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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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ausgewählt hatte. Sie atmete tief durch und wartete mit hoch erhobenem Kopf, bis die Türflügel sich öffneten.
    Der separate Eingang, durch den die Königin den Saal betrat, befand sich hinter dem Podium, auf dem der Thron stand. Ein junger Wächter, kaum alt genug, um zu dienen, lief von seinemPosten zu dem Ausrufer, der neben dem Podium stand.
    „Ihre Majestät, Königin Ayla“, kündigte dieser ihr Erscheinen mit donnernder Stimme an, die wie ein Schwerthieb des Henkers durch den Raum hallte.
    Sofort fing das Getuschel und Gemurmel an, zuerst nur verhalten wie Wasserrauschen, dann lauter und lauter werdend und sich bis zu Rufen der Empörung und offenem Gelächter steigernd. Aylas Schritte wurden langsamer, am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre davongerannt, aber dann entdeckte sie Garret.
    In einem wuchtigen Stuhl neben dem Podium sitzend, seinen Mund in stiller Genugtuung über die Reaktion des Hofstaates zu einem schmalen Lächeln verzogen, entsprach er genau dem Bild des durchtriebenen Schurken, der er, wie sie mittlerweile hatte erkennen müssen, tatsächlich war. Und es war seine Siegessicherheit, die Ayla anspornte, weiterzugehen und, ihn kaum eines Blickes würdigend, an ihm vorbei auf ihren Thron zuzuschreiten.
    Jemand in der Menge konnte nicht länger an sich halten und schrie: „Mörderin!“ Aber sofort war ein Wachmann bei ihm und schaffte ihn kurzerhand nach draußen, was die Aufmerksamkeit der anderen für einen kurzen Moment ablenkte, sodass Ayla sich wieder fangen konnte, bevor jemand bemerkte, wie sehr der Zwischenruf sie verunsichert hatte. Als im Saal Ruhe eingekehrt und jedes Augenpaar – Garrets eingeschlossen, das spürte sie, auch wenn sie ihn noch immer nicht ansah – auf sie gerichtet war, blieb sie stehen.
    Falls ihre Stimme zitterte, fiel es ihr selbst nicht auf. Und obwohl sie sich vorher keine Gedanken darüber gemacht hatte, was sie sagen würde, und ihre Fähigkeit, die richtigen Worte zu finden, ohne sich zu verhaspeln, nicht gerade ausgeprägt war, geschweige denn vor so vielen Zuhörern, gelang es ihr jetzt irgendwie.
    „Verehrte … Elfen.“ Sie ließ diese simple Anrede einen Augenblickwirken und sah, wie in den Augen einiger Anwesender ein Funken Anerkennung aufblitzte. „Ich erinnere mich weder an die Zeit, bevor unsere Rasse in den Untergrund verbannt wurde, noch habe ich in historischen Schlachten gekämpft. Bisher hatte ich mein Leben der Aufgabe verschrieben, der Lightworld als Assassine zu dienen, und die Kämpfe, die ich als solche ausgefochten habe, können schwerlich als ruhmreich bezeichnet werden. Doch sie haben zu eurer aller Sicherheit beigetragen. Als eure Königin, das gelobe ich, werde ich zehnmal so hart für die Sicherheit und die Interessen unseres Volkes kämpfen, wie ich es als Assassine jemals getan habe, um meinen Gegner zu besiegen.“ Das leise Zischeln einzelner Höflinge untereinander ignorierend, fuhr sie fort: „Viel zu lange hat unsere Rasse in der Dunkelheit zugebracht, den Tag herbeisehnend, an dem wir unseren rechtmäßigen Platz in der Welt zurückfordern. Stattdessen aber haben wir begonnen, mehr und mehr wie die Menschen zu leben, denen wir unsere desolate Lage verdanken. Viel zu lange haben wir stagniert, die vermeintliche Aussichtslosigkeit hingenommen und uns mit unserem Schicksal abgefunden. Ich gebe euch heute mein Versprechen, dass ich alles tun werde, selbst wenn es Jahrhunderte brauchen sollte, mein Ziel zu erreichen, um jedem Bewohner der Lightworld eine Rückkehr auf die Oberfläche zu ermöglichen und ihm damit das Leben zurückzugeben, das ihm die Menschen gestohlen haben. Ich erwarte dafür weder Dank noch Verehrung, nicht einmal euren Respekt. Alles, worum ich euch bitte, ist, dass ihr mir eine Chance gebt, meine Liebe und mein ehrliches Interesse am Wohl unseres Volkes zu beweisen, bevor ihr euch ein endgültiges Urteil über mich bildet.“
    Als sie mit diesen Worten ihre Rede beschloss, war es, als wäre plötzlich alle Kraft aus ihrem Körper gewichen. Die unheilvolle Stille im Saal drückte sie förmlich nieder, sodass sie sich setzen musste, um nicht ohnmächtig zu werden.
    Dann, wie das leise Knacken eines gefrorenen Sees, auf demdas Eis zu brechen begann, setzte vereinzelt unsicheres Klatschen ein, das bald lauter und zahlreicher wurde, bis der Raum von tosendem geschlossenen Beifall erfüllt war.
    Jetzt sah Ayla zu Garret hinüber, um sich zu versichern, dass die Überheblichkeit aus seinem

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