ihnen übrig geblieben war. In seinen Wunden aber brannte ihre Hitze weiter. Seine Arme taten weh, die Hände dagegen waren wie abgestorben, verzweifelt nach Blut lechzend, das sein Herz nicht zu ihnen hinaufpumpen konnte, und was dort fehlte, sammelte sich in seinen Beinen und Füßen, bis die Haut über dem dick angeschwollenen Gewebe spannte.
Sich zu bewegen brachte keine Erleichterung, sondern erzeugte nur zusätzliche Schmerzen, ebenso wie es nicht zu tun.
Seine Gedanken wanderten zu Ayla. Suchte sie nach ihm? Natürlich täte sie das, aber würde sie ihn auch finden? Und wenn nicht, würde sein Körper rechtzeitig aufgeben, damit ihm weitere, womöglich noch schlimmere Torturen erspart blieben?
Jahrhundertelang war der Tod sein Leben gewesen. Jetzt, als sterbliches Wesen, löste er gleichermaßen Angst und Faszination in ihm aus. Er sehnte ihn herbei, mit jedem unerträglichen Pochen seines geschundenen Fleisches wünschte er, der Tod möge ihn endlich erlösen. Aber mehr noch wünschte er sich, von dem Schmerz erlöst zu werden, jedoch weiter am Leben zu bleiben. Er wollte in Aylas Armen liegen, gesund und glücklich, ohne die Spuren des Martyriums, dem er zum Opfer gefallen war.
Aber es schien, dass die Dinge, die er in Wirklichkeit wollte, für immer in unerreichbare Ferne gerückt waren, und so bliebihm nur, sich auf das Sterben vorzubereiten. Die Befreiung von seinem vergänglichen Körper, der viel zu großen Schaden genommen hatte, um überleben zu können, und sich dennoch an den Funken Hoffnung klammerte, der ihm alles nur noch schwerer machte.
Kein Laut war zu hören. Stille, völlige Finsternis. Sonst nichts. Selbst wenn er die Kraft gehabt hätte, die Augen zu öffnen, würde er nur Dunkelheit sehen.
An diesem Gedanken hielt er sich fest, denn er wusste, wenn er letztlich doch ein Licht sähe, würde dies bedeuten, dass er frei war.
Als Ayla aufwachte, fühlte sie sich so erschlagen, als hätte sie hundert Kampfübungen absolviert. Sie hatte sich im Schlaf nicht ein einziges Mal bewegt, und nun waren ihre Glieder steif, und ihr Körper kam ihr weitaus zerbrechlicher – menschlicher – vor, als der einer Elfe, selbst einer Halbelfe, es eigentlich jemals hätte sein dürfen.
Fast augenblicklich stand Cedric an ihrem Bett und reichte ihr einen Becher Wasser. „Eure Hoheit, wenn Ihr in der Nacht ausreichend geruht habt, wäre es jetzt vielleicht an
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