Herrscherin des Lichts
Gesicht verschwunden war. Er starrte sie wütend an, den jubelnden Hofstaat, dann sprang er auf, stürmte aus dem Thronsaal und zur Tür hinaus.
Ayla winkte eine ihrer Dienerinnen heran, die zu ihrer Rechten neben dem Podium stand. Die junge Elfe kam zu ihr und verbeugte sich.
„Gibt es eine Verbindung zwischen den Gemächern des königlichen Gefährten und denen der Königin?“, flüsterte Ayla, und die Dienerin nickte. „Sorge bitte dafür, dass dieser Zugang bewacht wird, bis er versiegelt wurde.“
„Ja, Eure Hoheit.“
Als es schien, der Applaus würde gar nicht mehr abebben wollen, verließ Ayla den Saal. Cedric hatte die Höflinge vollkommen richtig eingeschätzt, dennoch hoffte Ayla, einige seien nicht nur von ihrem schillernden Aussehen, sondern vielmehr von der Aufrichtigkeit ihrer Worte überzeugt gewesen. Zudem wünschte sie sich innig, eine Königin zu sein, die ihr Vertrauen auch verdiente.
„Eins muss man ihr lassen“, sagte Garret mit einem zynischen Lachen, niemanden im Besonderen ansprechend, obwohl seine Diener scharenweise um ihn herumwuselten. „Sie hat genau ihren wunden Punkt getroffen. Natürlich hatte Cedric seine Finger mit im Spiel, aber ihre Vorstellung war wirklich originell. Sie glauben allen Ernstes, Ayla könne als Königin bestehen.“
Die Bediensteten taten, als würden sie sein Selbstgespräch überhaupt nicht hören. Wen scherte das schon, auf ihre Meinung legte er ohnehin keinen Wert. Sollten sie nur damit weitermachen, wofür sie da waren, und seine Gemächer aufräumen,nachdem er alles in Reichweite kurz und klein geschlagen hatte. Er war außer sich vor Wut gewesen, aber jetzt wich sein Zorn der pragmatischen Planung seines nächsten Schachzuges. Noch war nicht alles verloren. Ayla stand nach wie vor im Verdacht, die Königin ermordet zu haben, ob die Höflinge sich nun von ihrem Geschwafel hatten einlullen lassen oder nicht.
Und er hatte ihren Darkworlder. Wenn der ihr so viel bedeutete, dass sie sogar ihr Leben riskierte, um ihm in die Darkworld zu folgen, dann würde sie vielleicht bereit sein, einen kleinen Handel einzugehen, um sein erbärmliches Leben zu retten.
„Wache“, er gab einem von ihnen ein Zeichen, demjenigen, der neben der Tür stand. Es waren insgesamt vier, zwei im Inneren seiner Räume, zwei draußen auf dem Korridor. Wäre er an Aylas Stelle und sie an seiner, würde er sie kurzerhand aus dem Weg räumen. Dazu würde er ihr keine Chance lassen. „Im Kerker befindet sich ein Gefangener, ein Darkworlder. Ich will, dass du ihn zu mir bringst. Achte darauf, von niemandem gesehen zu werden.“
Wahrscheinlich gab Ayla ihre Versuche, ihn herauszufordern, schleunigst auf, sobald sie begriffen hatte, was auf dem Spiel stand.
Es war beinahe Mitternacht, als Cedric an die Tür zu Aylas Schlafgemach klopfte. Sie lag bereits im Bett, schlief aber noch nicht, obwohl der sehr anstrengende Tag sie ziemlich erschöpft hatte.
„Euer königlicher Gefährte wünscht Euch zu sehen“, informierte Cedric sie ernst.
„Jetzt sofort.“
Rasch die Decke um ihren Oberkörper schlingend, setzte Ayla sich auf. „Ich werde seiner Bitte morgen früh nachkommen. Unsere Bindung existiert nur noch formell, er kann nicht mitten in der Nacht nach mir schicken lassen, als ob ich …“
„Er hat den Darkworlder in seiner Gewalt.“
Die Worte lösten eine Mischung aus Erleichterung und Sorge in ihr aus. Malachi war hier, im Palast, aber als Garrets Gefangener. Dann fiel ihr mit Schrecken ein, dass noch eine andere Möglichkeit bestand. „Ist er am Leben?“
Cedric nickte. „Aber sein Leben hängt an einem seidenen Faden. Ich muss Eure Majestät warnen, sein Zustand ist ausgesprochen bedenklich. Es besteht die Gefahr, dass er es nicht schaffen wird.“
Sie schnappte sich ihre Robe, die am Fußende des Bettes lag, und zog sie sich hastig über den Kopf. „Was soll das bedeuten, er schafft es vielleicht nicht? Hat Garret ihm etwas angetan?“
„Ja.“ Er hielt inne, als sie wie erstarrt mitten in der Bewegung verharrte, ein Bein über der Bettkante. „Ihr müsst euch beeilen.“
Die folgenden Minuten waren die längsten in Aylas Leben. Wie gern hätte sie auf dem Weg zu Garret Cedrics Hand genommen und fest gedrückt, doch das konnte sie nicht, denn er ging einige Schritte hinter ihr, an der Spitze der Wachleute, die sie begleiteten, ihr hin und wieder kurze Richtungsanweisungen gebend, wenn sie sich nicht sicher zu sein schien, welche Abzweigung sie nehmen
Weitere Kostenlose Bücher